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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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schwerer fiel. Ich litt an Schlaflosigkeit und zeigte ungewöhnliche Verhaltensweisen.“ Sie hoffte, er würde seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen, aber Dorian war zu intelligent, um sich an der Nase herumführen zu lassen.
    „Seit wann bist du klaustrophobisch?“
    Erde rieselte durch Risse, ein höchst lebendiger Albtraum. Aber es hatte noch nicht richtig angefangen. „Seit ich vierzehn bin. Amara und ich wurden bei einem Erdbeben verschüttet – wir lebten damals in Sambia, und das Haus war nicht erdbebensicher. Es fiel buchstäblich über uns zusammen.“ Fast achtundvierzig Stunden waren sie in diesem pechschwarzen Albtraum voller Schmerzen gefangen gewesen. Ihre Zwillingsschwester hatte dafür gesorgt, dass sie nicht verrückt wurde. Das war die Ironie des Schicksals … und die Fessel, die ihr die Hände band.
    „Hast du damals das erste Mal Silentium gebrochen?“
    Sie nickte. „Ich hatte das Programm noch nicht beendet. Inoffiziell ist das erst mit sechzehn der Fall und offiziell mit achtzehn.“
    „Und Amara?“
    „Ihr Silentium hat gehalten.“ Das war nicht die Wahrheit. Aber auch keine Lüge. Sie redete weiter, hoffte, ihn damit von dem verräterischen Thema ihrer Schwester abzulenken. „Ich erhielt eine intensive Neukonditionierung und alle – ich selbst auch – glaubten, der Schaden durch das Eingeschlossensein unter der Erde sei damit behoben.“
    Dorian setzte sich so geschmeidig auf, dass ihr Magen sich zusammenzog, und hob zart ihr Kinn an, um ihr in die Augen zu sehen. „Du bist als Kind verletzt und traumatisiert worden – das gibt sich niemals.“
    Sie schüttelte den Kopf, überwältigt von der sanften Berührung … dieser Zärtlichkeit. „Die Möglichkeit hätte bestanden. Mediale Ausbilder sind sehr gut darin, emotionale Wunden auszulöschen. Ich wäre … dankbar gewesen, wenn sie es bei mir getan hätten.“
    Er hielt ihren Kopf immer noch fest, seine Kraft pulsierte wie Elektrizität auf ihrer Haut. „Schmerz gehört zum Leben“, sagte er.
    „Er kann einen auch zum Krüppel machen.“ Sie hielt seinem Blick stand, sah, dass er verstanden hatte.
    Seine Finger schlossen sich fester um ihr Kinn und ließen dann los. „Wir reden jetzt von dir. Was ist nach dieser Neukonditionierung passiert?“
    „Ich dachte, ich käme damit zurecht, aber es wurde bald deutlich, dass das Verschüttetsein mich dauerhaft geschädigt hatte. Die Konditionierung zerfiel.“
    „Du hast niemandem etwas davon gesagt.“ Er kam mit seinem Gesicht wieder näher, und das Sonnenlicht fiel durch das Fenster auf ihn. Die goldenen Strahlen strichen über sein Haar und den Schatten der Bartstoppeln auf seinen Wangen.
    „Doch, das habe ich.“ Sie ballte die Fäuste und kämpfte gegen das plötzliche Bedürfnis an, herauszufinden, wie sich die rauen Stoppeln auf ihrer Haut anfühlten. „Ich habe es meiner Mutter erzählt.“
    „Und?“ Der Klang seiner Stimme sagte ihr, dass er sich mit Müttern im Medialnet auskannte.
    Aber sie verblüffte ihn. „Sie sagte, ich solle es verbergen.“ Ashaya hatte mit ihrer Mutter gestritten. Sie wollte einfach nur, dass diese Albträume verschwanden. „Sie war … anders.“ Dieses Anderssein hatte ihr kurzes und brillantes Leben besiegelt. „Sie sagte, Silentium sei eine Last, ich würde besser, stärker und menschlicher ohne es sein. Dann riet sie mir, die zerbrochenen Teile gut zu verstecken, damit niemand jemals Fragen danach stellen würde, wer ich sei.“
    Weder Ashaya noch ihre Mutter hatten je über das gesprochen, was in den nächsten Monaten deutlich wurde und dafür sorgte, dass Ashayas Konditionierung weiter zerbrach, auch wenn sie sich noch so sehr an die Regeln hielt. Die Klaustrophobie war ihnen gelegen gekommen, man konnte ihr die Schuld an allem geben.
    „Sie war eine weise Frau. Ihr Name war Iliana, nicht wahr?“ Dorians Finger strichen über Ashayas Wange. Die Berührung war leicht wie eine Feder und nur ganz kurz, aber ihr Magen zog sich zusammen, sie spürte eine neue Furcht heiß in sich aufsteigen.
    Er konnte sie zerbrechen, dachte sie, dieser Leopard mit den blauen Augen und dem tiefsitzenden Zorn. „Ja. Sie ist tot. Der Rat hat sie getötet.“
    Dorian stellte fest, dass seine Lippen nur noch ein paar Zentimeter von ihrem Mund entfernt waren. Ihr Duft war so stark, dass er fast vergaß, warum er so wütend auf sie gewesen war. „Du klingst sehr sicher.“
    „Sie war im pharmazeutischen Bereich für den Rat tätig.“ Der

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