Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
Dienst.
So saß Victoria mit ihrem Tagebuch am Fenster und notierte jede winzigste Regung ihres Gemüts, jeden noch so kleinen Gedanken. Bilder schwebten durch ihren Kopf. Szenen, in denen sie Whitby in der Wüste traf. In denen sie gemeinsam auf wilden Pferden durch die Wüste galoppierten. Whitby, der sie in seinen Armen hielt, während der glühende Wind sie umtanzte.
Und auf einmal kam ihr eine Idee …
Hatte sie nicht dem Herzog weisgemacht, dass sie ein Buch über Land und Leute schreiben wollte? Was, wenn sie das wirklich täte? Nicht gerade ein wissenschaftliches Werk. Vielmehr einen Roman, ein Märchen. Das Unmögliche möglich machen! Whitby von den Toten zurückholen und sei es nur in einer Geschichte …
So schnell ihr der Einfall gekommen war, so schnell machte sie sich an die Umsetzung. Sie musste Eindrücke sammeln. Keinen Gedanken verschwendete sie mehr an die Gefahr, die draußen drohen mochte.
Ungeduldig wartete sie auf jenen Moment, da der Herzog aus dem Dienst kommen und man zum Dinner bitten würde. Man hatte bereits mit dem Hauptgang begonnen, als sie sich ein Herz fasste.
„Euer Gnaden“, hob sie an, und es klang, als wollte sie lediglich die matte Stille beenden, die sich über die Gesellschaft gelegt hatte, die an diesem Abend nicht nur aus ihr und ihren Gastgebern,sondern auch aus den dadurch gesellschaftlich aufgestiegenen Ponsonbys bestand.
Der Herzog legte sein Besteck nieder und schenkte ihr seine ganze Aufmerksamkeit. Die anderen leisteten seinem Beispiel Folge. „Ja? Bitte?“
„Wir haben Ihnen doch erzählt, dass ich ursprünglich plante, mit Major Whitbys Hilfe ein Buch über dieses Land zu schreiben.“
Er nickte. „Gewiss. Ja, ich erinnere mich.“
„Nun, da der Major nicht mehr zur Verfügung steht, musste ich umdenken. Sein Wissen fehlt mir zwar jetzt … aber ich will das Projekt, für das ich eine so lange Reise auf mich genommen habe, nicht ganz aufgeben. Vielmehr würde ich gerne eine Art Roman daraus machen.“
Das Gesicht des Herzogs zeigte keinerlei Regung. Er schien auf den Clou zu warten.
„Zu diesem Zweck würde ich Sie gerne um einen Gefallen bitten …“
Er lehnte sich zurück und sah sie abwartend an. „Und der wäre?“
„Könnten Sie mir einen Offizier zur Seite stellen, der sich hier auskennt? Der mich in die Umgebung begleiten könnte, damit ich Eindrücke sammeln kann?“
„Unmöglich!“ Seine Stimme war aufbrausend und dabei überraschend kalt. Mit solch einer harschen Reaktion hatte sie nicht gerechnet. „Bitte?“ Mehr brachte Victoria nicht heraus.
„Ich habe mir gestern die Freiheit genommen, ein Telegramm an Ihren Vater zu schreiben. Er soll wissen, dass Sie wohlauf sind und unser Gast. Es ist mir unmöglich, Sie einer solchen Gefahr auszusetzen und ihm zu erklären, wie ich so etwas tun konnte.“
Damit hatte sie nicht gerechnet! Auch noch ein Telegramm! Victoria wurde eiskalt. Ohne jeden Zweifel würde ihr Vater umgehend zurückkabeln, dass seine Tochter augenblicklich nach Hause zu schicken sei. Sie würde Whitby verlassen müssen! Eine nie gekannte Panik stieg in ihr auf. Außer sich, einem wilden Tier gleich, das von Jägern in die Enge getrieben worden war, starrte sie den Herzog an.
Auch die Herzoginwitwe schien alarmiert, wusste aber offensichtlich nicht, wie sie eingreifen sollte.
„Es tut mir leid, Miss Stockbridge. Aber es ist mir unmöglich. Ich kann Ihnen kaum erlauben, das Haus zu verlassen. Geschweige denn, Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen. Ausgeschlossen. Vollkommen ausgeschlossen.“
„Ich hätte doch einen Offizier dabei“, protestierte Victoria und wusste doch, dass es sinnlos war. Ein Soldat und eine Frau gegen zu allem entschlossene Rebellen. Das war tatsächlich Wahnsinn. Wenn nicht gar Selbstmord.
„Miss Stockbridge, so kommen Sie doch zur Vernunft“, mahnte Colonel Ponsonby.
„Was ist denn an diesem Buch so wichtig, dass Sie Ihr Leben dafür riskieren wollen?“
Victoria blickte ihm direkt in die Augen. Die Zeit schien für einen Moment stillzustehen. „Es ist ein Memento an …“ Sie erschrak über ihre Worte, über das, was sie sagen wollte. Aber jetzt konnte sie nicht mehr umkehren. „Ein Memento an einen Mann, der dieses Land geliebt hat wie wohl kaum ein zweiter.“
Ponsonby holte tief Luft. „Also, jetzt hören Sie mal zu!“, stieß Ponsonby hervor. Mit Blicken maßregelte seine Frau seinen Ton, doch er ließ sich nicht irritieren. „Ich kannte Major Whitby. Recht gut
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