Gefechte der Leidenschaft
da sicher?«
Lisette musste feststellen, dass sie im tiefsten Inneren sehr gespannt auf seine Antwort war. Welche Frau, dachte sie bei sich, hörte schon gern, dass sie nicht die Spur von Begehren im Herzen eines Mannes entfachte?
»Sie ist hier, weil ich den Tod Moisants verursacht habe, und es wäre unglaublich gemein, diese Umstände auszunutzen.«
»Da haben Sie Recht«, stimmte Agatha ihm zu und faltete die Hände auf Höhe ihrer Taille. »Doch damit haben Sie meine Frage noch nicht beantwortet.«
Wie sich ein Blitzstrahl auf den Meereswogen spiegelt, so flackerte sekundenlang Zorn in Caids Augen auf. Doch erlosch er sofort wieder und machte einem leisen Ausdruck von Hochachtung, gemischt mit Belustigung Platz. »Ich habe gelobt, sie vor Unheil zu bewahren, und ich werde mein Wort halten. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
»Dann müssen wir es wohl dabei belassen«, entgegnete Agatha mit grimmigem Nicken. »Fürs Erste.«
Die beiden musterten einander lange. Dann neigte Caid den Kopf, als wolle er mit ironischem Einverständnis ihre Abmachung besiegeln.
»Also«, sagte Lisette und ließ den Atem ausströmen, den sie unwillkürlich angehalten hatte, »seid ihr beide jetzt zufrieden? Wenn ja, könntet ihr euch vielleicht daran erinnern, dass ich auch noch da bin und bei dieser Absprache ein Wörtchen mitzureden habe?«
Beide wandten sich ihr mit einem so verdutzten Gesichtsausdruck zu, dass eine leise Erheiterung in ihr aufstieg. »Meine Liebe«, sagte Agatha eifrig und besorgt, »ich wollte dich nicht kränken, sondern hatte bei meinen Worten nur dein Wohlergehen im Sinn.«
»Ich weiß«, sagte Lisette mit einem kleinen schiefen Lächeln, bevor sie sich an den Fechtmeister wandte. »Und aus Ihren Bemerkungen schließe ich, dass Sie sich die Räumlichkeiten schon angesehen haben.«
»In gewisser Hinsicht.« Er wirkte verschlossen und in sich gekehrt.
»Dann haben Sie wohl auch bereits die Fenster, Schlösser und die Pforte zur Kutschendurchfahrt überprüft?«
Sie fand sein Stirnrunzeln unnachahmlich, zumal sie sich nicht davor zu fürchten brauchte. »Noch nicht, aber ich habe mir fest vorgenommen, all das und noch mehr zu tun.«
»Ausgezeichnet. Ich werde Sie begleiten, weil ich auch noch nicht alle Räume gesehen habe. Agatha?«
»Ja, ich komme auch mit.«
Mit Lisette an der Spitze marschierten sie aus dem Salon. Das Gesicht ihrer alten Lehrerin spiegelte ihre Entschlossenheit, dafür zu sorgen, dass in den leeren Zimmern nichts Schlimmes geschah. Caid bildete die Nachhut. Die Vorstellung, dass er beobachten konnte, wie ihre Röcke beim Gehen schwangen, machte Lisette so verlegen, dass ihr Nacken ganz heiß wurde. Wäre sie sich seiner Gegenwart ebenso bewusst gewesen, wenn Agatha nicht derart deutliche Worte gesprochen hätte? Wahrscheinlich schon. Caid besaß das äußerst beunruhigende Talent, ihr seelisches Gleichgewicht zu stören.
Der Weg führte über die obere Galerie, von einem Raum in den nächsten, wobei sie dazu entweder Verbindungstüren oder die lange, überdachte Veranda benutzten, die als Außenkorridor diente. Caid prüfte die Schlösser und Riegel und zeigte ihnen zuerst die Holzkeile, die, der Länge nach zwischen Schiebefenster und Rahmen geklemmt, die Fenster verschlossen hielten, und danach die lange Eisenstange am Fußgängerpförtchen im Tor zur Kutschendurchfahrt. Wurde sie als Riegel durch einen Ring an der Wand geschoben, ließ sich die Pforte nicht mehr von außen öffnen. Das Haupthaus schien einigermaßen in Ordnung, ebenso wie Küche und Waschküche im Erdgeschoss des Flügels, in dessen erstem Stock sich di e garconniere, die sogenannte Junggesellenwohnung, befand.
»Also«, sagte Lisette, als sie aus der Waschküche traten, wo es wegen des Steinbodens angenehm kühl war, »ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie an diesen Gebäuden etwas auszusetzen haben, Monsieur.«
»Sie sind ganz in Ordnung«, musste Caid zugeben. Trotzdem prüfte er mit scharfem Blick den Hof und vor allem die mit Kletterfeige bewachsenen Mauern.
»Was dann?«
»Es will mir immer noch nicht gefallen.«
Ihr entfuhr ein ärgerlicher Seufzer. »Weil Sie von Anfang an nicht dafür waren.«
»Weil Sie hier allein sind.«
»Das bin ich nicht. Ich habe doch Agatha.«
»Eine ehrenwerte Dame mit dem Mut einer Löwin, da bin ich ganz sicher«, sagte er mit einem flüchtigen Seitenblick auf ihre Begleiterin. »Doch verteidigen kann sie Sie wohl kaum.«
»Das gilt auch für Madame
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