Gefechte der Leidenschaft
...«
»Ohne Blutvergießen beigelegt.«
»Wofür wir Gott danken wollen«, sagte Agatha ungnädig.
»Ja, denn sonst hätte Dauphin den Käpt’n erledigt. Und dann ist da noch diese Sache zwischen Monsieur O’Neill und Vigneaud, obwohl es dabei, wie ich hörte, nicht um das Turnier gehen soll ...»
»Lass gut sein, mein liebes Kind.« Pasquales Stimme hatte einen stählernen Unterton. »Du wirst die Damen beunruhigen und dann werden wir alle aus diesem friedlichen Hafen vertrieben.«
»N-natürlich«, stotterte Armand, der dunkelrot geworden war und sich in seinem Eifer, seinen Fehler wieder gutzumachen, fast die Zunge verrenkte. »Verzeihen Sie, meine Damen. Ich frage mich, wo Denys —«
»Sie müssen sich nicht bei mir entschuldigen, Monsieur Lollain«, unterbrach Lisette ihn. »Die Angelegenheit interessiert mich sogar sehr. Sagen Sie, Monsieur Pasquale, wie steht es genau um das Treffen zwischen den Herren O’Neill und Vigneaud?«
»Da gibt es nicht viel zu berichten«, entgegnete er kurz angebunden. »Es findet morgen früh statt.«
Deshalb hatten sie noch nichts über den Ausgang des Duells gehört! Die Mitteilung machte ihr das Herz nicht gerade leichter.
»Alle werden dort sein«, sagte Armand mit leuchtenden Augen. »Es kommt nicht jeden Tag vor, dass sich ein Fechtmeister zwei Gegnern hintereinander stellen muss.«
»Still!«, zischte Hippolyte und versetzte seinem Freund einen kräftigen Rippenstoß.
»Was haben Sie gerade gemeint? «, fragte Lisette freundlich, aber bestimmt und heftete ihren Blick auf den jungen Mann.
»Verzeihung, Madame.« Unter La Roches stählernem Blick trat Armand der Schweiß auf die Stirn. »Ich habe mich versprochen.«
»Das glaube ich nicht.« Sie wandte sich an den italienischen Fechtmeister. »Hat Monsieur O’Neill mehr als eine Verabredung bei den Eichen?«
Nicholas seufzte. »Er wird mich ohne Zweifel umbringen. Wenn er mit den anderen fertig ist, wird mich mein irischer Freund mit dem Degen durchbohren. Aber was soll’s, ja, er trifft sich am Morgen mit zwei Männern. Zuerst mit Vigneaud und dann mit einem gewissen Philippe Quentell, einem maitre d'armes, dessen Selbstvertrauen größer ist als seine Geschicklichkeit und der in einem Umhang mit dem Johanniterkreuz an der Parade teilgenommen hat.«
»Liebt dieser Quentell vielleicht ganz besonders Dragees?«
»Ja, aber ich glaube, mittlerweile ist ihm der Geschmack daran vergangen — oder er wird ihm zumindest bald vergehen.«
Zwei Forderungen, zwei Treffen auf dem Felde der Ehre. Im Morgengrauen musste Caid den blanken Degen zweier Männer entgegentreten und sie konnte es nicht verhindern. Quentell war vermutlich ein Fechtkollege, weshalb das zweite Duell weit gefährlicher werden würde als das erste. Und Caid musste sich ihm stellen, wenn er vom Treffen mit Vigneaud womöglich schon erschöpft war. Lisette schauderte und bekam eine Gänsehaut.
In das folgende kurze Schweigen hinein räusperte sich Maurelle diskret. »Und wo genau hält sich Monsieur O’Neill heute Abend auf? «
»Ich hoffe, er schläft,« bemerkte Pasquale trocken, »aber ich bezweifle es.«
»Sein s alle d’armes war heute geöffnet, nicht wahr? «
Pasquale nickte. »Und letzte Nacht hat er nur wenig geschlafen.«
Damit meint er, dass Caid in der vergangenen Nacht mein Stadthaus bewacht hat, dachte Lisette. Und dann war er an der Reihe gewesen, in seinem Studio Fechtstunden zu geben. Sollte er also nicht in Bestform sein, so war es ihre Schuld, ebenso wie die Tatsache, dass er sich auf dem Duellplatz zwei Männern stellen musste.
In dem Moment kam Denys in Begleitung eines Dieners zurück, der ein Tablett mit Limonade trug. Als jeder ein Glas erhalten hatte, gesellte sich Neville Duchaine, der Cousin des Comte de Picardy, zu ihnen. Dieser Franzose stellte alle mit seiner düsteren Pracht in den Schatten, dachte Lisette belustigt, während sie seinen tiefschwarzen Rock und Hose und die Weste aus Silberbrokat musterte.
»Nanu, Madame Moisant!«, rief er und bedachte sie mit einem innigen Blick aus seinen ausdrucksvollen, dunklen Augen, »wir passen aber wirklich gut zueinander.«
»In der Tat«, entgegnete sie kurz, verärgert über die Zweideutigkeit seiner Worte, »aber ich glaube, nicht aus dem gleichen Grund.«
»O nein, falls Sie auf einen bedauerlichen Verlust anspielen. In Europa ist Schwarz zurzeit einfach de rigeur für Abendkleidung. Fast schon wie eine Uniform. Natürlich nur für Männer, will ich damit
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