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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Ashaya ein Kissen für den Kopf und schob Handtücher unter ihr rechtes Schienbein. „Das kann ich zwar nur provisorisch behandeln, aber für den Moment wird es reichen. Sie können ja jemanden von Ihren Leuten später einen Blick darauf werfen lassen.“
    Ashaya hörte, wie etwas riss, Mercy hatte die noch verbliebenen Reste ihres Hosenbeins unterhalb des Knies abgetrennt. „Ich habe keine Leute mehr.“
    „Aha.“ Mercy entfernte rasch den Verband. „Luchse. Normalerweise greifen sie keine Menschen an. Was haben Sie ihnen getan?“
    „Ich glaube, sie hielten mich für eine Mahlzeit.“
    Dorian schnaubte unwillig. „Es schienen Junge in der Nähe zu sein.“
    „Verstehe.“ Das tat sie wirklich. „Sie haben ihre Kleinen beschützen wollen.“ Sie presste ihr Gesicht in das Kissen, als Mercy die Wunde mit einem Instrument untersuchte.
    „Tut mir leid – wollen Sie eine Betäubung?“
    „Nein“, sagte Ashaya prompt. „Mediale vertragen Betäubungsmittel nicht besonders gut.“
    „Stimmt, Sascha hat mal so etwas erwähnt.“
    Ashayas Vermutung hatte sich bestätigt. „Sie sind DarkRiver-Leoparden.“ Zum Rudel gehörten zwei Mediale, eine davon war Sascha Duncan, die Tochter der Ratsfrau Nikita Duncan.
    „Das ist kein Geheimnis“, sagte Mercy, aber Ashaya spürte die Spannung im Raum – nachdem sie ihr ganzes Leben die tödlichen Stromschnellen in der Nähe des Rates umschifft hatte, waren ihre Überlebensinstinkte äußerst hoch entwickelt.
    Dorians Stimme drang wie eine stählerne Klinge durch die angespannte Stille. „Betäuben Sie sich doch selbst.“ Ein Befehl.
    Dem Ashaya nicht folgen würde. Sie war schon jetzt verletzlich genug. Wenn sie sich in den tranceähnlichen Zustand begeben würde, den Mediale als Betäubung einsetzten, würde ihr Leben vollkommen in den Händen der Gestaltwandler liegen. Sie zog es vor, bei Bewusstsein zu bleiben, biss die Zähne zusammen und presste ihr Gesicht in das Kissen. Diese Entscheidung, sagte sie sich, hatte aber nichts damit zu tun, dass Dorian ihr den Befehl gegeben hatte.
    Er kniff die Augen zusammen, als er Ashayas Widerstand spürte. „Sie ist nicht in Trance.“ Sie konnte ihn unmöglich hören. Die unterdrückten Schreie mussten in ihren Ohren hallen.
    Mercy unterbrach ihre Arbeit nicht. „Es war ihre Entscheidung. Sie hält das Bein ruhig, das allein ist wichtig.“
    „Und die Leute glauben, ich sei hart.“ Er flüchtete sich in Schnoddrigkeit, versuchte damit seine Hilflosigkeit zu überspielen, aber er ballte doch die Fäuste, Krallen kratzten unter seinen Fingerspitzen. Der Leopard war immer noch außer sich, versuchte, durch die menschliche Hülle zu brechen, obwohl ihm das noch nie gelungen war. Dorian hatte gelernt, mit diesem Bedürfnis zu leben, das ihm fast die Luft zum Atmen nahm – es gab keine andere Möglichkeit. Von Geburt an war er ein versteckter Leopard, doch so schlimm wie jetzt war es nur in seiner Kindheit gewesen. Noch etwas, was man Ashaya Aleine zum Vorwurf machen konnte. „Willst du eine Säge, Dr. Frankenstein?“
    Mercy sah ihn böse an. „Ich muss mich konzentrieren. Ist lange her, dass ich die Ausbildung gemacht habe. Und mehr als ein paar Jährchen waren es auch nicht.“
    Er knurrte, unterbrach sie aber nicht noch einmal. Die ganze Zeit konnte er sich nicht von der Stelle rühren, der Leopard bestand darauf, über Ashaya zu wachen. Aber selbst dieser eigensinnigen Katze war klar, dass sie nicht wie die beiden Medialenfrauen war, die er kannte und respektierte. Sascha und Faith hatten ein Herz, besaßen ein Ehrgefühl. Doch Ashaya war eine vom Rat verhätschelte M-Mediale, die leitende Schlächterin eines Versuchslabors, die ein Implantat erschaffen sollte, das alle Individuen im Medialnet in ein einziges kollektives Gehirn verwandelte.
    Er hatte von ihr geträumt.
    Immer ein und denselben Traum. Jede Nacht.
    Er war wieder auf dem Baum, sah Ashayas Gesicht im Zielfernrohr. Nur ein leichter Druck am Abzug, und sie würde aufhören zu existieren, sein Leben nicht weiter belasten. Aber dann lachte sie, ihre Augen blitzten, und er wusste, es war nur ein Spiel.
    Plötzlich stand er vor ihr, löste ihre Zöpfe, damit er mit den Händen durch ihr Haar fahren, die knisternden, krausen Locken spüren konnte. Sie lachte immer noch, als er sie küsste, sein Mund ihre weichen, sinnlichen Lippen berührte.
    Kalte Lippen.
    Der Leopard wurde wütend, stieß sie fort. Unbewegt stand sie vor ihm. Zog sich aus. Sie war

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