Gefangene Seele
sein, dass Lawson einer von Solomons Kunden war.”
In seiner gesamten Laufbahn als Gesetzeshüter ist Randall häufig den dunkelsten Seiten der Gesellschaft ausgesetzt gewesen, aber diese Geschichte drehte ihm einfach den Magen um.
“Verdammt! Und fast hätten wir ihn zum Gouverneur gewählt!”
“Also, kann ich denn jetzt mit ihm sprechen oder nicht?”
“Ich möchte, dass einige meiner Detectives bei dem Gespräch dabei sind.”
“Es ist mir gleichgültig, ob Sie es in der ganzen Stadt im Fernsehen übertragen”, gab Luke zurück.
Randall nickte. “Okay, dann lassen Sie uns mal anfangen.” Er nahm den Telefonhörer ab und tippte eine Nummer. “Captain, hier ist Chief Randall. Ich schicke Ihnen Luke Kelly vorbei. Ich würde es als persönlichen Gefallen auslegen, wenn Sie so nett wären und ihm einige von Ihren Detectives zur Seite stellten, während er Frank Lawson verhört. Und ja. Bitte sorgen Sie dafür, dass die Detectives mit ihm zusammen im Verhörraum sind. Lawson wirkt zwar wie ein recht netter Kerl, aber im Moment hat er allen Grund, aufgebracht zu sein, auch wenn ich es ihm nicht übel nehmen kann. Allerdings wollen wir doch keinen unbescholtenen Bürger hinter Gitter bringen … Ja. Vielen Dank.”
Luke atmete erleichtert aus. Gleich sollte es so weit sein.
“Passagiere der internationalen Flüge nach Lissabon oder Antigua via New York City werden gebeten, zum Gate …”
Otis fluchte leise und legte sein Handgepäck auf den Sitz neben sich. Er hatte schon seit knapp zwei Stunden auf seinen Flug von Los Angeles nach Genf gewartet, aber die Anzeigentafel zeigte, dass sich der Flug weiter verspäten würde. Er hatte das Bodenpersonal am Gate schon so häufig nach der geplanten Abflugszeit gefragt, dass sie ihn mittlerweile bereits argwöhnisch beäugten, wenn er nur die kleinste Bewegung machte.
Die gute Nachricht war, dass mit dem letzten angekündigten Flug auch die junge Mutter mit ihren drei schreienden Gören, die in seiner Nähe gesessen hatten, verschwunden war. Kein Wunder, dass ihr Mann ohne sie ins Flugzeug gestiegen war. Wenn sie seine Ehefrau gewesen wäre, hätte er sie wahrscheinlich verlassen, sie und die Kinder für immer verlassen. Dann verwarf Otis den Gedanken. Er hätte von vornherein klargestellt, dass sie keine Kinder von ihm zu erwarten hätte. Er mochte keine Kinder. Noch nie hatte er Kinder leiden können. Außer vielleicht als Ware, aber auch die Zeiten waren vorbei.
Das erinnerte ihn daran, dass Kinder der Grund waren, warum er wieder auf der Flucht war. Ein neues Leben anzufangen, war ihm bisher immer leichtgefallen, ja es hatte sogar Spaß gemacht, aber da war er noch jünger als heute. Inzwischen hingegen war er in das Alter gekommen, wo er die Annehmlichkeiten des Lebens mehr schätzte als die Aufregung und Abwechslung. Mann, er hatte im Laufe seines Lebens mit mehr Frauen gevögelt als Hunderte von Männern zusammen. Er hatte ein Vermögen damit verdient, Filme zu produzieren, in denen Paare es miteinander trieben. Es war eine verdammt tolle Zeit, aber die war jetzt zu Ende, und danken konnte er Jade Cochrane dafür.
Langsam begann sich die Flughafenhalle zu leeren. Eine Zeit lang hörte man nur in der Ferne leise Stimmen und hin und wieder das Quieken der Lautsprecheranlage, die einen weiteren Flug ankündigte. Gelangweilt sah Otis Jacks auf den von der Decke herabhängenden Fernsehbildschirm; erschreckt gab er einen Grunzlaut von sich, als habe ihn jemand in den Magen geboxt.
Auf dem Bildschirm sah er das Gesicht von Frank Lawson in Nahaufnahme. Nur handelte es sich dabei nicht um einen aufgenommenen Wahlkampfspot, sondern es war laut Nachrichtensprecher eine Aufnahme, die früh am Morgen aufgezeichnet worden war. Es ging darum, dass man Lawson festgenommen hatte. Er war in Handschellen in das Untersuchungsgefängnis gefahren worden. Es gäbe nur Gerüchte, weswegen er festgenommen wurde, aber eines, das zu stimmen schien, besagte, dass er Verbindungen zu einem Auftragsmörder mit drei Tötungsdelikten in Missouri hatte.
Otis stöhnte. Was für eine Scheiße! Wenn sie schon Lawson damit am Wickel hatten, dann würde es nicht mehr lange dauern, bis sie herausfanden, warum Lawson die Morde in Auftrag gegeben hatte. Und wenn sie das herausgefunden hatten, dann war es abzusehen, dass sie auch wissen wollten, wer vor zwanzig Jahren Lawson mit … mit seinen Gespielinnen versorgt hatte. Und wenn Lawson wusste oder herausfinden konnte, was aus
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