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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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ausgelöscht, und wir wären kaum mehr als Gemüse auf zwei Beinen gewesen. Um zu überleben, musste ich abwarten. Außerdem … wusste ich, dass es auch ein wenig meine Schuld war.“
    Ein sehr, sehr reales Knurren.
    „Hör zu.“ Sie ballte eine Hand zur Faust. „Amara war immer schon ein wenig anders, aber das sind die meisten Genies – selbst im Medialnet. Die Dinge gerieten erst außer Kontrolle, als sich meine Klaustrophobie entwickelte. Ihre Kontrolle über meine Gefühle oder eher meine fehlende Kontrolle trugen zu ihrer Destabilisierung bei. Zum Teil kann ich deswegen meine Gefühle so gut verstecken. Ich selbst musste mir glauben, dass ich keine hatte – jeder Ausrutscher führte zu einer weiteren Degeneration bei Amara.“
    Dorian legte seine Arme wie unzerstörbare Stahlbänder um sie. „Wenn sie so clever ist, hätte sie die Auslöser auch kennen müssen. Sie hat alles dir allein aufgebürdet. Es ist genug, Shaya.“ Rau und voller Abwehr zeigte sich der Leopard in seiner Stimme. „Du trägst keine Schuld daran.“
    Zitternd barg sie das Gesicht an seiner Brust. „Ich muss jetzt aufhören.“ Die Erinnerung drohte sie zu überwältigen, sie ins dunkle Grab zurückzuziehen. „Ich bin nicht stark genug dafür.“
    „Du hast dich einem Scharfschützen in den Weg gestellt – die meisten geben Fersengeld, wenn sie mich sehen.“ Harte Worte, aber seine Fingerspitzen fuhren sanft an ihrem Ohr entlang.
    Sie hatte nicht erwartet, dass ihr Schütze so zärtlich sein konnte. Er erstaunte sie immer wieder. „Vielleicht gehen Geschichten über deine Gemeinheiten um.“
    „So spricht mein Mädchen.“ Stolz und Besitzanspruch in seinen Worten. „Du hast es lange genug für dich behalten.“ Lippen auf ihren Haaren, eine feste Hand auf ihrem Rücken. „Es ist Zeit loszulassen.“
    Wie wäre es, diese außergewöhnliche Kraft stets an ihrer Seite zu haben? Dorian würde nie die Waffen strecken, was immer auch geschah.
    „Wieso bist du bei Bewusstsein geblieben?“, fragte er. „Wie nur?“
    „Sie war die ganze Zeit in meinem Kopf.“ Die Erinnerung an diese Vergewaltigung ließ den bitteren Geschmack von Galle in ihrer Kehle aufsteigen. „Das hat sie schon gemacht, als wir noch Kinder waren. Deshalb sind meine Schilde unter normalen Bedingungen so fest.“ Wenn sie nicht gerade von Gefühlen überwältigt wurde. „Reiner Selbstschutz.“
    „Hat niemand ihr Eindringen bemerkt, als ihr Kinder wart?“
    Gute Frage. „Die meisten Kinder mit telepathischen Kräften gehen in den Köpfen ihrer Geschwister ein und aus, bis sie zwei Jahre alt sind. Bei Zwillingen ist der Prozess wechselseitig. Es ist ein Teil der kindlichen Entwicklung – lehrt uns, uns zu beschützen. Die meisten Kinder hören damit zu einem bestimmten Zeitpunkt auf.“
    „Sie lernen, dass man das nicht tut“, sagte Dorian. „Wie unsere Jungen lernen, dass man nicht kratzt und beißt.“
    Ashaya nickte. „Amara hat nie damit aufgehört – für sie sind wir ein einziges Wesen.“
    „Offensichtlich hast du gelernt, sie abzuwehren, sonst hättest du keine eigene Persönlichkeit entwickeln können.“
    „Du bist sehr intelligent.“ Nicht-Mediale verstanden nur selten, welche Konsequenzen solche langfristigen telepathischen Eingriffe hatten.
    „Keineswegs. Ich bin nur auf Bräute und Bier aus.“ Er klang wie ein kalifornischer Surfer. „Aber jetzt erzähl weiter.“ Und das war wieder der tödliche Wächter.
    Jeder, der darauf hereinfiel, wenn Dorian den Harmlosen spielte, verdiente, was er bekam. „Du liegst richtig. Wenn ein Kind von Anfang an geistig beherrscht wird, wird es nur ein Abbild der diesen Einfluss ausübenden Persönlichkeit. Ich hatte das Glück, dass Amara mir nie richtig etwas zuleide getan hat, als wir jünger waren. Sie wollte bloß die ganze Zeit bei mir sein.“
    „Du bist die stärkere Persönlichkeit“, sagte er leise. „Du hättest sie unter deinen Einfluss bringen können.“
    „Das wollte ich aber nie.“ Schon allein die Idee verursachte Übelkeit in ihr. „Mit der Zeit wurde ich richtig gut darin, sie abzuwehren. Aber in diesem Grab ist etwas in mir zerbrochen … und sie konnte eindringen. Sie spionierte meine Gefühle aus, hielt mich wach, wenn ich kurz davor war, das Bewusstsein zu verlieren, vergewisserte sich, dass ich jeden Augenblick bewusst erlebte.“
    Aufwachen, große Schwester. Erzähl mir mehr, zeig mir, was du fühlst.
    „Sie wusste, wie sehr es mich ängstigte, an einem engen,

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