Gefechte der Leidenschaft
beschäftigen können, muss uns sein Beauftragter noch vor Ende der Woche auf den Sklavenmarkt bringen.«
Agatha unterdrückte einen Ausruf und Lisette fasste sich an die Kehle. »Das erscheint mir hart.«
»Ein harter Mann, Monsieur Freret, aber gerecht. Er hat gesagt, wir müssen eben zusehen, dass Sie unsere Dienste benötigen.«
Lisette hatte das Gefühl, dass sich die schwere Verantwortung wie ein Gewicht auf ihre Schultern legte. »Wie viele seid ihr? «
»Nicht viele, wirklich, nur ein Dutzend. Aber, gnädige Madame, vier sind noch klein und essen nur sehr wenig und dann ist da noch Tante Magda, die kaum noch etwas sieht, aber wundervoll Geschichten von Geistern, Kobolden und den chats-haunt, den Käuzchen, erzählen kann, um die Kleinen ruhig zu halten. Sie werden kaum merken, dass sie da ist.«
»Und du?«, fragte Caid, »was ist deine Stellung im Haus?«
»Butler und Kammerdiener von Monsieur Freret, Monsieur«, antwortete Felix und straffte die Schultern.
»Bist du vielleicht mit ihm zur Jagd aufs Land gefahren? Kannst du mit einer Pistole umgehen?«
Ein interessierter Ausdruck trat in die Augen des Dieners. »Aber ja, beides. Ich bin oft mit dem Master auf die Jagd gegangen.«
»Mir scheint, wir haben unser Personal bereits zusammen«, stellte Agatha fest, die neben Lisette stand.
Lisette nickte, wandte sich aber an Felix. »Vielleicht könnten die anderen ja auch einmal herauskommen.«
»Sofort, Madame.« Der Diener drehte sich um und winkte gebieterisch. Kurz darauf traten die anderen blinzelnd aus der dunklen Vorratskammer. Zuerst die Männer, gefolgt von den Frauen mit den Kindern, die sich an ihre Röcke klammerten. Wie zur Besichtigung stellten sie sich in einer unregelmäßigen Reihe aut und starrten auf den Boden. Trübsinn und Abwehr umgaben sie wie eine Wolke. Doch wirkten sie alle ordentlich und sauber und wiesen kein Zeichen körperlicher Misshandlung auf.
»Besser, als Sklaven kaufen zu müssen«, sagte Agatha, »auch wenn du Monsieur Freret damit ein Jahr lang die Sorge für ihren Unterhalt abnimmst.«
»Ja, gewiss.« Besser wohl auch, als irische Dienstboten einzustellen.
»Madame Moisant ...«, begann Caid.
Lisette beachtete ihn nicht und blickte dann erwartungsvoll die Reihe entlang. »Gibt es unter euch auch einen Koch?«
Ein Mann von beeindruckendem Umfang, eindeutig der dickste von allen, trat vor. »Ich bin Koch, Madame, ausgebildet in der Küche von Monsieur Alvarez. Ich bin ein ganz außergewöhnlicher Koch.«
»Das will ich gern glauben«, sagte sie und lächelte über den offensichtlichen Stolz des Mannes. »Es wird mir ein Vergnügen sein, deine Kunst auf die Probe zu stellen. Und gibt es auch ein Zimmermädchen?«
»Das habe ich gelernt, Madame.« Eine stämmige Frau, das Haar verborgen unter einem weißen Tuch mit Enden wie Katzenohren, trat vor und machte einen flüchtigen Knicks.
»Ausgezeichnet.« Lisette wandte sich zu Caid um. »Sehen Sie? Ich bin überhaupt nicht allein, sondern habe Menschen, die mich bedienen und beschützen.«
Er schüttelte den Kopf. »Das reicht nicht.«
»Wie können Sie so etwas sagen, wo wir doch jetzt so viele sind? «
»Dienerschaft im Haus zu haben ist besser als nichts. Doch das wird niemanden abhalten Sie zu belästigen, wenn er nur entschlossen genug vorgeht.«
»Belästigen? Das ist ein starkes Wort.«
»Hätte ich besser ermorden sagen sollen? Auch das ist nicht unmöglich.«
Lisette blickte ihn eindringlich an. »Es wird sicher nichts dergleichen geschehen. Sie wollen mir nur Angst einjagen.«
»Leider ist es mir nicht gelungen.«
Lisette bemerkte kurz Agathas besorgten Gesichtsausdruck, bevor sie sich wieder an den Fechtmeister wandte. »Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, Monsieur, und kann sie auch in gewisser Weise nachempfinden. Aber ich werde nicht zulassen, dass Furcht mein Leben bestimmt. Ich schicke Felix oder einen der anderen nach meinen paar Sachen. Von heute an werden wir hier leben.«
Caid schwieg einige Sekunden lang, dann nickte er knapp. »Wie Sie wünschen.« Mit diesen Worten drehte er sich auf dem Absatz um, ging durch die dunkle Kutschendurchfahrt davon und schlug die Fußgängerpforte klirrend hinter sich zu.
Bei diesem Klang überlief Lisette unwillkürlich ein Schauer. Eigenartig, aber auf einmal fühlte sie sich gar nicht mehr so sicher. Die Anwesenheit Caid O’Neills war wie ein Bollwerk gegen alles Böse gewesen und nun, da er fort war, verließ sie dieses Gefühl der
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