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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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hieße.
    Plötzlich lief eine Frau aus einem der Büroräume und nahm ihm das Kind aus dem Arm.
    “Missy … Missy … du hast Mommy zu Tode erschreckt.” Dann sah sie Luke und Jade an und begann zu weinen. “Ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken, dass Sie sie gefunden haben. Erst war sie noch neben mir, und dann ist sie plötzlich verschwunden.” Die Mutter schloss die Augen und presste ihr Gesicht gegen die seidigen Haare ihrer Tochter. “Oh Gott, oh Gott. Was hätte ich nur tun sollen? Ich habe eine solche Angst gehabt. Ich dachte … ich fürchtete, dass … ich wusste ja nicht, ob nicht …”
    Jade berührte die Frau am Arm. “Dieses Mal habe Sie Glück gehabt. Ein sehr netter Mann hat Ihre Tochter gefunden, aber das ist nicht immer der Fall. Glauben Sie mir, ich kenne es auch anders.”
    Plötzlich rang die Frau nach Luft. Sie sah Jade an, als kenne sie sie.
    “Sie sind das, nicht wahr? Ich habe Ihr Foto in der Zeitung gesehen. Sie waren das kleine Mädchen, das die ganze Zeit verschollen war, nicht wahr?” Dann begann die Frau wieder zu weinen. “Ach weh, Sie Ärmste! Was … haben Sie alles … durchmachen müssen!” Auf dem einen Arm hielt sie Missy, den anderen schlang sie um Jade und drückte sie ebenfalls an sich. “Herzlich willkommen zu Hause, meine Liebe. Herzlich willkommen.” Dann ließ sie Jade los und umarmte auch Luke.
    Jade war sprachlos, als sie wieder losgingen. Es dauerte einige Minuten, bis sie bemerkte, dass Luke ihre Hand hielt. Als sie dessen gewahr wurde, kümmerte es sie nicht. Sie ließ es geschehen, anstatt ihre Hand aus seiner zu lösen. Stattdessen hielt sie seine fester.
    Luke hatte sie während dieser ganzen Geschehnisse heimlich beobachtet, denn er fürchtete, dass die Situation bei ihr schlimme Erinnerungen wachrufen würde. Er hatte ihre Hand genommen, obwohl er sie eigentlich in die Arme schließen wollte, aber das war fraglos nicht möglich. Er hatte damit gerechnet, dass sie sich wieder freimachen würde, aber stattdessen verstärkte sie ihren Griff um seine Finger. Als dies geschah, fragte er sich, was in ihrem Kopf vorging.
    “Halt dich gut an mir fest, Honey”, sagte er leise. “Ich sorge dafür, dass du nie wieder verloren gehst.”
    Jade holte tief Luft. Sie zitterte ein wenig, hielt die Tüte mit den Socken für Raphael fester und ging einen Schritt schneller. Er hatte recht. Es gab nichts, vor dem sie sich fürchten musste. Es gab nichts, was ihr noch wehtun könnte, außer Raphael zu verlieren. Aber daran wollte sie jetzt noch nicht denken.
    Johnny liebte diesen Aspekt seines Berufes. Er fragte sich, ob er in einem anderen Leben Schauspieler geworden wäre. Er liebte die Kostüme und die Verkleidungen, die er verwandte, um seinen Auftrag zu erledigen. Dieses Mal hatte er einen Kittel gestohlen, einen Mundschutz und OP-Handschuhe. Er lief durch die Gänge des Krankenhauses und fiel unter den Dutzenden von Pflegern und Ärzten nicht im Geringsten auf. Da er wusste, dass er auf eine Station musste, die unter Quarantäne stand, hatte er sich sogar Plastiküberzieher für die Schuhe besorgt.
    Johnny fragte sich, weshalb Raphael auf der Isolierstation lag, denn er wusste, dass er an Leberkrebs erkrankt war. Dann entschied er, dass die Quarantäne wohl eher die Patienten schützen sollte als alle anderen. Wenn es ihm sehr schlecht ginge, würde schon ein Niesen von einem Fremden reichen, um eine Lungenentzündung zu bekommen, und dann wäre alles vorüber. Daher betrat er die Station ohne zu zögern und war zuversichtlich, dass in einigen Minuten sein Auftrag erledigt sein würde. Er dachte daran, wie er Frank Lawson sagen würde, dass er seinen Job gemacht habe. Vielleicht würde er auch noch ein oder zwei Tage damit warten, um für Frank die Spannung zu erhöhen.
    Als er bei dem betreffenden Zimmer ankam, zog er den Mundschutz über das Gesicht, streckte die Schultern nach hinten durch und betrat den Raum, so wie es jeder andere Arzt getan hätte. Er war ein wenig erschrocken, als er die private Krankenschwester sah, aber dann war ihm ihre Anwesenheit sogar sehr recht.
    Sie sah auf, und als sie sah, dass sich hinter der Maske nicht Michael Tessler verbarg, zog sie die Stirn in Falten.
    “Entschuldigen Sie”, sagte sie, “kann ich Ihnen irgendwie helfen?”
    Johnny deutete auf den Infusionsständer, zog dann eine leere sterile Spritze aus seiner Kitteltasche und hielt sie ihr hin.
    “Sie können ihm das in den Arm jagen, oder Sie gehen aus dem

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