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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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Augen. Es war die Krankenschwester. Er verzog das Gesicht. Offensichtlich hatte sie sich beim Arzt vergewissert, denn nicht nur Dr. Tessler betrat hinter ihr den Raum, sondern auch Jade.
    “Wenn ich das richtig verstanden habe, möchten Sie weniger Spritzen bekommen”, sagte der Arzt, lächelte und tätschelte Raphaels Bein.
    Raphael blinzelte langsam, dann nickte er. “Ich habe mein Leben lang auf mich selbst aufgepasst, ich wüsste nicht, warum sich das ändern sollte.”
    Jade glitt zwischen den Arzt und Raphael und legte ihre Hand in seine. Er drückte sie leicht, während er seine Finger mit ihren verschlang. Sie fühlte sich so warm an, so lebendig. Wenn er nur ein wenig Kraft von ihr abbekommen könnte.
    “Wie geht es dir, Baby?”
    Jade kämpfte mit den Tränen. “Mir geht es gut.”
    Er zwinkerte. “So ist’s recht, Mädchen. Du bist stärker, als du glaubst. Das weißt du aber, nicht wahr?”
    “Das sagst du …”, antwortete sie.
    Michael Tessler blätterte durch das Krankenblatt, das die Schwester ihm gereicht hatte.
    “Ich empfehle Ihnen, die Schmerzmittel nicht abzusetzen.”
    “Ich habe Sie nicht um Ihren Rat gebeten”, sagte Raphael. “Ich sage Ihnen einfach, dass ich keine Schmerzmittel mehr haben will. Ich will nicht die wenige Zeit, die mir noch bleibt, verschlafen.”
    Jade fing an zu schluchzen. Sie konnte es nicht ertragen, dass Raphael so ruhig über seinen Tod sprach.
    “Bitte, Rafie …”
    Er runzelte die Stirn. “Nein, Jade. Ich muss es sagen.”
    Sie ließ den Kopf fallen, drehte sich weg und ging hinüber zum Fenster. Hinter ihr sprachen der Doktor und Raphael über seine Medikamente, aber sie wollte es nicht hören. Es war, als würde sie jemandem dabei zusehen, wie er seinen eigenen Sarg zimmerte. Sie verstand nicht, wie Raphael so distanziert über seine Krankheit sprechen konnte. Es fraß sie auf.
    “Jade.”
    Als sie sich umdrehte, sah sie, dass sowohl der Arzt als auch die Schwester gegangen waren. Sie eilte ans Bett.
    “Was brauchst du?”, fragte sie ängstlich und nahm seinen Plastikbecher. “Bist du durstig? Möchtest du ein wenig Wasser?”
    Raphael seufzte. “Stell den Becher ab, Süße, und setz’ dich zu mir.”
    Sie tat, was er ihr sagte, und rutschte neben ihn auf das Bett.
    “Ich hatte keine Ahnung, dass es so schnell gehen würde, wie es jetzt geht”, begann er.
    “Bitte, Rafie, sprich nicht darüber, ich möchte es nicht hören …”
    Er senkte die Stimme und klang scharf, wenn nicht gar befehlend. “Hier geht es nicht mehr darum, was du willst oder nicht willst. Hier geht es jetzt um mich. Wenn du willst, dass ich glücklich bin, dann hörst du mir jetzt zu.”
    “Okay.”
    Er ließ sich nicht von dem Zittern in ihrer Stimme und den Tränen in ihren Augen beeinflussen. Es gab Dinge, die mussten gesagt werden. In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und Luke Kelly kam herein.
    Sofort wurde Luke bewusst, dass er vergessen hatte zu klopfen, und dass er offensichtlich gerade störte.
    “Oh, hört mal. Ich kam gerade vorbei, und ich wollte nur kurz Hallo sagen … und nachschauen, ob du etwas brauchst. Aber ich kann später ja auch noch mal wiederkommen.”
    “Nein”, sagte Raphael. “Es ist ganz gut, dass du da bist, denn du musst auch wissen, was ich zu sagen habe.”
    Jades Augen wurden groß. “Nein”, flüsterte sie, “er gehört doch gar nicht zu uns.”
    Raphael runzelte die Stirn. “Verdammt, Jade … du hörst mir einfach nicht zu. Er gehört zu uns … sogar mehr als ich im Moment, denn er ist ein Teil deiner Zukunft. Ich bin nur ein Teil deiner Vergangenheit.”
    Jade ballte ihre Hände zu Fäusten und schlug auf die Matratze neben Raphaels Beinen ein.
    “Hör auf, so zu reden”, rief sie. “Ich höre mir das nicht länger an.”
    “Du hast versprochen, dass du mir zuhörst.”
    Jade verstummte, aber Raphael las in ihrem Gesicht, dass sie sich zusammenreißen musste, um nicht zu widersprechen.
    “Okay”, sagte er ruhig, dann winkte er Luke näher zum Bett heran. “Ich muss euch etwas sagen.”
    “Ich höre”, antwortete Luke.
    Jade reagierte nicht darauf, was Raphael gesagt hatte, aber er wusste, dass sie ihm zuhörte.
    “Ich will, dass ihr beide wisst, dass kein Geld dieser Welt und kein Arzt mich mehr retten kann. Nehmt es den Ärzten nicht übel. Wenn ihr wütend auf jemanden sein müsst, dann seid wütend auf Solomon.”
    “Was redest du da?”, fragte Luke.
    Jades Körper verspannte sich auf dem Bett. “Rafie

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