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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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nicht milderte. „Nun, nach meinen Informationen müssten Sie doch eigentlich untertauchen.“
    Sie hielt seinem Blick stand, nahm Zuflucht zu der eisigen Zurückhaltung, die schon die Ratsmitglieder zum Narren gehalten hatte. „Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, nie zu tun, was andere von mir erwarten.“
    „Heften Sie sich lieber eine Zielscheibe auf den Rücken?“ Er gab ihr den Organizer zurück, der lockere Ton war verschwunden, und das Raubtier zeigte sich wieder. „Ihr Sohn ist Ihnen vollkommen egal, nicht wahr?“
    Ein scharfer Schmerz, tief an dem geheimen Ort, an dem Keenan in ihr gelebt hatte und an dem nun eine offene Wunde klaffte. Er traf sie so unerwartet, dass ihre mühsam gewonnene Haltung dahin war. „Ich kenne keine andere Möglichkeit, um ihn zu beschützen.“ Er war ihr Kind, ihr Schatz.
    Dorians Leopard hakte sofort nach. Jetzt hatte sie doch einen Fehler gemacht. „Sie haben gesagt, er würde nicht zählen. Sei nur Handelsware.“
    Sie schloss kurz die Augen, er konnte beinahe sehen, wie sie versuchte, sich wieder zusammenzunehmen. „Nein“, sagte er, griff nach ihren Armen und zwang sie so, ihn anzusehen. „Das werden Sie nicht tun.“ Nicht mit ihm. Wenn dieses ungewollte Begehren ihn schon in seinen Klauen hatte, dann würde sie sich verdammt noch mal nicht davonstehlen. „Sie werden sich nicht hinter Silentium verstecken.“
    „Wie wollen Sie denn meinen Gehorsam erzwingen?“, gab sie unerschrocken zurück. „Ratsmitglieder haben mir gedroht. Glauben Sie, Sie könnten etwas tun, was die anderen nicht könnten? Was Sie nicht längst schon getan haben?“
    Der verbale Gegenschlag kam überraschend für ihn. „Wagen Sie ja nicht, mich mit dieser teuflischen Brut zu vergleichen!“
    „Es lauert Gewalt in Ihren Augen, wenn Sie mich ansehen“, war die leise, aber klare Antwort. „Selbst wenn Sie charmant sind, lodert sie auf kleiner Flamme weiter. Irgendetwas an mir bringt Sie gegen mich auf.“
    Er biss die Zähne zusammen. „Vor zwei Monaten hatte ich mein Gewehr auf Sie gerichtet. Ich hätte Sie erschießen können. Aber ich habe es nicht getan.“ Er hatte eine Entscheidung getroffen. Der Teil von ihm, der sie lebendig brauchte, hatte gegen die kalten Überlegungen des Scharfschützen gewonnen, der in ihr eine Bedrohung sah. „Solange Sie die DarkRiver-Leoparden nicht in Gefahr bringen, werde ich noch nicht einmal im Zorn Hand an Sie legen.“
    Sie sah auf seine Hände, die sie immer noch festhielten.
    „Tue ich Ihnen weh?“, fragte er, als sie nichts erwiderte. „Sie haben damit angefangen, also beantworten Sie jetzt endlich die verdammte Frage.“ Er wusste, dass er eine Grenze überschritt, konnte sich aber nicht zurückhalten und trat so nah an sie heran, dass ihre Brüste seinen Oberkörper bei jedem Atemzug streiften. „Tue – ich – Ihnen – weh?“
    „Nein“, war die tonlose Antwort. „Aber es bedarf nicht viel, um Sie in entsetzliche Wut zu versetzen.“
    Er ließ sie los, war so wütend, dass der Leopard mit den menschlichen Stimmbändern brüllen wollte. Deshalb klang er beinahe wie ein Tier, als er sagte: „Einer Ihrer Art, einer aus Ihrem Rat, hat meine kleine Schwester getötet. Santano Enrique war ein perfekter Medialer. In höchstem Maße in Silentium.“ Er lachte spöttisch auf. „Also, es stimmt, Ihre Gegenwart, Ihr Silentium – wie haben Sie noch gesagt – bringt mich gegen Sie auf.“
    Ashaya wurde unnatürlich still, wie Beute in Gegenwart eines Raubtiers.
    Das machte den Leoparden nur noch wütender. Der heftige Ansturm von Gefühlen ließ ihn am ganzen Körper zittern, er stürzte aus dem Bad ins Wohnzimmer. Musste weg von ihr, bevor er etwas Unverzeihliches tat. Denn diese Frau, von der er unbegreiflicherweise angezogen wurde wie eine Motte von einer brennenden Kerze, hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sie mit dem eingesperrten Leoparden in ihm umgehen sollte. Gestaltwandler brauchten Kontakt zum Leben, ganz egal, ob gut oder böse, körperlich oder emotional.
    Dorian wusste, dass er ihn sogar noch mehr als die meisten anderen brauchte. Er hatte die durch den Mord an Kylie ausgelösten Qualen überstanden, aber ihr Tod und das blutige Finale hatten ihn für immer verändert. In ihm lebte nun etwas Dunkles, wütend und wild, das er nur durch größte Willensanstrengung bändigen konnte.
    Nun hatte sich diese dunkle Seite auf verwirrende Weise mit dem Verlangen nach Ashaya verbunden. Und diese Begierde – dieses wilde

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