Gefechte der Leidenschaft
Amüsanteres als Zeitvertreib vorstellen.«
»Wofür wir dankbar sein müssen.«
»Richtig. Wir sollten uns keine Sorgen machen, sondern uns mit praktischen Angelegenheiten befassen.« Lisette nahm sich einen Reiskuchen, brach Stücke davon ab und steckte sie sich in den Mund.
»Als da wären?«
»Dienstboten, zum Beispiel. Dieses Haus ist viel zu groß, als dass wir es allein in Ordnung halten könnten.«
Agatha zog die Brauen hoch. »Bist du da ganz sicher? Mir macht es absolut nichts aus zu schrubben und Staub zu wischen.«
»Das ist lieb von dir, aber ich habe dich nicht eingeladen, damit du hier das Mädchen für alles spielst. Wen, glaubst du, brauchen wir wohl am dringendsten?«
»Nun ja, wenn du Gesellschaften geben willst, und sei es auch nur im kleinsten Kreis, brauchst du eine Köchin und außerdem einen Butler, der Besucher meldet, das Essen serviert, Lebensmittel einkauft und sich um die männlichen Gäste kümmert«, zählte Agatha an den Fingern ab. »Unbedingt erforderlich ist eine Frau oder ein Junge für den Abwasch, ebenso ein Hausmädchen, das den Salon und die Schlafzimmer in Ordnung hält. Und dann noch ein Mann, der Hof und Bürgersteig sauber macht. Das sind mindestens fünf, es sei denn, du willst auch eine Equipage halten.«
»Das werde ich wohl.«
»Dann müssen wir noch einen Kutscher und einen Stallknecht suchen. Also sieben, falls du nicht noch eine Kammerzofe möchtest. Damit wären es acht.«
»So viele«, murmelte Lisette mit gerunzelter Stirn. »Ich weiß nicht, ob ich die Verantwortung dafür übernehmen möchte, so viele Sklaven zu kaufen und zu halten.«
»Du wärst eine bessere Herrin als manch andere. Und wenn du besonders menschenfreundlich sein willst, kannst du ihnen ja einen Lohn zahlen und ihn dann mit ihrem Kaufpreis verrechnen. Oder du erlaubst ihnen, in ihrer Freizeit mit Gemüse, Pralinen oder Ähnlichem hausieren zu gehen. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, sich unter den irischen Einwanderern geeignete Leute zu suchen.«
»Ein ausgezeichneter Vorschlag, Agatha. Ich sehe schon, wir werden hervorragend miteinander zurechtkommen.«
»Sind Sie da sicher? «
Die tiefe Stimme kam von der Tür. Lisette fuhr herum und erblickte Caid O’Neill, wie er lässig mit einer Schulter am Türrahmen lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt. Unmöglich zu sagen, wie lange er dort schon stand und wie viel er mitangehört hatte, doch der grimmige Zug um seinen Mund ließ sie vermuten, dass er mit-bekommen hatte, wie sie seine Landsleute als Dienstboten ins Auge fassten.
»Monsieur O’Neill...«, begann sie und stand auf.
»Das wird sicher ein Spaß«, schnitt er ihr das Wort ab, richtete sich auf und kam näher. »Schon die Vorstellung, zwei Frauen allein in diesem hübschen Haus, in dem es wie Hechtsuppe durch die acht doppelten Glastüren zieht, durch die jeder mit Leichtigkeit eindringen kann, sofern er sich nur die Mühe macht eine Glasscheibe einzuschlagen.«
»Wieso sind Sie hier?«
»Madame Herriot hat mich geschickt, da sie Sie schon vor einer Stunde zurückerwartet hat. Ich vermute, Sie wurden durch das Treffen mit Ihrer Freundin aufgehalten.«
»So ist es. Verzeih Agatha, du hast es sicher schon erraten, das ist...«
»Monsieur Caid O’Neill«, sagte Agatha, erhob sich und reichte ihm die Hand. »Wie überaus angenehm. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen.«
»Das haben Sie ja jetzt.«
In Caids Stimme klang unterdrückter Arger, als er mit abschätzendem Blick eine Verbeugung andeutete. Agatha schien es nicht zu bemerken. »Ich denke, es ist tatsächlich das Beste, wenn wir uns unverzüglich miteinander bekannt machen, wo wir doch dieselbe Aufgabe übernommen haben, nämlich Mademoiselle Lisette vor den Klauen ihres ehemaligen Schwiegervaters zu bewahren.«
»Ich hatte eher den Eindruck, als wollten Sie sie auch vor meinen Klauen bewahren.«
Lisette fühlte eine heiße Röte von der Brust bis zum Haaransatz aufsteigen. Auch Agatha lief rosa an, blieb jedoch bemerkenswert kaltblütig. »Sie haben also gelauscht. Das habe ich schon befürchtet, aber ich bedaure es nicht. Irgendwann hätten wir das Thema ja doch zur Sprache bringen müssen.«
»Da können wir es also auch jetzt gleich tun? Gut, Madame Stilton.«
»Mademoiselle.«
Mit einem leichten Nicken nahm Caid die Richtigstellung zur Kenntnis. »Lassen Sie mich Ihnen versichern, dass ich keinen wie immer gearteten Anschlag auf Madame Moisants Tugend plane.«
»Absolut keinen? Sind Sie
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