Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
sein!“, stieß er gepresst hervor. „Ich bin sein bester Kämpfer. Ich bin wie ein Sohn für ihn! Weshalb sollte er mich Al Musri ans Messer liefern?
Warum
?“
„Nicolas, du kennst diese Menschen weit besser als ich. Kann es nicht sein, dass die beiden in dir den wirklichen Feind sehen? Eine Vorhut der Engländer?“
In einem plötzlichen Impuls wollte sie nach den Händen des sichtlich geschockten Whitby greifen, doch sie unterließ es, sicher, er würde sie sofort abschütteln.
„Nein …“, sagte er matt.
„Wenn Al Mukhtara stirbt … wärest du sein Nachfolger. Aber vielleicht will er das nicht? Wie alt ist Al Musri?“
Whitby schloss kurz die Augen. Andere Gedanken schienen ihn zu beschäftigen, und er musste sich sichtlich konzentrieren, um Victorias Frage zu beantworten. „Anfang dreißig vielleicht.“
„Ein gutes Alter für einen Nachfolger. Einen Nachfolger, der stark ist an Männern und Waffen. Und der kein Halbblut ist wie du.“
„Ich bin sein bester Kämpfer. Ich bin sein Sohn …“
Victoria senkte den Kopf. „Nein. Du bist der Sohn eines englischen Offiziers und einer Mutter, die sich das Leben genommen hat.“
Whitbys Kiefer mahlten. Da er keine Gegenargumente zu haben schien, spann Victoria ihre Gedanken weiter.
„Du warst gut für ihn, um die Engländer in Schach zu halten. Aber ich habe ihn beobachtet. Al Mukhtara ist ein kranker Mann. Er weiß, dass seine Zeit abläuft. Und er braucht einen Nachfolger,der von allen akzeptiert wird. Unangefochten. Auch von dir! Und ihm ist auch klar, dass du versuchen würdest, Al Musri zu töten, sollte er versuchen, Al Mukhtaras Platz einzunehmen. Also musste er dich beseitigen.“
„Oh Gott“, war alles, was Whitby noch zu sagen vermochte.
„Ich glaube nicht mal, dass es etwas Persönliches ist. Er schätzt dich mit Sicherheit noch wie eh und je. Aber jetzt muss er entscheiden … will er einen Bürgerkrieg zwischen dir und Al Musri riskieren, oder dafür sorgen, dass sich nach seinem Tod alle um einen einzigen Mann scharen. Einen Mann mit dem richtigen Blut und der richtigen Religion. Einem, dem alle zu vertrauen in der Lage sind.“
„Warum hat er dann aber nie etwas zu mir gesagt?“
„Weil er dich gebraucht hat. Er musste erst seine Position festigen und dann den Stab weiterreichen. Er brauchte Sicherheit, und da konnte er dich nicht ins Vertrauen ziehen.“
Tiefes Schweigen breitete sich aus. Jetzt, da Victoria ihre Gedanken laut formuliert hatte, erfasste sie bange Furcht, denn wenn sie recht hatte, befanden sie sich beide in äußerster Gefahr.
„Ich kann es nicht glauben.“ Whitby sprang auf und begann mit entschlossenen Griffen, sich anzukleiden.
„Ich werde niemals glauben, dass er zu einem solchen Verrat in der Lage ist. Niemals!“
„Er muss als Stammesführer handeln. Nicht als Mensch, Nicolas.“
„Das sind alles Hirngespinste. Alles! Er würde mich niemals verraten. Er kennt meine unabdingbare Loyalität. Er weiß, dass ich jederzeit mein Leben für ihn und unsere Sache geben würde.“
Victoria schwieg, denn sie wusste, dass er ihr mit jedem Satz Recht gab. Stumm beobachtete sie Whitbys nervösen Weg durch das Zelt. Wenn er weiter so stur blieb, würde sie für sie beide anfangen müssen zu denken. Und zu handeln.
Kapitel 21
Zunächst musste sie Ali finden. Er war der einzige, dem sie jetzt vertrauen konnte. Mit ihm musste sie sprechen. Auf ihre Frage „Ali?“ hin hatte man ihr bedeutet, dass – welcher Ali auch immer – sich abseits des Dorfs, nahe den Bergen aufhielt.
So machte Victoria sich auf den Weg durch die Gluthitze, um ihm ihre Überlegungen zu schildern und von ihm Rat zu erhalten. Kein Wächter begleitete sie mehr, was ein gutes Zeichen war. Auch wenn sie sich sicher war, dass man sie zumindest beobachtete.
Der Weg schien sich Ewigkeiten hinzuziehen. Schweiß rann in Strömen von ihrer Stirn, und Victoria verfluchte sich, dass sie nichts hinzulernte und nicht einmal einen Schluck Wasser mitgenommen hatte. Durst schien das wesentlichste Gefühl zu sein, sobald man die relative Sicherheit der Zelte verlassen hatte.
Vollkommen erschöpft erreichte sie schließlich die ersten Ausläufer des Bergs. Sie lehnte sich gegen den warmen Stein und versuchte, ihre Gier nach Wasser zu kontrollieren.
„Ali?“ Sie rief, so laut sie konnte. Doch die einzige Erwiderung, die sie vernahm, war das schrille Kreischen eines Vogels, der über ihr am Horizont kreiste. Victoria fühlte sich
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