Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)
plötzlich, als sei sie der einzige Mensch auf Erden. Außer ihr gab es nur noch Sonne, Felsen und Wüste.
Sie beschirmte ihre Augen mit der Hand und rief abermals, mit dem gleichen Ergebnis. Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als den Berg zu erklimmen, wollte sie Ali finden. Doch wie hoch sie auch stieg, keine menschliche Stimme antwortete auf ihre Rufe. Und während sie Ausschau nach einem Schatten, dem Umriss eines Menschen hielt, betete sie, dass Whitby keinen falschen Schritt tat. Sei es aus falsch verstandener Solidarität oder aus dem Wunsch heraus, Klarheit zu erhalten.
„Al …“ Weiter kam sie nicht.
Eine raue Hand presste sich auf ihre Lippen und riss sie von dem kleinen Vorsprung, auf dem sie sicheren Stand gefunden hatte. Panik schoss in ihr hoch. Raubte ihr jede Fähigkeit, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Dass nicht Ali, sondern ein Fremder sie gepackt hielt und stolpernd in den Felsen zog, war ihr durch die Brutalität klar, mit der sie wieder und wieder gegen Steine gestoßen wurde. Der Mann packte sie an ihrem Haar und riss die sich verzweifelt Wehrende mit sich. Als Victoria versuchte, in die Hand zubeißen, die ihr die Luft nahm, erfolgte ein harter Schlag in ihr Gesicht.
Ihre Augen begannen brennend zu tränen. Sie sprang auf und ab, wedelte mit den Armen und versuchte, um sich zu treten. Doch einmal mehr verspürte sie nur maßlose Hilflosigkeit im Angesicht eines wesentlich stärkeren Gegners, dem sie nicht mit List und Klugheit zu entkommen vermochte. Die Anstrengung ließ sie noch heftiger schwitzen. Es würde nicht mehr lange dauern, dessen war sie sich sicher, und sie würde kollabieren. Heftigste Kopfschmerzen pochten hinter ihren Schläfen und pflanzten sich in Wellen in ihren ganzen Körper fort, wo sie krampfhafte Schmerzen auslösten.
Victoria wollte nichts so sehnlich, wie dass dies alles endete. Dass man ihr eine Ruhepause gönnte. Doch Schmerzen und Stolpern endeten erst vor einem Höhleneingang, den sie noch nie gesehen hatte. Ihr Peiniger packte sie bei den Armen und stieß sie mit brutaler Wucht in die Dunkelheit. Victoria schrie gellend auf, als sie hart zu Boden fiel. Staub waberte auf und erfüllte ihren ohnehin schon trockenen Hals, als habe man sie Dornen zu essen gezwungen.
„Das ist also unsere englische Rose!“ Ein höhnisches Lachen begleitete die in beinahe akzentfreiem Englisch gesprochenen Worte.
Victoria blickte auf. In einigen Schritten Entfernung saß ein mittelgroßer Mann entspannt auf einem Felsen, der aus dem sandigen Boden der Höhle ragte. Er ähnelte eher einem Dandy aus der Zeit Oscar Wildes denn einem Sheikh, als den ihn seine wallenden, schwarzen Gewänder und der kostbare Dolch am Gürtel kennzeichneten. Sein Gesicht war voll, was aber von einem sorgsam gestutzten schwarzen Bart gemildert wurde.
Mühsam versuchte Victoria, auf die Beine zu kommen und stand schließlich schwankend da.
„Was wollen Sie von mir?“, stieß sie kraftloser hervor, als ihr recht war.
„Jaaaa nuuun …“, gab er gedehnt von sich und grinste dabei über das ganze Gesicht. „Vielleicht … jemandem ein Geschenk machen …“
Er klang so verschlagen wie die Bösewichter in Victorias Romanen, und es schauderte sie bei dem Gedanken, dass diese Dunkelmänner nicht nur in Büchern existierten.
„Oder … etwas vollenden? Ja! Das ist schöner. Ich will etwas vollenden.“ Er stieß sich von seinem Felsen ab und kam ein paarSchritte auf Victoria zu. Es kostete sie alle Kraft, nicht vor ihm zurückzuweichen.
„Sie wissen, wer ich bin, meine Schönste?“
Wo Sheikh Al Mukhtara edel und charmant gewirkt hatte, erfüllte dieser Mann sie nur mit Abscheu. Egal, wie fließend seine Bewegungen sein mochten, wie gewählt seine Redeweise.
„Ich kenne Ihre Heimat gut“, führte er aus, als ihm klar wurde, dass Victoria verbissen schweigen würde. „Ich bin ein … wie sagt man bei Ihnen so schön … ein Produkt hervorragender englischer Erziehung. Eton und Cambridge nenne ich meine geistige Heimat.“
Jedes Wort troff vor Zynismus, der unterstrichen wurde vom nimmermüden Grinsen, das seine Züge förmlich entstellte. „Aber ich lebe seit einigen Jahren wieder in der Heimat meiner Ahnen und meiner Seele. Weshalb Sie mir bitte den einen oder anderen Fauxpas, wie der Franzose sagt, verzeihen mögen.“
Er war eine bösartige Karikatur Sheikh Al Mukhtaras. Doch seine offensichtliche Verschlagenheit bot Victoria einen entscheidenden Vorteil: Sie lief in
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