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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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noch etwas anderes als Sticken und Dichtkunst. Agatha wurde ursprünglich eingestellt, um meinem schriftlichen Ausdruck den letzten Schliff zu geben, doch sie interessierte sich schon immer für alles, was mit Europa zusammenhing. Und außerdem war sie eine begeisterte Verfechterin einer Unterrichtsmethode, die auf Meinungsaustausch und Streitgespräch beruht und auf Aristoteles zurückgeht.«
    »Eine interessante Frau, diese Madame Stilton.«
    »Stimmt. Aber mir scheint, Sie weichen meiner Frage aus.«
    »Und die wäre?«
    Lisette ließ sich durch seine vorgebliche Begriffsstutzigkeit nicht ablenken. »Warum Sie unbedingt Ihren Lebensunterhalt mit dem Degen verdienen müssen.«
    »Ich bin eben ganz verrückt danach zu spüren, wie sich mein Degen in den Körper eines anderen Menschen bohrt. Wer wäre das nicht? «
    Mit seiner Grobheit wollte er sie offensichtlich zum Schweigen bringen. Doch was sie wirklich betroffen machte, war der echte Schmerz, der in seinen Worten mitklang. »Warum zwingen Sie sich dazu, wenn es Sie so beunruhigt? «
    »Selbsterhaltung und der dringende Wunsch, nicht als Feigling zu gelten.«
    »Und wenn das eines Tages als Ansporn nicht mehr ausreicht?«
    Caids düsterer und ihr forschender Blick begegneten sich. »Das ist die Frage, nicht wahr? Ein Fechter, der die Nerven verliert, ist erledigt.«
    Nachdenklich richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Weg. Sie hatte Caid für hart und gefühllos gehalten oder doch zumindest für unempfindlich gegen eigenes und fremdes Leid. Ein seltsamer Gedanke, dass er womöglich ganz anders war.
    Nach kurzem Schweigen bemerkte sie: »Es scheint mir tatsächlich ein bisschen riskant, sich nur halbherzig zu verteidigen, wenn jemand es darauf abgesehen hat, einen zu töten.«
    »Sie haben es erfasst«, entgegnete er, gab seinem Fuchs die Sporen und ritt voraus.
    Doch gleich darauf, bei einer Lichtung, machte er kehrt und kam wieder an ihre Seite. Lisette hielt an.
    »Ich muss Sie hier verlassen. Es ist schon schlimm genug für Sie, dass Sie ohne weibliche Begleitung oder Diener von einer Ausfahrt zurückkehren, da müssen Sie nicht auch noch mit mir gesehen werden. Kommen Sie von hier an zurecht?«
    »Danke, jetzt kenne ich den Weg sehr genau.«
    »Ich meinte nur ...«, setzte er an, verstummte jedoch gleich wieder und presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Dann fuhr er fort: »Ich denke, wir sehen uns bald wieder. Und bis dahin, passen Sie auf sich auf und bleiben Sie immer wachsam.«
    Er wendete sein Pferd und ritt in leichtem Trab davon. Stirnrunzelnd schaute Lisette ihm nach, dann zog sie die Zügel an und fuhr in flottem Tempo durch das Hafenviertel zurück zum Vieux Carre.
    Im Stadthaus wartete Felix am Fuß der Treppe und sah mit besorgter Miene zu, wie Lisette den grauen Wallach durch die Kutschendurchfahrt in den Hof lenkte. Sie warf dem Stallburschen die Zügel zu, stieg ab und zog sich die Handschuhe aus. »Also«, fragte sie leicht belustigt, »was ist nun schon wieder passiert?«
    »Sie haben Besuch, Madame.« Er nahm ihr Handschuhe, Haube und das kurze Reisecape ab. »Mademoiselle Agatha unterhält sich mit ihr im Salon.«
    »Mit ihr? «
    »Madame Herriot. Ich habe ihr gesagt, dass Sie nicht zu Hause sind, aber sie bestand darauf zu warten.«
    »Danke, Felix. Bitte sag ihr, ich komme, sobald ich mich ein wenig zurechtgemacht habe.« Lisette blieb noch für einen Augenblick stehen, um dem Stallburschen Anweisungen zu geben, wie er den Grauen versorgen sollte, dann lief sie geschwind die Treppe hinauf.
    »Madame Herriot, was für eine angenehme Überraschung!«, rief sie aus, als sie wenige Minuten später in den Salon trat. »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie uns besuchen, wäre ich zu Hause geblieben.«
    »Aber nicht doch, chere«, winkte Maurelle ab. »Mademoiselle Agatha und ich haben uns sehr angenehm die Zeit vertrieben.«
    Auf einem Tisch neben dem Sofa standen ein Tablett
    mit Tee und eau sucree — Zuckerwasser — und ein Teller mit kleinen Kuchen, die mit kandierten Veilchen verziert waren. Ohne zu fragen goss Agatha Lisette eine Tasse Tee ein. Sie nahm sie dankbar entgegen und ließ sich in einen bequemen Sessel nieder. Es entstand eine kleine verlegene Pause, dann begannen alle drei gleichzeitig zu reden.
    »Sie haben sicher ...»
    »Ihr Salon war außerordentlich ...«
    »Madame Herriot bemerkte gerade ...«
    Sie verstummten wieder. Nach kurzem Hin und Her ließ man Madame Herriot als Gast den Vortritt.
    »Ich

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