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Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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los?”, fragte Jade.
    “Die Bremsen”, antwortete er, “halt dich fest.”
    Jade hatte keine Zeit, Angst zu bekommen, aber an Lukes Gesichtsausdruck erkannte sie deutlich, dass er sehr erschrocken war. Sie kreuzte die Arme über dem Kopf und stützte sie auf dem Armaturenbrett ab. Dann schloss sie die Augen.
    Luke wich einem Wagen aus, der schon an einer roten Ampel gehalten hatte. Er steuerte das Auto zwischen den sich noch bewegenden anderen Fahrzeugen hindurch auf den Seitenstreifen. Luke zog die Handbremse und legte den Rückwärtsgang ein, als gerade der vierte Gang leerlief. Der Moment, nachdem das Geräusch von Metall auf Metall und Gummi verhallt war, war unwirklich. Die Ruhe danach war so beruhigend, wie das schrille Quietschen zuvor schrecklich gewesen war. Noch eine Sekunde vorher hatte Luke Zweifel daran gehabt, ob er jemals wieder Luft holen würde, und nun saßen sie unverletzt im Wagen, lauschten ihrem Herzschlag und sahen mit an, wie heißer Wasserdampf mit einem zischenden Geräusch aus der Motorhaube strömte.
    Plötzlich standen überall Menschen vor den Fenstern, klopften an die Windschutzscheibe und riefen: “Sind Sie okay? Geht es Ihnen gut?”
    Luke drehte sich zu Jade um und schüttelte ihren Arm.
    “Jade … Süße … bist du okay? Bist du irgendwo verletzt?”
    Jade lehnte sich im Sitz zurück. Dann holte sie tief Luft. Nichts schmerzte, nirgendwo war Blut zu sehen.
    “Nein … mir geht es gut. Glaube ich. Was ist passiert?”
    “Ich weiß es nicht, aber ich wette, ich finde es heraus. Beweg dich nicht. Ich helfe dir auszusteigen.”
    Schnell verließ er das Auto und ging um den Wagen herum. Es strömten so viel Dampf und Rauch aus dem Motorraum, dass er fürchtete, etwas sei Leck geschlagen und könne eine Explosion hervorrufen.
    “Ich habe den Rettungsdienst und die Feuerwehr gerufen”, sagte ein Mann zu ihm.
    Luke nickte, anstatt sich zu bedanken, und fasste nach dem Griff auf der Beifahrerseite und riss die Tür auf. Sekunden später zog er Jade aus dem Sitz und nahm sie in die Arme. Er trug sie weit genug vom Unfallort weg, sodass sie in Sicherheit waren.
    “Ich kann laufen”, sagte sie.
    “Versuche nicht, Witze zu machen. Du bewegst dich kein Stück, bevor nicht ein Sanitäter dich durchgecheckt hat, okay?”
    Sie berührte seinen Arm, denn sie spürte, dass er immer noch geschockt war.
    “Luke, hör mir zu. Mir geht es gut.”
    Luke hielt inne, dann sah er sie zum ersten Mal wirklich an. Als sie ihn anlächelte, atmete er langsam aus.
    “Guck mal”, sagte sie, “ich kann alle meine Finger und meine Zehen bewegen.”
    Er schüttelte den Kopf, dann lehnte er sich zu ihr vor und küsste sie unbeholfen auf den Mund. Bevor sie reagieren konnte, klingelte sein Mobiltelefon.
    Jade war von dem erschüttert, was er soeben getan hatte, aber sie konnte den Grund dafür verstehen. Er war einfach erleichtert, dass es ihnen gut ging, und das zeigte er ihr mit einem Kuss. Das war alles, es hatte nichts mit ihr direkt zu tun. Es war einfach eine Geste der Erleichterung. Dennoch führte sie ihre Fingerspitzen an ihre Lippen, während er den Anruf annahm, um zu sehen, ob sie sich irgendwie anders anfühlten.
    Ihre Lippen fühlten sich an wie immer, nur sie war anders. Zum ersten Mal in ihrem Leben empfand sie für einen Mann etwas, dass nichts mit Misstrauen und Angst zu tun hatte. Und da sie niemals verliebt oder in jemanden verknallt gewesen war, wusste sie nicht, wie ihr geschah. Sie konnte nicht benennen, was sie gerade durchmachte.
    Sie fuhr sich mit einer zittrigen Hand durchs Haar und lehnte sich an den Baumstamm zurück, an dem sie saß, um wieder einigermaßen Haltung zu gewinnen.
    Als sie gerade anfing, sich zu entspannen, wurde sie von jemandem erkannt. Die Leute fingen an, auf sie zu deuten und miteinander zu flüstern. Das Flüstern schwoll zu einem Raunen an, das sich durch die Menge der Schaulustigen zog. Dann kamen alle ein Stück näher. Sie konnte Luke plötzlich nicht mehr sehen, begann panisch zu werden und hektisch nach ihm zu rufen: “Luke! Luke!”
    Jade versuchte, auf die Beine zu kommen, als Luke aus der Menschenmenge auftauchte und Männer und Frauen zur Seite schob, um zu ihr zu gelangen.
    “Gehen Sie zurück!”, rief er zu den Menschen, während er Jade auf die Füße zog und sie in die Arme nahm. “Was ist los mit Ihnen? Gehen Sie weg zum Teufel!”
    Innerhalb der nächsten Sekunden kamen Polizeiwagen und ein Krankenwagen. Einer der Beamten erkannte

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