Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
sogar. Er war ein Mann von äußerst zweifelhafter Herkunft. Es mag Ihnen nicht bekannt sein, Miss Stockbridge, da Sie von zu nobler Herkunft sind, als dass man Sie mit so etwas hätte konfrontieren wollen. Aber … seine Mutter war eine …“
Er errötete und kleine Schweißperlen traten auf seine Stirn. Blicke flogen über dem Tisch hin und her. Victorias Magen zog sich zusammen. Was konnte es mit seiner Mutter auf sich haben, dass es die Gesellschaft dermaßen in Bedrängnis brachte und beinahe unaussprechlich war? Schlagartig fiel ihr ein, was Ponsonby wohl zum Ausdruck bringen wollte und kaum sagen wagte: War sie etwa Demimonde gewesen? Eine … Victoria vermochte nicht mal den Gedanken zu Ende zu denken.
„Sie war eine … Bedu.“
Den Ausdruck kannte sie nicht.
Bordsteinschwalbe
hatte sie schon gehört.
Hure
und
Prostituierte
wohl auch. Aber
Bedu
… das war ihr neu.
„Bedu?“, echote sie Ponsonbys Worte. Doch weniger, um eine Erklärung zu erbitten als vielmehr, um seine Verlegenheit auszukosten. Denn sie hasste es, wie er über Whitbys Mutter sprach. Was immer sie auch getan haben mochte – sie war seine Mutter. Sie hatte Victoria ihren Liebsten geschenkt! Und damit war die Frau über alle Schmach erhaben, die das Leben ihr zugefügt haben mochte.
„Bedu, Colonel?“, wiederholte Victoria und bohrte damit beinahe genüsslich in seiner Wunde.
Ponsonby räusperte sich vernehmlich.
„Eine Eingeborene, mein Kind. Bedu oder Beduinen nennt man die einheimischen umherziehenden Wüstenvölker. Zu ihnen gehörte Major Whitbys Mutter“, erläuterte die Herzoginwitwe sanft.
Der Ausdruck in den Gesichtern der Ponsonbys war dergestalt, als überträfe die Erklärung der alten Dame noch alles, was man über eine Prostituierte hätte sagen können.
Jetzt schaltete sich der Herzog ein. „Whitbys Vater war bereits hier stationiert. Er hat diese Bedu-Frau kennengelernt, als sie hier in die Garnison kam, um Handel zu treiben. Als wir erfuhren, dass er eine Affäre mit ihr begonnen hatte, ließen wir ihn umgehend in die Heimat zurückversetzen. Wir erfuhren erst später, dass sie ihm einen Sohn geboren hatte. Wir holten den Jungen in die Garnison.“
Victoria erbleichte.
„Nun, Miss Stockbridge“, mischte Ponsonby sich mit warmem Ton ein. „… Man konnte doch schlecht einen Engländer, wenn er auch nur halber Engländer war, mit diesen Wilden allein lassen!“ Er lächelte, als habe er ein tumbes Kind vor sich.
„Sie war seine Mutter“, erwiderte Victoria matt.
„Gewiss war Sie das. Es ehrt sie natürlich, so zu denken, Miss Stockbridge. Dennoch muss ich Ihnen in Erinnerung rufen, dass sein Vater englischer Offizier war, und somit bedarf es keinerlei Diskussion, in welcher Umgebung solch ein Kind aufzuwachsen hatte.“ Es war eine ruhige, klare Feststellung von Mrs. Ponsonby, der alle am Tisch zustimmten.
„Man hat den Stamm der Frau überaus großzügig abgefunden. Da kennen wir ja unsere Verantwortung“, erläuterte der Herzog, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt, einer Frau das Kind abzukaufen. Fassungslosigkeit und Empörung stiegen machtvoll in Victoria auf. Doch sie wusste sich zu beherrschen.
„Die Frau hat dann wieder geheiratet und noch einige Kinder bekommen“, fügte Ponsonby an, als wolle er der Geschichte noch einen sanften Ausklang gestatten und Victoria die Chance geben, Verständnis aufzubringen. Und wirklich fühlte sie sich ein wenig beruhigt über das für die Frau doch noch annehmbare Ende ihrer Leidensgeschichte.
„Und Major Whitby hat es in England gut getroffen. Er kam sofort in ein erstklassiges Internat“, sagte der Herzog.
„… erstklassig für die Verhältnisse seines Vaters“, erläuterte Ponsonby.
Victoria wollte und konnte nicht mehr länger schweigen.
„Sie kennen seine Geschichte außerordentlich gut …“, sagte sie.
„Gewiss“, bestätigte der Herzog. „Es war ja damals ein ungeheurer Skandal. Die Karriere des alten Whitby war damit praktisch beendet. Und er war ein ganz hervorragender Soldat gewesen.“
„Ganz außerordentlicher Mann“, knurrte Ponsonby.
Der Herzog fuhrt fort: „Major Whitby hat alles dafür getan, sich der Krone gegenüber dankbar zu erweisen für alles, was man für ihn getan hatte. Aber sein Blut konnte er nie verleugnen.“
„Bedu“, stieß Ponsonby gepresst hervor.
„Gewiss“, sagte Victoria knapp und griff nach ihrem Besteck.
„Nun, wie dem auch sei, Miss Stockbridge. Ich kann Ihnen niemanden
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