Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne
völlig schwarz, und ihr Körper bäumte sich auf.
„Gut gemacht“, flüsterte er. „Gut gemacht. Dafür sollte man mich heiligsprechen.“
Sie hörte ihn nicht, aber das war in Ordnung. Er genoss es, sie so zu sehen, völlig entspannt und gelöst … und ganz sein.
33
Ich bin nur ein versteckter Leopard. Früher hat mich das wütend gemacht. Aber jetzt bin ich fest entschlossen, ein Wächter zu werden. Meine Mutter hält mich für stur. Aber ich weiß ganz genau, was ich will. Niemand wird mich davon abhalten. Keiner sollte es wagen.
– aus einem Aufsatz mit dem Titel „Was ich einmal werden will“ von Dorian Christensen, acht Jahre alt (Note: 1+)
Etwa um halb sieben waren sie wieder bei Nate und Tammy.
Als sie das Haus betraten, fiel ihm etwas ein. „Was ist mit deinen Schilden im Medialnet?“
„Ich bin weiterhin sicher.“ Sie sah ihn erstaunt an. „Das dürfte eigentlich nicht sein. Was wir getan haben …“
„Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.“ Er vermutete, dass Amara dahintersteckte. Aber er wollte das Gespräch nicht schon wieder auf sie bringen. „Halt den Kopf gesenkt und gib Acht auf die Schilde.“
Sie nickte. „Klingt vernünftig.“
Ihr kühler Tonfall ließ ihn schmunzeln, gerade erst war sie in seinen Armen förmlich explodiert. „Ich habe vergessen, dir etwas auszurichten – Rina hat für morgen eine weitere Sendung geplant.“
Sie sah ihm in die Augen. „Vielleicht könnten wir das nach dem Essen besprechen.“ Einladend, eine Geste des Vertrauens.
„In Ordnung, wir haben ein Date.“ Die Erinnerung an gerade erst erlebte Vergnügungen lag in der Luft.
„Dorian!“
Grinsend schubste er sie zur Treppe. „Geh schon – Keenan fragt sich vielleicht schon, wo du bleibst. Ich komme nach, wenn ich mit Nate gesprochen habe.“
Als er wenig später nach oben kam, schliefen Mutter und Kind, obwohl es noch früh am Abend war – Keenan hatte sich in Ashayas Armen eingerollt, sie hielt ihn fest an sich gedrückt.
Der Anblick traf ihn mitten ins Herz.
Und plötzlich wusste er es.
Konnte sich um die Wahrheit nicht mehr herumdrücken. Es war nicht bloß eine Vermutung, ein vager Verdacht. Er wusste es einfach.
Die Brust wurde ihm eng, er trat in den Flur hinaus und ließ die Tür offen. Das Gewicht der Erkenntnis hatte ihn erschüttert. Ashaya war seine Gefährtin. Darum hatte sich der Leopard von Anfang an so verrückt aufgeführt. Er hatte es gewusst. Aber der Mann war zu wütend gewesen, um auf ihn zu hören. Darum hatte die Katze ihre Bedürfnisse, ihren ganzen Hunger in sexuelle Lust verwandelt. „Himmel, ich bin völlig blind gewesen.“ Und diese Blindheit hatte er zumindest teilweise ganz bewusst entwickelt. Denn er hatte keine zärtlichen Gefühle für den Feind hegen wollen.
Es war viel leichter zu hassen.
Ein paar Minuten später konnte er wieder freier atmen, ging zurück in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Er lehnte sich mit dem Rücken dagegen, warf immer wieder Blicke auf das Bett und ließ sich auf den Boden sinken, seine Hände zitterten.
Tief in sich spürte er eine tiefe Zärtlichkeit. Aber auch das Verlangen hatte ihn noch immer in den Klauen. Roh und schmerzhaft. Die nachmittägliche Spielerei hatte seinen Hunger noch gesteigert, und da ihm jetzt bewusst war, was sie ihm bedeutete, war das Verlangen, sie zu besitzen, beinahe übermächtig.
Aber er war kein Tier, drängte den Hunger zurück und bewachte den Schlaf der beiden. Sie schliefen den tiefen Schlaf der Erlösung – als seien sie endlich in Sicherheit. Diese Erkenntnis beruhigte den Leoparden, Dorian konnte wieder einigermaßen klar denken: Es war noch früh, seine Gefährtin und ihr Kind verpassten das Abendbrot und würden sicher mitten in der Nacht aufwachen. Dann musste er ebenfalls wach sein.
Im Flüsterton schilderte er Tammy die Situation, als sie sie alle drei zum Essen holen wollte. Er blendete das rotgoldene Abendlicht aus und versetzte sich in den leichten Schlummer des Soldaten. Kurz darauf, so kam es ihm jedenfalls vor, ließ ihn ein Schrei hochfahren – ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es schon zehn nach neun war. Im Haus war es ruhig und friedlich. Dorian hörte nur die raschen Atemzüge des verängstigten Kindes und das beruhigende Murmeln der Mutter.
„Ein Albtraum?“, fragte er, nachdem er die Lage sondiert und Nate versichert hatte, es sei alles in Ordnung. Als Nate gegangen war, warf Dorian einen prüfenden Blick auf das Bett
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