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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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wohl bei der Sache. Instinktiv sah sie sich um und schaute in den Saal, in dem sich immer noch viele fremde Menschen aufhielten. Sie konnte nichts oder niemanden sehen, der eine Gefahr darstellte – außer vielleicht Luke Kelly. Sie lehnte sich vor und fragte mit leiser Stimme: “Wovor wird er mich beschützen?”
    “Vor dem, was geschehen ist … und dem, was noch kommen wird.”
    Jade wollte ihn verspotten, aber dann sah er sie mit seinem seltsamen Blick an. Sie hatte das Gefühl, er könne ihre Gedanken lesen und in ihren Augen sehen, wie ihr bisheriges Leben verlaufen war, ohne sich darüber ein Urteil zu bilden. Wütend darüber, dass seine Gegenwart sie so verunsicherte, sagte sie mit lauter Stimme: “Sie sind ein verrückter, alter Mann. Müssen Sie außerdem immer in Rätseln sprechen?”
    Wieder veränderte sich sein Blick, und er sah Jade erschrocken an, als habe ihn irritiert, was Jade gerade gefragt hatte.
    “Rätsel? Nein, ich kenne gar keine Rätsel”, sagte er trocken.
    Jade zog die Stirn in Falten und redete sich selbst ein, dass sie bald genauso verrückt werden würde wie er, wenn sie sich das alles zu Herzen nähme und den ganzen mysteriösen Kram glaubte. Außerdem hatte sie sich unhöflich benommen, während der alte Mann doch nur versuchte, nett zu ihr zu sein. Sie schämte sich.
    “Jedenfalls, danke schön, dass Sie uns die Sachen gebracht haben”, sagte sie schnell.
    “Gott sei mit Ihnen”, antwortete Clarence leise, dann drehte er sich um und verließ die Halle.
    “Es gibt keinen Gott”, gab sie zurück, dann bückte sie sich, um die beiden Taschen aufzuheben, als plötzlich Luke auftauchte.
    “Ich nehme die schon”, sagte er.
    Jade ging einen Schritt zurück, um nicht so nah an ihm dran zu stehen, als sie bemerkte, dass er allein war.
    “Wo ist Raphael?”
    Luke hörte in ihrer Stimme, dass sie sich in seiner unmittelbaren Nähe nicht wohlfühlte, und schaute betont in eine andere Richtung, als er ihr antwortete: “Er ist noch einmal zu Ihren Pritschen gegangen, um nachzusehen, ob Sie nicht etwas liegen lassen haben.” Dann wuchtete er die schweren Taschen hoch.
    Jade beobachtete ihn dabei und entspannte sich.
    “Ich bin gleich wieder da”, sagte er und marschierte mit ihrem Gepäck zur Tür.
    Jade bemerkte, dass sie hin- und hergerissen war zwischen dem Bedürfnis, ihre Tasche nicht aus den Augen zu lassen, und dem Wunsch, nicht ohne Raphael den Raum zu verlassen. Dann sah Raphael zu ihr herüber und winkte. Sie winkte zurück und stürzte Luke hinterher.
    Luke hörte ihre Schritte hinter sich und unterdrückte ein Lächeln. Er musste sie einfach bewundern. Auf der einen Seite fühlte sie sich in seiner Nähe unwohl, auf der anderen Seite ging sie ihm nun nach, um ihre weltlichen Güter nicht unbeaufsichtigt in seiner Obhut zu lassen. Dann wurde ihm klar, dass er in seinen Händen alles hielt, was die beiden ihr Eigen nannten, und schlagartig fand er die Situation nicht mehr amüsant. Das war nicht lustig. Es war tragisch. Gott sei Dank hatte er Jade gefunden. Das Treffen mit ihrem Vater würde ihr Leben von Grund auf ändern.
    Mittlerweile hatte Jade ihn eingeholt. Er sah sie von der Seite an, als sie gemeinsam in den Flur einbogen, und lächelte. Seine Freundlichkeit schien sie ein wenig zu irritieren, dann war es ihr augenscheinlich peinlich, dass er ihr die Tasche trug. Einen Moment später las er in ihrem Gesichtsausdruck widerwilliges Einverständnis. Plötzlich wurde ihm klar, dass sich nicht nur Jades Leben sehr verändern würde. Falls sie ihn nur ein einziges Mal so anlächeln würde, wie sie Raphael anlächelte, würde er eine Flasche Champagner springen lassen.
    Als sie bei seinem Wagen ankamen, schloss er auf und gemeinsam luden sie das Gepäck in den Kofferraum.
    “Ich habe noch eine Kiste mit Bildern und Material”, informierte ihn Jade. “Clarence hat sie oben im Büro des Gemeindehauses abgestellt.”
    Luke betrachtete den Kofferraum skeptisch. “Passt sie hier rein?”
    Jade sah verzweifelt drein. “Das kann ich mir nicht vorstellen.”
    “Keine Sorge”, beruhigte Luke sie. “Wir kriegen das schon hin. Zeigen Sie mir erst einmal, wo die Kiste ist, dann sehen wir weiter.” Er grinste. “Wenn es nicht anders geht, muss Raphael auf der Motorhaube Platz nehmen, dann ist er unsere neue Gallionsfigur.”
    Diese Vorstellung brachte sie zum Kichern. Dieses Kichern versetzte Luke einen Stich im Herzen.
    Lukes Blick fiel auf ihren Mund. Schnell sah er

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