Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne
einmischen. „Genau.“
„Ich werde mich nicht zwischen euch stellen“, sagte Lucas, als sie beide außer Hörweite waren. „Aber du solltest vielleicht auf Abstand gehen, um nachzudenken – im Moment bist du kurz vor dem Explodieren.“
„Ich hab’s im Griff.“
„Und, mag sie deinen Griff?“ Die Frage brachte es auf den Punkt. „Sieht nicht gerade so aus, als würde sie in nächster Zeit mit dir ins Bett hüpfen – und nach dem, was ich auf dem Balkon gesehen habe, will deine Katze genau das. Du fängst Streit an, weil du frustriert bist.“ Offene Worte von Mann zu Mann, das Alphatier warnte den Wächter. „Mich schert es nicht, ob sie ein Feind ist – du lässt jedenfalls die Finger von ihr, solange sie nicht damit einverstanden ist.“
Dorian spürte, wie der Leopard in ihm die Krallen ausfuhr. „Das ist eine verdammte Beleidigung.“
„Dann versuch dich zu beherrschen.“ Lucas’ Male zeichneten sich scharf in seinem Gesicht ab. „Oder ich werde dich von diesem Auftrag abziehen.“
„Das kannst du ja versuchen.“ Dorian sprach mit der Ruhe des Scharfschützen.
„Verdammt noch mal, Dorian, sei doch nicht so stur. Du weißt genauso gut wie ich, wie es um deine Vernunft steht, wenn Mediale im Spiel sind.“
„Tatsächlich? Mit Sascha komme ich doch gut klar.“
„Sie gehört zum Rudel, Faith ebenfalls. Und Judd gehört beinahe dazu.“ Lucas schüttelte den Kopf. „Jeder Mediale außerhalb dieses engen Kreises, den du als Familie ansiehst, ist für dich automatisch ein Feind. Deshalb bist du die schlechteste Wahl, wenn es darum geht, für Ashayas Schutz Sorge zu tragen.“
Dorian ballte die Fäuste. „Hör auf, Lucas. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was zwischen mir und Ashaya gerade passiert, aber ich werde es herausfinden. Verdammt noch mal, du weißt doch besser als jeder andere, dass ich niemals einer Frau Gewalt antun würde, ganz egal, wer sie ist.“
Lucas sah ihn lange an und nickte dann. „Vielleicht wird sie niemals wollen – nachdem du sie das erste Mal getroffen hast, hast du gesagt, sie sei so kalt, dass du dir Frostbeulen geholt hättest.“
„Ich habe mich geirrt.“ Er hatte gesehen, wie verzweifelte Liebe in ihren Augen aufgeleuchtet hatte, wenn sie von Keenan sprach, hatte gespürt, wie ihre Hand gezittert hatte, als ihr klar geworden war, dass ihre Kollegen tot waren. „Sie ist nicht so, wie ich geglaubt habe.“ Er musste die wirkliche Ashaya Aleine nur aus ihrem Versteck herauslocken.
„Das spielt aber keine Rolle.“ Lucas sah zum Wagen. „Sie scheint dich nicht für fünf Cent zu mögen.“
„Ich war ja auch keineswegs charmant zu ihr.“ Er biss die Zähne zusammen. „Ich werde dran arbeiten. Sie wird schon auftauen.“ Sie musste, denn er würde todsicher nicht den Rest seines Lebens mit diesem vor Frust schmerzenden Unterleib herumlaufen. Er hatte seine Gedanken absichtlich darauf gerichtet, um sich von einem Gefühl abzulenken, das ihn weit mehr beunruhigte – er fühlte sich mehr und mehr für ihren Schutz verantwortlich.
In Lucas’ Augen funkelte katzenhaftes Vergnügen. „Kannst du gleichzeitig charmant sein und sie verteidigen?“
„Mach nur weiter mit deinen Beleidigungen, dann vergesse ich noch, dass du das Alphatier bist.“ Es war keine Wut dahinter, die beiden Leoparden hatten ihre Krallen wieder eingezogen. „Wie sieht unser weiteres Vorgehen aus?“
„Du wirst ihr Schatten sein“, sagte Lucas und zeigte jetzt die scharfe Intelligenz, die ihn zu einem Alphatier gemacht hatte, das sowohl Respekt als auch Gehorsam einfordern konnte. „Anthony will, dass sie am Leben bleibt, und wir können es uns nicht leisten, sein Wohlwollen zu verlieren.“
„Was ist mit seinen eigenen Leuten?“
„Sie stehen zur Verfügung, aber die Sache ist im Moment zu heiß für ihn – er will sich nicht die Finger verbrennen, solange wir übernehmen können.“
Dorian nickte. „Der Rat braucht mindestens ein Mitglied, das nicht wahnsinnig ist.“
„Stimmt.“ Lucas sah grimmig aus. „Wir werden Ashaya am Leben erhalten. Nichts weiter. Anthony gehört zwar über Faith zur Familie, aber ich stelle mein Rudel nicht für einen Kampf unter Medialen zur Verfügung.“
Dorian hob eine Augenbraue. „Das ist doch Schwachsinn. Wir waren vom ersten Tag an involviert.“
Lucas sah die Frau im Wagen an. „Du hast recht. Aber bei dieser Sache geht es um sie, nicht um uns. Wir haben nur die Sendung …“
„Ist das etwa keine
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