Gefangene Seele
noch nicht.”
“Jade Cochrane sendet Ihnen schöne Grüße.”
Frank Lawson wich so schnell das Blut aus dem Kopf, dass ihm leicht schwindelig wurde. Er hätte etwas antworten müssen, aber ihm fielen die passenden Worte nicht recht ein.
“Ist was?”, frage Luke. “Sie haben sie doch bestimmt nicht vergessen? Hübsches kleines Mädchen. Schwarze Haare. Blaue Augen. Sie flehte Sie an, sie gehen zu lassen, aber das konnten Sie nicht, nicht wahr? Sie mögen es, wenn die Kleinen zerbrechlich und hilflos sind. Die flache Brust und die kleinen Hände und Füße machen Sie an, nicht wahr?”
Lawson schwankte auf seinem Stuhl, als hätten Lukes Worte physische Gewalt auf ihn ausgeübt. Dann sah er sich hektisch im Raum um, aber alle sahen ihn nur mit angewiderten Blicken an. Er war darauf eingestellt, dass man ihn beschuldigte, drei Menschen durch einen Auftragskiller getötet zu haben, aber dass jetzt sein kleines schmutziges Geheimnis preisgegeben sein sollte, dass konnte er nicht fassen.
“Halten Sie den Mund”, murmelte er. “Halten Sie endlich den Mund. Sie wissen gar nicht, was Sie da reden.”
Luke bewegte sich auf ihn zu. Er tat nur einen einzigen Schritt, aber das reichte, damit Frank in Panik ausbrach.
“Halten Sie ihn mir vom Leib”, bat Frank.
“Ich habe Jade versprochen, dass ich den Mann, der sie mit dem Messer so verletzt hat, umbringen würde, wenn ich ihn je fände.”
Beide Detectives erschraken, sofort griffen sie automatisch nach ihren Pistolen in den Holstern.
“Aber dann habe ich mir überlegt, dass es für Sie eine schlimmere Strafe gibt als einen schnellen Tod.”
Die beiden Kommissare entspannten sich, Frank allerdings nicht.
“Gorman … unternehmen Sie doch etwas! Sie können nicht zulassen, dass er so mit mir redet.”
Gorman schwankte schon zu diesem Zeitpunkt zwischen seinem Gewissen und der Geldsumme, die ihm Lawson zahlte. Er hatte schon viele Menschen vertreten, die des Mordes angeklagt waren, sogar einige, die tatsächlich schuldig gewesen waren. Aber Paul Gorman war Vater von drei Töchtern, die sechs, sieben und zwölf Jahre alt waren. Als er Luke Kelly zuhören musste, war ihm schlecht geworden. Er konnte Frank nichts erwidern.
“Lawson!”, bellte Luke ihn an.
Franks hektischer Blick glitt wieder zurück zu Luke.
“Lassen Sie mich in Ruhe”, bettelte Frank. “Sie sind noch nicht mal Polizist. Ich muss noch nicht einmal mit Ihnen reden, wenn ich nicht will.”
“Ich soll Sie in Ruhe lassen?” Luke grinste ihn an. “Sie müssen diesen Satz schon mal auswendig lernen, denn wenn Sie dahin gehen, wo ich Sie hinbringen werde, werden Sie diese Phrase nötiger brauchen, als Sie glauben.”
“Worüber reden Sie eigentlich?”, fragte Frank.
“Wissen Sie, wen Gefängnisinsassen noch mehr hassen, als die Leute, die sie hinter Gitter gebracht haben? Perverse. Kinderschänder. Pädophile. Die hassen sie am meisten. Ich muss mir die Finger gar nicht an Ihnen schmutzig machen, denn sobald Sie hinter Gittern sind, wird das schon jemand für mich erledigen. Und das wahrscheinlich auf viel originellere Weise, als ich mir ausdenken kann.”
Plötzlich spürte Frank, wie ihm das Mittagessen hochkam. Jemand winselte. Erst nach einigen Augenblicken wurde ihm klar, dass er selbst es war, aus dem diese Geräusche kamen. Sollte es noch einen Moment geben, in dem er seine letzte Karte ausspielen konnte, dann war es der aktuelle.
“Ich schlage Ihnen einen Handel vor”, murmelte er. Seine Handschellen machten ein metallisches Geräusch auf der Tischplatte, als er sich zu Detective Brewster vorbeugte.
“Sie können mir nichts bieten, woran ich Interesse hätte”, sagte Luke.
“Doch, das kann ich”, stellte Frank fest. “Ich kenne Solomon. Ich weiß, wo er sich aufhält.”
Luke kniff die Augen zusammen. “Ja, das glaube ich auch!”
“Es stimmt aber! Ich schwöre es Ihnen!”, rief Frank aus. Dann griff er nach Paul Gormans Arm. “Sagen Sie es ihm! Sagen Sie ihnen, dass wir einen Handel vorschlagen. Ich gebe ihnen Solomon, wenn sie diesen Teil der Geschichte aus der Presse heraushalten.”
Luke fasste Frank an das Revers seines Overalls, noch bevor einer der anderen Polizisten reagieren konnte.
“Sie sagen mir, wo er steckt, oder Sie werden den Tag Ihrer Verurteilung nicht lebendig erleben!”, flüsterte Luke.
“Nicht, wenn Sie nicht auf den Handel eingehen. Nicht, wenn Sie mir nicht zustimmen!”
Beide Detectives standen auf und zogen Luke von Frank
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