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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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grinste. „Also, jetzt sag schon, wie fandst du es denn?“
    „Total aufregend. Aber es war ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe.“
    „In welcher Hinsicht?“
    „Kann ich nicht genau sagen. Irgendwie viel verrückter. Alles wirkte so spontan. Ich habe mir vorgestellt, die Models würden sich in Pose werfen, steif dastehen, und der Fotograf würde sie dann fotografieren, und danach würden sie sich wieder anders hinstellen und so weiter. Es hat mich überrascht, dass sie ununterbrochen in Bewegung sind.“
    Jack lehnte sich über den Tisch und stützte die Ellbogen auf. „Ist dir aufgefallen, worauf Avedon hinauswollte? Was für eine Atmosphäre er erzeugen wollte?“
    Sie versuchte, sich genau zu erinnern. An die Umgebung, die Kleider der Models und Avedons Regieanweisungen. Sie lächelte. „Verspielt würde ich sagen. Fröhlich. Lebenslustig.“
    „Exakt.“ Jack nickte. „Es ist fast überall so kalt auf der Welt, die Menschen frieren, und ihre Tage sind trist und grau. Die Vogue möchte ein wenig Farbe in ihr Leben bringen.“
    Der Kellner brachte ihre Drinks, Bier für Jack und Mineralwasser für Becky Lynn. Jack nahm einen Schluck, dann redete er weiter. „Der Sinn und Zweck eines Katalogshootings ist es, den Leuten die jeweiligen Kleidungsstücke schmackhaft zu machen – ein ganz bestimmtes Kostüm, ein ganz bestimmtes Kleid oder ein Paar Schuhe. Modefotografie zielt auf etwas anderes ab. Hier geht es darum, die Phantasien der Konsumenten in Bezug auf sich selbst zu wecken, ihnen eine Identität zu geben, egal, ob es sich nun um ein Kleid handelt oder um ein Parfum. Jede Frau träumt davon, schön, sexy und begehrenswert zu sein. Die Verbraucherin sieht eine Anzeige, auf der – sagen wir mal – Isabella Rossellini abgebildet ist. Nun wünscht sie sich nichts sehnlicher, als so auszusehen wie Isabella. Sie will so sein wie sie. Also kauft sie sich das Kleid, das Isabella Rossellini trägt.“
    „Aber sie wird deshalb trotzdem nicht Isabella Rossellini“, murmelte Becky Lynn, während der Keller die Pizza brachte.
    „Du sagst es.“
    Sie runzelte die Stirn. „Aber sind sie denn dann nicht enttäuscht? Ich meine, wenn sie merken, dass das Kleid nichts an ihrem Aussehen ändert? Dass sie niemals so sein werden wie Isabella Rossellini?“
    Jack schnitt sich ein Stück von der Pizza ab. „Eine Zeit lang glauben sie daran, dass das Kleid sie tatsächlich verändert. Ihre Fantasie gaukelt es ihnen vor. Und wenn die Täuschung nachlässt, sehen sie eine neue Anzeige, ein anderes Kleid, und alles beginnt wieder von vorn.“
    „Klingt ja ziemlich idiotisch.“ Becky Lynn schüttelte den Kopf und tat sich ein Stück Pizza auf ihren Teller. „Ich meine, ganz egal, was ich anhabe, ich brauche nur in den Spiegel zu schauen, dann weiß ich doch ganz genau, was los ist.“
    Er sah sie an. „Und was ist los, Becky Lynn? Was siehst du?“
    Ohne dass sie wusste, warum, schossen ihr plötzlich die Tränen in die Augen. Rasch wandte sie den Kopf ab und versuchte sie wegzublinzeln. „Niemand, auch Jack nicht, sollte ihre Tränen sehen. Ach, komm, Jack, tu doch nicht so. Das weißt du ganz genau. Es ist ja wohl offensichtlich.“
    „Für dich vielleicht. Was aber noch lange nicht heißen muss, dass es das für alle anderen auch ist.“
    „Wenn du meinst.“ Sie ließ die Hand, in der sie das Pizzastück hielt, sinken. Ihr war plötzlich der Appetit vergangen.
    „Willst du wissen, was ich sehe, wenn ich dich anschaue? Ich will’s dir sagen: ein neugieriges Mädchen mit einem wachen Verstand, das in ‚The Image Shop‘ völlig unterfordert ist.“ Als Becky Lynn nun den Blick hob, sah sie, dass Jack sie anlächelte. „Worauf ich hinauswill, ist Folgendes: Ich möchte dich fragen, ob du meine Assistentin werden willst. Ich brauche eine, und ich habe das Gefühl, du würdest deine Sache gut machen.“
    Sie starrte ihn entgeistert an. Seine Worte verschlugen ihr die Sprache. „W… was?“
    „Ich brauche eine Kameraassistentin, und ich biete dir den Job an, Red. Aber du musst es auch wirklich wollen.“ Er legte seine Hand auf ihre. Sie zuckte zusammen.
    „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, auch wenn es manchmal spät werden wird. Allerdings muss ich dich warnen: Gelegentlich kann ich ein ziemliches Arschloch sein, weil ich immer will, dass die ganze Welt nach meiner Pfeife tanzt. Du musst lernen, dich mir gegenüber zu behaupten, aber du wirst es schon rauskriegen, wie du mich am besten zur

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