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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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unterrichtete ihn Luke. “Ich habe sie gefunden.”
    Diese Worte lösten in Sam ein Gefühl aus, als stünde er unter einer heißen Dusche. Der Boden schien sich unter seinen Füßen zu bewegen.
    Er streckte die Hand aus, um sich an der Fensterbank festzuhalten, dann lehnte er sich gegen die Scheibe.
    “Sag’s mir ehrlich”, flüsterte er. “Geht es ihr gut? Erinnert sie sich an mich?”
    “Ja, es geht ihr gut und nein, sie erinnert sich an so gut wie gar nichts, aber sie würde gern kurz mit dir sprechen.”
    “Oh mein Gott, ja, gib sie mir”, sagte Sam und hielt den Atem an.
    Am anderen Ende der Leitung wurde es still, Sam nahm an, Luke würde das Telefon herüberreichen. Alles, an das sich Sam erinnern konnte, war das kleine Mädchen, das seine Jade einmal vor langer Zeit gewesen war. Er hatte Shellys Fotos aus San Francisco gesehen, aber die Frau, die er darauf betrachtet hatte, war eine Fremde für ihn. Es würde eine Weile dauern, bis er begriffen hätte, dass aus seinem kleinen Mädchen eine erwachsene Frau geworden war. Dann hörte er einen kurzen nervösen Huster am anderen Ende. Jemand holte tief Luft. Sam wusste, das war sie. Nach zwanzig Jahren würde er gleich zum ersten Mal die Stimme seiner Tochter hören. Mit tränenerstickter Stimme sprach er, während er dem Raum den Rücken zuwandte. “Jade, bist du das?”
    Sams tiefe ruhige Stimme löste in Jade nur ein Gefühl aus: In diesem einen Moment wusste sie, dass alles gut werden würde. Sie nickte langsam. Dann wurde ihr klar, dass er sie ja nicht sehen konnte und antwortete: “Ja, hier spricht Jade. Bist du Sam?”
    Sam vergaß, wo er war, als er sich unwillkürlich umdrehte und mit tränenüberströmtem Gesicht die Männer anstarrte, die sich zu ihm umgewandt hatten und ihn wortlos ansahen. Allmählich fingen sie an, miteinander zu tuscheln. Offensichtlich wussten sie nicht, was sie mit der Situation anfangen sollten. Aber all das bekam Sam nicht mit, denn er war ganz konzentriert auf die Stimme am anderen Ende der Telefonleitung.
    “Ja, hier ist Sam. Erinnerst du dich an mich, Süße?”
    Sie hielt kurz inne, dann seufzte sie leise. “Nein, ich glaube nicht”, flüsterte sie. “Es tut mir leid.”
    “Das macht doch nichts”, antwortete Sam. “Du hast alle Zeit der Welt, um mich wieder kennenzulernen.” Ein unterdrückter Schluchzer unterbrach ihn. “Entschuldigung, Entschuldigung. Es ist nur … ich bin so glücklich. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, dass wir uns jemals wiedersehen.”
    “Das wusste ich nicht.”
    Diese vier Worte reichten, dass sich Sam ein Bild machen konnte. Er konzentrierte sich wieder auf das Gespräch. “Ich verstehe das. Es macht nichts. Solange du es jetzt weißt, macht es alles nichts. Ich freue mich, dich zu sehen. Wir müssen uns so viel erzählen.”
    Jades Herz schlug schneller. Wie hätte sie jemandem erzählen können, wie ihr bisheriges Leben ausgesehen hatte. Wie könnte sie dann jemand überhaupt akzeptieren? So schnell wie möglich wollte sie das Thema wechseln, deshalb sagte sie das Erste, was ihr einfiel.
    “Ich habe einen Freund. Er heißt Raphael. Er und ich sind zusammen.”
    “Ich freue mich auf ihn genauso, wie ich mich auf dich freue”, sagte Sam. “Nur versprich mir eines.”
    Jade erschauderte, sie fürchtete sich vor dem, was jetzt kam.
    “Wenn ich kann.”
    Sam hörte in ihrer Stimme die Angst, und ihm wurde schlecht.
    “Habe keine Angst, Süße … jedenfalls brauchst du vor mir keine Angst zu haben … Vor mir brauchst du nie Angst zu haben. Egal, was alles in der Vergangenheit geschehen ist, alles, was zählt, ist die Zukunft. Dort, wo es Liebe gibt, ist alles möglich.”
    “Ja, okay”, sagte Jade und gab Luke das Telefon zurück.
    Luke nahm es und lauschte. “Sam?”
    “Oh Gott, Luke! Du hast es geschafft, Junge! Du hast es wirklich geschafft! Ich kann dir nie vergelten, was du gerade für mich getan hast!”
    Luke hörte, dass Sam weinte. Er schluckte den Kloß hinunter, der ihn selbst schwer atmen ließ.
    “Du schuldest mir gar nichts.” Er sah hinüber zu Jade, ignorierte die alte, abgetragene Kleidung und die ungepflegten Haare. Darunter sah er die schönste Frau, die er jemals getroffen hatte. “Euch beide wieder zusammenzubringen, ist Belohnung genug, verstehst du?”
    “Ja, das verstehe ich. Wann seid ihr hier?”
    “Ich habe einen Leihwagen gemietet, und wir fahren einfach”, informierte ihn Luke. “Es ist ja schon einigermaßen spät, das

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