Gefangene Seele
dann deutete er mit der Waffe auf Johnnys Hände. “Das hat schon ein anderer für mich erledigt.”
“Holen Sie einen Arzt, ich verblute”, schrie Johnny.
Luke hörte Schritte in dem Zimmer direkt über ihnen. Er ging zur Treppe und rief hinauf: “Wir sind hier unten. Newton ist gesichert. Ich bin unbewaffnet.”
Dann legte er seine Pistole auf die Treppe und ging hinüber zu Johnny. Bevor man ihn wegschaffte, hatte er ihm noch einiges zu sagen.
“Raphael ist nicht gestorben, ohne sich zu wehren, nicht wahr?”
“Ich weiß nicht, worüber Sie sprechen”, erwiderte Johnny. “Wenn Sie Polizist sind, dann müssen Sie mir Hilfe rufen.”
“Genau das ist’s. Ich bin kein Polizist”, sagte Luke. “Ich bin ein Freund von Jade Cochrane. Du hast jemanden umgebracht, den sie liebte. Wer hat dich beauftragt?”
“Fick dich!”, schrie Johnny.
Luke trat Johnny auf das Bein, genau oberhalb des Knies. Der Mann schrie in demselben Augenblick, als die Flurtür aufgestoßen wurde.
“Ich bin es. Luke Kelly. Machen Sie das Licht an, bevor Sie heruntergehen. Meine Waffe liegt auf der letzen Stufe.”
Newton fluchte, als immer mehr Polizisten in den Keller kamen.
“Er hat auf mich geschossen!”, schrie er. “Helfen Sie mir, bevor ich verblute!”
Luke richtete sich auf, dann sah er das Einsatzkommando sowie das halbe Dutzend Polizisten an, die alle ihre Waffen sowohl auf Newton als auch auf ihn gerichtet hatten.
“Wie Sie an dem Geruch hier unten erkennen, hat unser Freund Newton unsere Gastgeberin beiseite geschafft, bevor die Party zu Ende war. Ich weiß zwar nicht, wo genau sie ist, aber das, was von ihrem Körper übrig ist, werden Sie hier unten finden. Es ist Mabel Tyler, die Eigentümerin des Hauses. Sie war eine nette alte Dame und hat es nicht verdient, auf diese Weise zu sterben. Außerdem werden Sie, da bin ich ganz sicher, feststellen, dass dies der Mann ist, der Raphael und seine Krankenschwester im St. Louis Memorial Krankenhaus umgebracht hat. Vorausgesetzt, Sie vergleichen seine DNS mit der des Täters dort.”
“Zur Hölle mit dir!”, quietschte Newton. “Zur Hölle mit Ihnen allen. Ich brauche medizinische Versorgung!”
Einer der Polizisten sagte über Funk den Rettungssanitätern, die schon oben warteten, Bescheid, dass der Ort gesichert sei, und wo sie den Patienten finden würden, während die anderen Polizisten nach der Leiche von Mabel Tyler suchten.
Zwei Polizisten bewachten Newton. Aber Luke war mit dem Mann noch nicht fertig. Er wollte ihm, bevor er ging, noch etwas mitgeben, worüber er nachdenken konnte.
Er kniete neben Newton und deutete auf dessen Hände.
“Raphael hat ein Stück von deiner Hand bekommen, bevor er starb, was?”
Newton war außer sich vor Schmerz.
“Sie meinen meine Hände? Scheiß auf meine Hände! Ich blute hier aus”, stöhnte er.
“Außerdem stirbst du”, sagte Luke.
Newton stöhnte. “Halten Sie den Mund.”
“Oh, du wirst nicht durch die Schussverletzung sterben. Das kriegen die Ärzte schon wieder hin. Ich weiß zwar nicht, ob sie das Bein retten können, aber sie werden auf alle Fälle dein Leben retten … damit du später sterben wirst.”
Johnny begann, sich das Bein zu halten, als die Sanitäter kamen und das versorgten, was Luke von Johnny übrig gelassen hatte.
“Sorgen Sie dafür, dass er endlich den Mund hält. Ich weiß nicht, worüber er redet”, presste Newton schmerzerfüllt zwischen den Zähnen hervor.
“Oh, Entschuldigung, ich dachte, ich hätte mich deutlich ausgedrückt”, sagte Luke. “Diese Wunden an deinen Händen, die stammen doch von Raphaels Fingernägeln, oder? Nun, erinnerst du dich daran, dass überall Blut war, als du ihn erwürgt hast? Ich wette, dass du auch eine ganze Menge Blut von ihm abbekommen hast … auch in die Wunden an deinen Händen.”
“Na und? Na und? Der Hund starb an Krebs. Ich habe den Prozess nur beschleunigt. Nun halten Sie doch endlich den Mund und lassen mich in Ruhe.”
“Johnny … Johnny, du verstehst es immer noch nicht. Ja, Raphael hatte Krebs, und ja, er war todkrank. Aber der Krebs war nur eine Nebensächlichkeit, eine Begleiterscheinung der Krankheit, unter der er außerdem litt. Er hatte Aids im Endstadium. Erinnerst du dich an all das Blut? Ich würde tippen, dass du den Erreger jetzt auch in dir trägst.”
Der Schock, das zu hören, war so groß, dass Johnny in diesem Moment seine Schmerzen nicht mehr spürte. Die Zeit schien stillzustehen. Er dachte an den
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