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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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noch etwas anderes, etwas, das Lisette aufwühlte, aber unfasslich blieb. Seine Zunge folgte den geschwungenen Linien ihrer fest geschlossenen Lippen, als wolle er sie schmecken, erforschen, in ihre tiefsten Geheimnisse eindringen. Sie spürte diese sanft gleitende Bewegung, das leichte Kitzeln seiner Bartstoppeln, die Hitze, die in Wellen von ihm ausging, und seinen Herzschlag an ihrer Brust. Sein frischer, männlicher Geruch nach gestärktem Leinen und bergamottduftendem Haarwasser stieg ihr zu Kopf und all ihre Sinne versanken in einem Strudel ungeahnter Verheißung. Seine unwiderstehliche Kraft hätte eigent-lich Furcht und Abwehr in ihr auslösen müssen, doch stattdessen zerfloss sie fast vor Schwäche und Hingabe und nur unter Aufbietung ihres ganzen Willens konnte sie verhindern, dass sie sich ihm öffnete wie eine exotische Blüte im warmen Tropenregen.
    Ihr ganzer Körper versteifte sich, dann zog sie scharf die Luft ein und drehte ihren Kopf weg. Noch ein paar Sekunden lang presste sich sein Körper hart an sie, dann murmelte er einen Fluch, der von der Fülle ihres weichen Haares gedämpft wurde. Seine Hände gaben sie plötzlich frei und er trat einen Schritt zurück.
    Für eine kleine Ewigkeit waren nur ihre keuchenden Atemstöße zu hören. Dann raschelten ihre Kleider leise und er tat einen weiteren Schritt nach rückwärts, als wolle er einen noch größeren Abstand zwischen sie legen. Seine Stimme klang gepresst, fast unheimlich, als er jetzt zum Sprechen ansetzte.
    »Verzeihen Sie mir, es war nicht meine Absicht, die Lektion so ... drastisch ausfallen zu lassen.«
    »Nein« — sie räusperte sich — »nein, das will ich Ihnen gern glauben.« Sie strich ihre Röcke glatt, richtete ein wenig ihr Haar und sandte ein stummes Dankgebet gen Himmel für die Dunkelheit, die ihr gerötetes Gesicht verbarg. »Ich sehe ein ... das heißt, ich weiß, es muss Ihnen unvernünftig erscheinen, dass ich gegen Ihren guten Rat hier bleiben will, aber ich versichere Ihnen, es geschieht nicht aus Torheit oder reinem Mutwillen.«
    »Das habe ich auch nie angenommen.«
    »Ich glaube, die meisten Männer hätten es angenommen. Aber es steckt mehr dahinter. Sie können sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn man gegen Ihren Willen Ihre Bewegungsfreiheit einschränkt, wenn man jeden Ihrer Schritte kontrolliert und überwacht und es kein Entkommen für Sie gibt. Ich habe mir geschworen, mich nie wieder in eine solche Lage bringen zu lassen. Ich werde mich keinem Zwang mehr beugen und sei er auch noch so gut gemeint. Eher will ich sterben.«
    »Da haben Sie Unrecht.«
    »Ich versichere Ihnen —«
    »Nein«, unterbrach er sie heftig. »Ich wollte damit sagen, ich weiß sehr gut, was es heißt, eingesperrt zu sein und sich nach Freiheit zu sehnen.« Er sprach mit erstickter Stimme, als fiele ihm jedes Wort schwer.
    »Warum können Sie mir dann nicht zugestehen, dass ich ein eigenes Zuhause haben möchte?«
    Er schwieg für einen Augenblick. »Ich nehme an, ich habe Ihnen vorher nie richtig zugehört.«
    »Und jetzt?«
    »Von jetzt an schon«, sagte er leise.
    Der Druck auf ihrer Brust ließ ein klein wenig nach. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, bevor sie weitersprach: »Es ist mir klar geworden, dass ich alles, was ich von Ihnen verlangt habe, durch mein Verhalten noch schwerer mache. Ich glaube wirklich, ich muss Sie von Ihrem Schwur entbinden.«
    »Ich bitte Sie, tun Sie das nicht.«
    Lisette glaubte, nicht richtig gehört zu haben. »Wie bitte?«
    »Es ist Ihr gutes Recht, Wiedergutmachung von mir zu verlangen. Wenn ich Sie also beschützen soll, werde ich es mit Freuden tun.«
    »Aber nicht ohne Widerworte«, stellte sie fest. Die Aussicht auf eine Gnadenfrist verlieh ihrer Stimme eine Andeutung von Fröhlichkeit.
    »Ich habe immer geglaubt zu wissen, was das Richtige ist — ein Fehler, der mir schon viel Ärger eingebracht hat.«
    »Zum Beispiel... Gefängnis?« Das war eine äußerst ungehörige Frage, doch zumindest im Augenblick wagte Lisette es, sie zu stellen.
    »Finden Sie das schockierend?«
    »Das kommt auf das Verbrechen an.«
    »Volksaufwiegelung, Verrat gegen die Krone ... Nur war es nicht die Krone eines Königs, den ich anerkannte.«
    »Sie haben also keinen Mord verübt oder Diebstahl oder ...«
    »Oder Raub?«, beendete Caid mit harter Stimme den Satz für sie. »Nein, es geschah in Erie, dem Land, wo ich geboren bin.«
    »Sie müssen noch sehr jung gewesen sein.«
    Er wandte sich ihr zu und

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