Gefangene Seele
spürte eine Mischung aus Wut und Bedauern. Er dachte wieder darüber nach, was er diesem Solomon gern antun würde, als Sam versuchte, die Wogen zu glätten.
“Sei nicht traurig. Darum kümmern wir uns ein anderes Mal. Also jetzt mach dir erst einmal keine Sorgen darum, wie man Schecks ausschreibt. Benutz’ einfach die Kreditkarte. Das ist wie Bargeld. Luke zeigt dir, wie man’s macht. Das lernst du ganz schnell. Und, ach ja … du brauchst eine PIN-Nummer, um Geld aus dem Automaten zu ziehen. Sie lautet 7373. Luke, hast du vielleicht Zeit, mit Jade zum Automaten zu gehen, und ihr zu zeigen, wie das geht?”
“Kein Problem”, sagte Luke.
Es drehte sich in Jades Kopf, als sie versuchte, sich die PIN-Nummer zu merken. Geld zu haben war komplizierter, als sie gedacht hatte. “7373.” Sie runzelte die Stirn. “Und was ist, wenn ich die Nummer vergesse?”
Sam lächelte. “Du wirst sie nicht vergessen. Es ist dein Geburtsdatum.”
“Ich habe im Juli Geburtstag?”
Luke platzte der Kragen.
“Dieser gemeine Bastard”, murmelte er, stand auf und verließ den Raum.
Sam war geschockt. “Du wusstest dein eigenes Geburtsdatum nicht?”
“Vielleicht wusste ich, wann ich Geburtstag habe, bevor Mutter starb, aber dann habe ich es wahrscheinlich vergessen.”
“Wir haben die schönsten Feste gehabt”, erinnerte sich Sam. “Und außerdem: Das holen wir nach!” Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. “Nun mach, dass du loskommst! Luke wartet wahrscheinlich schon im Wagen auf dich.”
Jade verstaute die Kreditkarte und die Schecks in ihrer Handtasche und stand auf. Sam brachte sie zur Tür. Als sie im Flur standen, drehte sie sich um und umarmte ihn. Dann, bevor er etwas erwidern konnte, was sie noch mehr verwirrt hätte, rannte sie aus dem Haus.
Luke saß auf den Treppenstufen vor dem Eingang. Er stand auf, als Jade kam und bot ihr seine Hand an. Zu seiner Überraschung nahm sie sie und erlaubte ihm, sie die Treppen hinunterzuführen.
“Schnall dich an”, sagte Luke, nachdem sie sich auf den Beifahrersitz gesetzt hatte und er um den Wagen herum gegangen war, um sich hinter das Steuer zu setzen. Auch nachdem er sich angeschnallt hatte und alles bereit war, um loszufahren, saß er regungslos auf seinem Sitz und starrte geradeaus.
“Luke?”
Er zuckte zusammen, als sei er aus einer Trance aufgewacht, drehte den Zündschlüssel im Schloss, aber bewegte den Wagen nicht von der Stelle.
“Jade, manchmal brichst du mir einfach das Herz. Ich hoffe, dass Gott ein Einsehen hat und dass du eines Tages jemanden findest, der dich so liebt, wie du es verdient hast.”
Jade sah ihn nicht an, denn sie fürchtete, er könnte in ihrem Blick erkennen, wie sehnlich sie sich das wünschte. Aber sie musste ihm sagen, was ihr durch den Kopf ging.
“Aber was ist, wenn ich diese Liebe nicht erwidern kann?”
Dann sah er sie an. Als er ihr antwortete, war seine Stimme belegt. “Du kannst es, Süße. Du musst nur Vertrauen haben, dann geht es von allein.”
“Aber was ist, wenn das nie passiert?”
“Es wird passieren – wenn du dafür bereit bist”, sagte Luke, legte den Gang ein und fuhr los.
Johnny Newton hatte sich angezogen und saß in seinem Auto. Von dort, wo er den Wagen geparkt hatte, konnte er sehen, wer aus dem Haus von Sam Cochrane kam und wer hineinging, ohne selbst gesehen zu werden. Er beobachtete, wie ein jüngerer Mann zusammen mit Jade Cochrane hinausging. Dann setzten sie sich in einen roten Sportwagen und unterhielten sich. Er nahm ein Fernglas vom Beifahrersitz und fokussierte ihre Gesichter. Jede Gefühlsregung der beiden konnte er dadurch verfolgen.
“Ich glaube, er will dich bumsen, Baby”, sagte Johnny und nahm sich vor zu lernen, wie man Worte von Lippen ablesen kann. Dann richtete er das Fernglas auf Jades Gesicht, stellte scharf und pfiff leise durch die Zähne. “Süß … und sie hat es fast verdient, dass sich jemand die Zeit nimmt, es ihr richtig zu besorgen.”
Sobald sich der Wagen in Bewegung setzte, legte Johnny das Fernglas wieder auf den Beifahrersitz und legte den Gang ein. Er zählte bis drei und verließ die Auffahrt rechtzeitig, sodass er auf der Straße noch sehen konnte, wie der rote Sportwagen um die Ecke bog. Er achtete darauf, dass die beiden ihn nicht bemerkten und folgte ihnen. Johnny hatte nicht vor, Jade heute umzulegen, aber er hatte herausgefunden, wie er Raphael beseitigen könnte. Das Problem bestand darin, dass immer jemand bei dem armen
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