Gefangene Seele
Sie zeigt, als Sie noch mit den People of Joy zu tun hatten.”
Otis wusste nicht, ob er sich zuerst übergeben oder urinieren sollte.
“Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen”, murmelte er. “Und ich muss
jetzt
zur Toilette.”
“Wie oft haben Jade und die anderen Kinder Sie um Gnade angefleht? Wie häufig haben sie Sie gebeten, nicht mit Ihnen in den lilafarbenen Raum gehen zu müssen?”
Otis stöhnte. Niemand konnte von diesem Zimmer wissen – niemand außer den Kindern und den Männern, die er dorthin geführt hatte. Er begann aufzustehen, aber Luke drückte ihn auf die Stuhlfläche zurück.
“Sie bleiben hier”, befahl er. “Sie werden es nicht wagen, sich zu rühren. Sie haben ja keinen Schimmer, wie leicht es mir fallen würde, Sie auf diesem Stuhl zu töten.”
Jetzt verfiel Jacks in Panik. Er schaute hektisch von Ruiz zu Drury und zurück. “Sie müssen mich beschützen! Er darf mich nicht umbringen!”, schrie Otis. “Ich kenne meine Rechte. Ich habe das Recht darauf, von einem Anwalt vertreten zu werden. Und ich habe das Recht auf ein gerechtes Gerichtsverfahren, wenn es nötig wird. Ich …”
Luke lehnte sich vor und stützte sich mit den Händen auf dem Tisch auf, bis er sehr nah an Otis’ Gesicht war.
“Sie dürfen Ihnen nichts tun. Aber ich könnte es. Ich bin kein Polizist.”
Otis spürte die Wärme, bevor er die Feuchtigkeit wahrnahm. Der Urin rann sein Bein hinab, ihm war das Unverzeihliche passiert. Er hatte sich eingenässt.
“Verdammt!”, schrie er Luke an. “Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich zur Toilette musste. Sehen Sie sich an, zu was Sie mich gezwungen haben!”
Ruiz verzog das Gesicht, dann stand sie auf und ging zur Tür.
“Verdammt!”, schreckte Drury auf, rückte vom Tisch ab und ging ebenfalls zur Tür. “He!”, rief er den Wachen zu. “Hol mal jemand einen Mopp. Das arme Schwein hat sich bepisst.”
Luke nahm den stechenden Geruch von frischem Urin wahr, aber er war noch nicht mit Otis fertig. Nun, als alle außer Hörweite waren, gab er Otis seinen finalen Rettungsschuss.
“Ich sage Ihnen dasselbe, was ich auch schon Frank Lawson gesagt habe. Sie wandern ins Gefängnis, und zwar in ein Bundesgefängnis. Und glauben Sie nicht, dass Sie dort mit Ihrem Geld und Ihrem schicken Gequatsche irgendetwas erreichen können. Denn ich werde sicherstellen, dass, wo immer Sie auch landen werden, alle Insassen wissen, wer Sie sind.”
Otis hielt sich seine aneinandergeketteten Handgelenke schützend vors Gesicht.
“Halten Sie ihn fest!”, schrie er.
“Hören Sie mir gut zu”, flüsterte Luke. “Wenn Sie an einen Gott glauben sollten, fangen Sie an zu beten. Wenn es jemanden gibt, den Sie auf dieser Welt schätzen, schreiben Sie Ihr Testament. Sie werden hinter Gittern kein Jahr überleben. Dafür werde ich sorgen.”
Luke übergab Ruiz die Zeichnung, als sie wieder hereinkam.
“Vielleicht wollen Sie die behalten. Man weiß ja nie, was sich dieser Mensch noch alles einfallen lässt. Sobald die Kollegen von der Bundespolizei hier eintreffen, sagen Sie ihnen, sollten sie das noch nicht wissen, dass sie die Polizei St. Louis anrufen und mit Captain Myers sprechen sollen. Die suchen Jacks wegen Entführung und noch einiger anderer schlimmer kleiner Vergehen.”
Otis hatte genug gehört und wusste, dass seine Tage als freier Mann gezählt waren. Er wollte noch nicht einmal darüber nachdenken, wie viele Tage er noch zu leben hatte. Aber er hätte sein Leben nicht als Gauner gelebt, wenn er jetzt nicht noch einen allerletzten Versuch machen würde.
“Hören Sie mir zu! Sie alle! Ich habe einige Millionen Dollar auf einem Nummernkonto in der Schweiz”, sagte er. “Wenn Sie drei mich gehen lassen, gehört das Geld Ihnen. Von mir wird es keiner erfahren.”
“Nee, die Polizei Los Angeles hat wirklich faire Renten”, gab Drury zurück. “Ich bin nicht interessiert, du Ruiz? Wie ist es mit dir?”
Amelia Ruiz starrte Jacks an. Sie verzog die Nase aufgrund des Urin-Gestanks, der aus seinen nassen Hosen aufstieg.
“Kein Handel. Schmutziger alter Mann – schmutziges Geld. Kelly?”
Luke schob seine Hände tief in seine Hosentaschen, um der Versuchung zu widerstehen, sie um Jacks Hals zu legen. Otis starrte ihn an. Ihm stand die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Luke fragte sich, wie viele Kinder Jacks mit dem gleichen Ausdruck angesehen hatten.
“Sehen Sie mich nicht an”, sagte er. “Sprechen Sie mich noch nicht einmal an, bitte. Gott
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