Gefechte der Leidenschaft
Herriot.«
»Sie hat ihre Wachen, wie ich schon sagte. Auch habe ich Zutritt zu ihrem Haus, wohingegen mir dieses verschlossen bleiben muss.«
»Aber Sie sind doch jetzt auch hier«, bemerkte Lisette so geduldig wie möglich.
»Ein Besuch, der sich, wenn überhaupt, nur äußerst selten und in Gesellschaft wiederholen darf.«
»Ich wüsste nicht, warum.«
»Weil Sie darauf bestehen, dickköpfig und unvernünftig zu sein.«
Sie bedachte ihn mit einem wütenden Blick. »Ich möchte mein eigenes Haus haben. Ist das wirklich so schwer zu verstehen?«
»Keineswegs, aber es macht mir meine Beschützeraufgabe verflixt schwer.«
»Dann entbinde ich Sie davon«, erklärte sie und stützte die Hände in die Hüften. »Vergessen Sie meine Bitte. Vergessen Sie, dass Sie mich vor zwei Tagen gefunden haben. Vergessen Sie, dass es mich gibt.«
»Unmöglich.«
Wie meinte er das? Sie hätte ihn gern gefragt, traute sich aber nicht recht. »Dann müssen Sie eben Ihr Bestes geben, denn ich habe nicht die Absicht, Madame Herriot auch nur eine Sekunde länger zur Last zu fallen.«
Diesmal war sein Stirnrunzeln geradezu beängstigend finster. »Sie bleiben also heute Nacht hier? «
»O ja«, erwiderte sie und hob trotzig das Kinn. Bis zu diesem Augenblick hatte sie den Entschluss noch gar nicht gefasst, doch auf einmal war sie überzeugt, dass es einfach sein musste.
»Ohne Diener im Haus? Ohne jeden Schutz?«
So gesehen erschien ihre Entscheidung nicht allzu klug, aber sie wollte nicht nachgeben. »Es wird ja nicht lange so bleiben.«
»Und woher nehmen Sie die geeigneten Leute? Sie können schwerlich selbst auf den Sklavenmarkt gehen.«
Das gehörte sich nicht, da hatte er vollkommen Recht. Frauen galten als zu empfindsam für solche Geschäfte. Es wurde allgemein angenommen, dass sie einen Sklaven eher aus Mitleid als aus praktischen Erwägungen kaufen würden.
In diesem Augenblick öffnete sich ein paar Meter entfernt quietschend eine Tür und ein dunkles Gesicht lugte durch den Spalt. Dann trat ein großer, schmalschultriger Mann heraus und kam auf sie zu. »‘Tschuldigung, Monsieur, Madame«, sagte er zögernd, »ich habe alles mitangehört. Wir sind hier.« Er machte eine vage Handbewegung in Richtung eines Raumes, wo im schummerigen Dunkel einige weitere Sklaven sichtbar wurden. Offensichtlich handelte es sich um eine Vorratskammer, die unmittelbar neben den drei oder vier eigentlichen Sklavenquartieren lag.
Wie um sie zu schützen, stellte sich Caid mit einem Schritt vor Lisette. Sie warf ihm einen scharfen Blick zu, protestierte jedoch nicht. Angesichts Caids fürsorglicher Geste blieb der dunkelhäutige Mann stehen.
»Wer bist du und was machst du hier?«, fragte Caid in strengem Ton.
»Ich bin Felix und wir leben hier, wenn Sie erlauben, Monsieur. Das hier ist unser Zuhause, im Moment jedenfalls.«
»Ich muss es nicht erlauben, sondern die Dame hier«, sagte Caid mit einem Nicken zu Lisette hinüber. »Wieso habt ihr euch bisher nicht sehen lassen?«
Der Diener blickte kurz beiseite. »Wir waren nicht sicher ... das heißt, es schien uns am besten, zu warten, bis uns jemand rufen würde.«
Was er damit meinte war, wie Lisette erkannte, dass sie sich versteckt hatten, um erst einmal zu sehen, welche Leute das Stadthaus übernommen hatten. Vor Agatha und ihr würden sie doch wohl keine Angst haben!
Das konnte sich Caid auch nicht vorstellen. »Die Damen hatten keine Ahnung, dass ihr da seid, dass überhaupt jemand da ist.«
»Wir wollten nichts Unrechtes tun.«
Das Lächeln des Mannes war beschwichtigend, doch nicht unterwürfig. Als Lisette dennoch ehrliche Furcht in den feuchten braunen Augen erkannte, machte sie ein paar Schritte um Caid herum. »Ich vermute, ihr gehört Monsieur Freret, dem Eigentümer des Hauses. Es tut mir Leid, aber der Makler hat euch nicht erwähnt. Seid ihr hier schon lange allein?«
»Fast drei Wochen, seit der Master und seine Familie nach Frankreich abgereist sind.«
»Und seid ihr ohne ihn gut zurechtgekommen?«
»Ganz gut, Madame, vielen Dank für Ihre Nachfrage.«
Die Worte kamen zögernd und Lisette konnte nur vermuten, dass man ihnen recht wenig Lebensmittel und Geld dagelassen hatte. »Ihr gehört also zum Haus und ich kann eure Dienste daher in Anspruch nehmen, ist das richtig? «
»Ganz recht, Madame. Das wäre überaus freundlich von Ihnen. Wir haben darum zu le bon Dieu gebetet. Der Master kann sich keine untätigen Sklaven leisten, und falls Sie uns nicht
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