Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne
völlige Hingabe.
Sie spürte, wie sich ihr Herz vollkommen öffnete. „Lucas, ich bin so froh, dass du mein Gefährte bist.“ Was auch immer aus ihr wurde, es ängstigte sie nicht mehr, sie hatte schließlich einen Panther an ihrer Seite.
Auf der anderen Seite des Parkplatzes setzte ein dunkelhaariger Mann das Fernglas ab und tippte eine Nummer in sein Handy. „Völlig unmöglich“, sagte er zu dem Teilnehmer am anderen Ende. „Das Krankenhaus wimmelt nur so von DarkRiver-Leoparden.“
„Vorschläge?“
„Wir warten, bis sie entlassen wird. Dann schlagen wir schnell und sauber zu. Sie werden nicht auf uns gefasst sein.“
Eine kurze Pause trat ein. „Das sind sie doch nie, nicht wahr? Wir stellen keine Bedrohung dar.“
„Sie werden bald andere Erfahrungen machen.“
„Erst, wenn wir so weit sind“, entgegnete der andere. „Pass weiter auf. Irgendwann lässt ihre Aufmerksamkeit nach.“
„Wir hätten sie uns in der Garage schnappen sollen“, sagte der auf dem Beobachtungsposten. „Ich war weniger als sechs Meter von ihr und der Raubkatze entfernt.“
„Das Risiko war zu groß, von den Überwachungskameras erwischt zu werden. Das Überraschungsmoment ist unsere stärkste Waffe.“
Denn auch ein Leopard konnte kein Phantom verfolgen.
48
Dorian schläft nicht mehr gut. Ich spüre, dass der Zorn des Leoparden wieder wächst. Diese Intensität, die ihn zum Erfolg treibt und so unglaublich loyal sein lässt, kann schnell zur Besessenheit werden. Ich werde nicht zulassen, dass er sich wieder auf dunkle Wege begibt. Das darf nicht noch einmal geschehen.
– aus den verschlüsselten Aufzeichnungen Ashaya Aleines
Ein paar Tage später traf sich Dorian mit Lucas und den anderen Wächtern. Seine Wunde war vollkommen verheilt. „Sie wollten meine Gefährtin töten. Damit haben sie die Regeln verletzt.“ Ruhig und mit dem tödlichen Ernst eines Scharfschützen.
Seine Gefährtin war eine Mediale. Der Junge, den er schon als sein Kind betrachtete, war ebenfalls ein Medialer. Er konnte diese Gattung nicht mehr so hassen wie zuvor. Aber es gab immer noch einige Mediale, denen er niemals vergeben würde. Der Rat hatte ihm seine Schwester genommen. Jetzt hatte er versucht, seine Gefährtin zu ermorden. Die verfluchten Bestien waren so gut wie tot.
„Ich weiß, dass du Blut sehen willst, Dorian“, sagte Lucas. „Aber es gibt ein Problem.“
Dorian hatte großen Respekt vor Lucas, aber der Leopard würde das nicht durchgehen lassen. Der Mann auch nicht. „Und zwar?“
„Wir wissen nicht, wer den Befehl gegeben hat“, Lucas hob die Hand, bevor ihn jemand unterbrechen konnte. „Mach du weiter, Vaughn.“
„Ich habe mit Anthony gesprochen“, sagte der Jaguar. „Er meint, der Rat sei uneins. Ashaya sollte nur getötet werden, falls alle Versuche einer Gefangennahme scheiterten.“
Dorian fluchte laut. „Es muss ein Ratsmitglied gewesen sein. Niemand anderer hat Zugriff auf einen Teleporter.“
„Anthony glaubt das auch, aber er kann nicht feststellen, wer es war.“ In Vaughns Gesicht zeichnete sich dieselbe kalte Wut wie bei Dorian ab. „Einige der Ratsmitglieder halten eine Gruppe von Silentium-Anhängern für verantwortlich. Sie nennen sich Makellose Mediale.“
„Wie passend.“
„Genau.“ Vaughn kreuzte die Arme vor der Brust. „Aber dadurch fehlt uns ein klares Ziel.“
Dorian atmete tief durch, drängte den dunklen, kalten Zorn des Scharfschützen beiseite und zwang sich nachzudenken. „Und was soll sie davon abhalten, es noch einmal zu versuchen?“ Das Bedürfnis, Ashaya zur Seite zu stehen, trieb ihn Tag und Nacht um. „Ashaya ist inzwischen so bekannt, dass sie ein leichtes Ziel ist.“
„Eamon hat aufgenommen, wie auf dich geschossen wurde“, sagte Clay in die Stille hinein. „Er hat die Kamera draufgehalten, bis das Blut spritzte.“
„Herzlichen Dank, das hätte ich fast vergessen.“ Dorian sah den anderen finster an.
Mercy warf ein Kissen nach ihm. „Du bist ein Idiot, Blondie. Clay meint, der Rat habe sich diesmal selbst ins Knie geschossen.“
„Falsch, sie haben auf mich geschossen“, sagte Dorian, doch dann überlegte er. „Wie viel hat Eamon denn?“
„Den Schützen von hinten und dich, während du dich in die Schusslinie wirfst. Liveübertragung – ist schon überall gesendet worden.“ Clay zuckte die Achseln. „Kannst ihnen also auflauern und dein Leben riskieren oder dich zurücklehnen und warten, dass ihnen alles um die Ohren
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