Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
Vom Netzwerk:
selbst.”
    Sie umringten Marsh, der den Rahmen in der Hand hielt. Marsh und Shelly bestätigten die Ähnlichkeit, aber Luke blieb still. Schließlich bemerkte Sam seinen schweigsamen Freund.
    “Luke, was denkst du?”
    “Ich denke, dass du eine sehr hübsche Tochter hast”, antwortete er, und nahm dann das Bild zur Hand, dass am deutlichsten die Gesichter der beiden Künstler zeigte. “Und ich denke, dass ich einen Flug nach San Francisco buchen sollte.”
    Sam hielt Luke am Arm fest. “Finde sie, mein Freund. Ich muss Gewissheit haben, bevor ich sterbe.”
    “Ich werde sie finden”, sagte Luke, aber er verschwieg dabei, was er sonst noch dachte. Er musste sie einfach finden, sonst würde er ihr Gesicht nie wieder vergessen können.
    Kurze Zeit später, als alle weggefahren waren, empfand Sam mehr Hoffnung, was die Zukunft seiner Familie anging, als er jemals für möglich gehalten hatte.

4. KAPITEL
    D raußen schlug der Regen an die Fensterscheibe, dicht an Jades Gesicht, sodass sie von der vorbeirauschenden Landschaft kaum etwas erkennen konnte. Sie war es leid, im Bus zu sitzen, aber sie hatte Angst, wieder einzuschlafen und schlecht zu träumen. Außerdem sah Raphael gar nicht gut aus. Ihm war schon vom Anfang der Fahrt an schlecht, und Jade begann, sich Sorgen zu machen. Raphaels Haut war bleich und klamm, und zum ersten Mal fiel Jade auf, dass sein Gesicht eingefallen wirkte – fast ausgezehrt.
    Immer erwartete sie, dass er sich um sie sorgte, während sie fast vergessen hatte, dass auch er manchmal Unterstützung brauchen konnte. Er war ihr Fels in der Brandung – der Starke, der sich nie beschwerte. Sie spürte, wie das schlechte Gewissen in ihr brannte, als sie sich zu ihm hinüberbeugte und ihm ihren Handrücken auf die Stirn legte. Er hatte kein Fieber, aber seine Augenlider waren bläulich und wirkten fast transparent. Sobald sie in New Orleans eine Bleibe gefunden hatten, würde sie sich auf den Weg machen und für ihn einen Arzt suchen.
    Zufrieden mit dieser Entscheidung, lehnte sie sich wieder in ihren Sitz zurück und sah aus dem Fenster. Sie näherten sich wieder einer Stadt. Gerade befanden sie sich in einem Vorort. Dann sah sie ein Schild, das die Innenstadt ankündigte, und musste lächeln: New Orleans.
    Bald würden sie ankommen. Sie legte ihre Hand auf Raphaels Arm und schüttelte ihn wach.
    “Rafie … wach auf. Wir sind gleich da!”
    Raphael stöhnte, als er sich aufsetzte. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und rollte den Kopf von einer Schulter zur anderen, um die Nackenmuskeln zu lockern.
    “Ich würde ja einiges für ein Bett und eine Dusche geben”, sagte er. “Und du?”
    Jade war so glücklich darüber, dass er wieder der Alte zu sein schien, dass sie ihre Arme um seinen Hals schlang. “Es regnet Rafie.” Ihren Vorsatz, einen Arzt zu suchen, hatte sie dabei schon wieder vergessen.
    Er strich durch ihr Haar und hielt ihre Strähnen in seiner Hand gefangen, als wolle er Energie aus ihrer Lebendigkeit ziehen. Dann grinste er, denn er wusste, was sie von ihm erwartete.
    “… und Regen spült unsere Sorgen fort.”
    “Ja, ja, ja. Alle unsere Sorgen hinweg.”
    Wenig später warteten sie darauf, dass ihre Taschen und das große in Pappe gewickelte Paket mit den restlichen Leinwänden und einigen kleinen Gemälden aus dem Kofferraum des Busses geladen wurden. Aber mit dem ganzen Gepäck bei diesem Wetter eine Unterkunft zu suchen, war schwierig, wenn nicht gar ausgeschlossen. Entweder mussten sie im Busbahnhof bleiben und darauf warten, dass der Regen aufhörte, oder sie mussten sich ein Taxi leisten.
    Jade sah die Müdigkeit, die Raphael ins Gesicht geschrieben stand, und schlug vor, ein Taxi zu nehmen. Zu ihrer Überraschung widersprach er nicht.
    Kurz darauf baten sie den Taxifahrer, sie zu einem Hotel, das ihnen vom Hausmeister des Busbahnhofs empfohlen worden war, zu fahren. Raphael nahm kaum den strömenden Regen wahr, der sich in den Rinnsteinen sammelte, oder die langen Zweige des Spanischen Mooses, die von der Regenrinne herabhingen. Stattdessen sah er Jade an, die den Blick aus dem Fenster gerichtet hatte. Mit einem nervösen und fast ängstlichen Ausdruck sah sie den Passanten ins Gesicht, die in den Eingängen vor dem Regen Schutz suchten.
    Aber Raphael wusste, dass Jade die Menschen nicht aus Neugierde so aufmerksam betrachtete. Es war gleichgültig, wo sie sich befanden, und wie weit sie gereist waren, Jade war überzeugt davon, dass sie eines Tages

Weitere Kostenlose Bücher