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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Verlangen, vermischt mit dem Zorn, dass er ein solches Bedürfnis gegenüber dem Feind verspürte, gegenüber einer Frau, die für ebenjenen Rat gearbeitet hatte, den er geschworen hatte zu vernichten – war etwas, das er wahrhaftig nicht begrüßte.
    Noch nie hatte er einer Frau gegenüber Gewalt angewendet, aber gerade eben war er kurz davor gewesen. Er verabscheute es, dass sein Körper in ihrer Nähe so heftig reagierte, verabscheute den Menschen, zu dem er in ihrer Gegenwart wurde, die offenbar ausreichte, um die dünne Fassade der Zivilisation niederzureißen, die er sonst nach außen zeigte.
    „Dorian.“
    Ihre Stimme rieb wie Sandpapier über seine Haut. Er drehte sich nicht um, versuchte sich aus dem Dunkel zu lösen und wieder der zu werden, der er gewesen war, bevor er in jener Nacht Ashaya Aleine gesehen hatte. „Ich werde ein Treffen mit unseren Medienleuten arrangieren. Sie werden es senden – zum Teufel, wir verbringen unser Leben damit, den Rat zu irritieren.“
    „Vielen Dank.“
    Unter der gewohnten Kälte ihrer Stimme lag ein Anflug von Angst und Furcht. Beinahe wäre er wieder in die Dunkelheit zurückgeglitten, aber er kämpfte darum, ein zivilisiertes Wesen zu bleiben. „Sie haben Angst“, sagte er und wandte sich endlich um. „Erschrecke ich Sie?“ Er erwartete eine Lüge, sie würde ihm vormachen, sie sei vollkommen in Silentium.
    „Nein, ich … habe Angst, meine Kontrolle über die Konditionierung zu verlieren“, sagte sie und sah ihm in die Augen. „Die Eindrücke der Außenwelt könnten mich erschüttern, mich fühlen lassen.“
    Damit hatte er nicht gerechnet, seine Wut verschwand, als hätte jemand kaltes Wasser auf ein Feuer geschüttet. „Sie sind eine M-Mediale. Ihre Fähigkeiten müssen nicht aufrechterhalten werden. Es sei denn, Sie hätten auch aktive Gaben.“
    „Habe ich nicht.“
    „Dann haben Sie die Wahl – wollen Sie Silentium denn nicht brechen?“
    „Diese Frage ist unlogisch.“ Sie argumentierte rational, aber der Leopard spürte etwas anderes dahinter, eine Art emotionales Zittern. „Um ein Bedürfnis nach Veränderung zu spüren, müsste ich erst den Unterschied zwischen meinem jetzigen und einem zukünftigen Zustand wahrnehmen, müsste etwas fühlen.“
    Seine Brauen gingen belustigt in die Höhe. Es beruhigte ihn, dass sie zu ihm gekommen war und sich auf ihn einließ, wenn auch nur auf intellektueller Ebene. „Wollen Sie mir Sand in die Augen streuen? Das wird nicht klappen. Ich bin ein sturer Kerl, und Sie haben bereits zugegeben, dass Sie Angst haben. Sie fühlen.“ Aber wie stark? Und würde es jemals ausreichen, um den immer stärkeren Hunger des Leoparden zu stillen?
    Sie blieb in der gegenüberliegenden Ecke des Zimmers, als wüsste sie, auf welch dünnem Seil er sich bewegte. „Sie sind sehr intelligent.“
    „Mit Schmeicheleien können Sie es weit bringen, aber in diesem Gespräch nutzen sie Ihnen gar nichts.“ Er mochte es nicht, dass sie so weit weg war, und trat so nah zu ihr, dass er sie fast berühren konnte. „Sie kennen den Unterschied zwischen Silentium und Gefühlen, nicht wahr, Ashaya? Und nicht nur das, Sie wollen den Käfig verlassen.“
    Wenn sie Silentium verließ, würden seine Schuldgefühle vielleicht verschwinden. Und vielleicht konnte er dann wieder in den Spiegel sehen. „Tun Sie es“, flüsterte er. „Brechen Sie mit Silentium. Lieben Sie Ihren Sohn.“ Er hatte genau die richtigen Worte gefunden und konnte die Wirkung in ihren Augen ablesen.
    „Sie haben recht“, sagte sie heiser. „Ich kenne den Unterschied zwischen dem, was jetzt ist, und dem, was sein könnte. Ich weiß auch, dass meine Konditionierung nicht vollkommen ist. Aber selbst wenn ich in diesem Augenblick vor der Wahl stünde, ich würde mich aus freien Stücken für … Silentium entscheiden.“

 
    13
    Ratsherr Henry Scott klappte seinen Computer auf und gab Daten ein.
    Namen.
    Die Namen ganzer Familien.
    Eine Liste von auffällig gewordenen Medialen, die er schon seit Jahren führte. Ein Teil dieser Leute war bereits rehabilitiert worden, aber nach wie vor schlüpften zu viele von ihnen durch die Risse im Medialnet. Wie zum Beispiel dieser Junge.
    Henry las den Bericht noch einmal durch – der Achtjährige zeigte zunehmend Anzeichen von Aufsässigkeit. Seine Ausbilder hatten ihn unter strengere Aufsicht gestellt. Henry war der Meinung, man hätte ihn bei den ersten Auffälligkeiten auslöschen sollen. Es gab keinen vernünftigen Grund,

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