Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
bisschen höher und widerstand der Versuchung, seinem Blick auszuweichen, das Thema fallen zu lassen und wegzurennen. „Wer war das?“
„Giovanni.“ Jack spie den Namen förmlich aus. „Der große einflussreiche Giovanni.“
Der Modefotograf. Nachdenklich zog sie die Augenbrauen zusammen. „Aber warum bist du …“
„Warum ich abgehauen bin?“ Als Jack ihrem Blick begegnete, stockte ihr der Atem angesichts der Kälte, die in seinen Augen lag. „Weil ich diesen Schweinehund verabscheue, darum. Hättest du jetzt vielleicht die Güte einzusteigen. Bitte?“
Sie machte einen Schritt auf den Wagen zu, doch dann blieb sie wieder stehen und schaute ihn an. „Fass mich nie wieder so an wie vorhin. Ich lasse mich von keinem Mann so anfassen, weder von dir noch von irgendeinem anderen.“ Nie wie der. Nicht, so lange auch nur noch ein Hauch von Leben in mir ist. „Hast du mich verstanden?“
Der Ausdruck, den sie nun in seinen Augen entdeckte, war ihr neu. War es Bewunderung? „Ja“, gab er zurück, plötzlich sanft wie ein Lamm. „Ich habe dich verstanden. Es wird nicht wieder vorkommen.“
Seine Antwort stellte sie zufrieden, sie nickte und stieg ein. Nachdem sie die Tür hinter sich zugeschlagen hatte, drückte sie sich in die hinterste Ecke und wartete darauf, dass er abfuhr. Doch er machte keinerlei Anstalten, den Wagen zu starten, sondern starrte lange Zeit mit versteinertem Gesicht durch die Windschutzscheibe auf die Straße. Schließlich wandte er den Kopf und sah sie an. „Es tut mir Leid, Becky Lynn. Ich hätte meine Aggressionen nicht an dir auslassen dürfen.“
Sie legte die Arme um sich. „Schon gut.“
Er nickte, drehte den Zündschlüssel herum und startete. Sie verfielen in Schweigen. Becky Lynn, die Jack aus den Augenwinkeln beobachtete, spürte, wie sein Zorn nach und nach verrauchte. Der harte Zug um seinen Mund verschwand, und der feste Griff, mit dem er das Steuer umklammerte, lockerte sich. Jetzt merkte auch sie, dass sie sich langsam entspannte.
Als er an einer roten Ampel anhalten musste, wandte er den Kopf. „Wo wohnst du denn?“
„Du kannst mich am Shop rauslassen.“ Dort hatte er sie auch abgeholt.
Die Ampel schaltete auf Grün, und er fuhr an. „Nein, ich bring dich nach Hause.“
„Das ist nicht …“
„Ich bring dich nach Hause“, wiederholte er. „Wo wohnst du?“
„Auf dem Sunset. In Hollywood.“
Sie gab ihm die Adresse, dann schwiegen sie wieder, bis er vor dem Motel anhielt. Die Augenbrauen missbilligend hochgezogen, wandte er sich ihr zu. „Hier wohnst du? Im Sunset Motel? Ich dachte, wer hier absteigt, bucht sein Zimmer nur stundenweise.“
Sie legte ihre Hand auf den Türgriff. „Ich habe bis jetzt nichts anderes gefunden.“
„Hast du denn überhaupt gesucht?“
„Ich muss sparen“, gab sie zurück. „Nicht jeder kommt mit einem silbernen Löffel im Mund zur Welt.“
Jack starrte sie einen Moment verdutzt an, dann brach er in schallendes Lachen aus. „Das einzige Ding, was ich als Baby im Mund hatte, war ein Schnuller, wie die meisten anderen Kinder auch. Und das vermutlich deshalb, weil dieses Gummizeugs einfach besser schmeckt als Sterlingsilber.“
Ihre Lippen kräuselten sich zu einem unwillkürlichen Lächeln. „Ja, wahrscheinlich.“
„Hör zu“, er rieb sich mit seinem Zeigefinger den Nasenrücken, „nicht dass ich dir in deine Angelegenheiten reinreden will, aber das hier ist wirklich eine ziemlich üble Gegend, vor allem nachts.“
„Ich pass schon auf.“
Er schnitt eine Grimasse. „Daran zweifle ich nicht. Aber wir leben hier in der Großstadt, da passieren manchmal echt böse Sachen.“
„Böse Sachen passieren in Kleinstädten auch“, gab sie leise zurück. „Ich kann selbst auf mich aufpassen.“
Er schaute sie forschend an. Als sie die Frage sah, die in seinen Augen stand, wandte sie den Blick ab. „Also dann … vielen Dank für heute. Ich fand’s echt nett von dir, dass…“
„Hast du auch so Kohldampf?“ fiel er ihr ins Wort. „Ich bin fast am Verhungern.“ Als sie zu einer Antwort ansetzte, knurrte ihr Magen unüberhörbar. Er lachte und legte den Gang ein. „Ein Stück weiter unten gibt’s eine leckere Pizza. Wir können uns noch ein bisschen über das Shooting unterhalten.“
Fünfzehn Minuten saß Becky Lynn Jack an einem Tisch mit einer rotweiß karierten Decke gegenüber. Nachdem der Kellner ihre Bestellung aufgenommen hatte, lehnte Jack sich entspannt in seinem Stuhl zurück und
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