Gefechte der Leidenschaft
sie verwirrt, bis ihr klar wurde, dass er darauf wartete, dass sie den Phaeton in Bewegung setzte. Sie nickte kurz, ließ die Zügel leicht auf den Leib des Pferdes klatschen und los ging die Fahrt.
Inwendig zitterte sie noch immer und um das Pferd nicht erneut aufzuregen, versuchte sie, sich mit ein paar tiefen Atemzügen zur Ruhe zu zwingen.
Kurz darauf, als sie die morastige Stelle überquert und fast wieder den Hauptweg erreicht hatten, drehte sie sich um und schaute zurück. Zwischen den Bäumen war nichts zu sehen. Über das Rattern der Kutsche hinweg rief sie Caid zu: »Haben Sie gerade da hinten im Wald etwas bemerkt?«
Er kniff die Augen zusammen. »Sie denn?«
»Ich glaube schon, aber vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet.«
»Unwahrscheinlich.«
Sie war ihm dankbar, dass er ihr glaubte. »Halten Sie es für möglich, dass da jemand war? «
»Eine anziehende Frau wie Sie, offensichtlich allein auf dieser einsamen Straße - solch einer leichten Beute kann die Art von Männern, die hier haust, kaum widerstehen.«
Lisette lief ein kalter Schauer über den Rücken, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Dann muss ich dankbar sein, dass Sie mir gefolgt sind.«
»Meinen Sie?«, fragte er mit dem Anflug eines Lächelns, als wüsste er genau, wir schwer es ihr fiel, ihre Dankbarkeit zu zeigen.
»Ich stehe in Ihrer Schuld.« Sobald sie sich zu diesen Worten durchgerungen hatte, erkannte sie die Wahrheit, die darin verborgen lag. Tatsächlich war sie ihm dafür, dass er gerade rechtzeitig auf der Bildfläche erschienen war, so dankbar, dass sie fast vergaß, wie böse sie ihm noch vor ein paar Tagen gewesen war.
»Ganz und gar nicht«, widersprach er. »Ich habe einen Eid geschworen, auf Sie aufzupassen.«
»Ich nehme an, Sie haben mich beobachtet und wussten, wohin ich fuhr.«
»Sagen wir, ich habe über Sie gewacht. Sonst hätte ich Sie ja nicht richtig beschützen können.«
Unter der Sonnenbräune war sein Gesicht dunkel angelaufen. Ob vor Ärger oder Verlegenheit wusste sie nicht, doch sie würde sich hüten, sein Interesse falsch zu deuten, mochte er sie auch als anziehend bezeichnet haben. »Vermutlich muss ich froh sein, dass Sie diesmal keine Verabredungen im Morgengrauen hatten.«
»Ich habe mich schon gefragt, wann Sie das Thema anschneiden würden.«
»Welches Thema?«
»Die Gardinenpredigt für mich, weil ich Vigneaud gefordert habe.«
»Und Quentell. Vergessen Sie den nicht, auch wenn er zu dem Schluss kam, dass Flucht besser als Tapferkeit ist. Warum können Sie nicht verstehen, dass es mir ewig auf dem Gewissen gelegen hätte, wäre einer der beiden schwer verletzt oder getötet worden?«
Caid ritt näher heran, damit sie beim Lärm der Equipage nicht so laut zu sprechen brauchte. »Nicht Sie hätten es auf dem Gewissen lasten, sondern ich.«
»Auch wenn Sie selbst verwundet oder getötet worden wären?«, erkundigte sie sich aufgebracht. »Das wäre wohl schwierig.«
»Warum fällt es mir nur so schwer zu glauben, dass Ihnen das etwas ausmachen würde?«
»Ich habe keine Ahnung, außer vielleicht, weil Sie mich nicht so gut kennen, wie Sie meinen.«
Er starrte sie eine Sekunde lang an, bevor er den Blick wieder nach vorn richtete. »So ist es und so wird es auch bleiben müssen.«
Das Gespräch nahm langsam eine zu persönliche Wendung, das ließ sich nicht leugnen. »Vielleicht brauchen Sie gar nicht länger auf mich aufzupassen. Ich meine, Eugenes Vater macht keine Anstalten mehr, mir zu schaden oder Lügen über mich zu verbreiten. Vielleicht hat er sich ja damit abgefunden, dass ich weggegangen bin.«
»Und wenn nicht?«
»Dabei denken Sie doch nicht etwa an mein heutiges Erlebnis? Er konnte nicht wissen, dass ich hier entlang fahren oder in diesen kleinen Weg einbiegen würde. Dass er mich abfangen lassen wollte, ist...«
»Unwahrscheinlich, ich weiß«, unterbrach Caid sie. »Das meinte ich auch nicht.«
Sie war! ihm einen kurzen Blick zu, während sie ihr Pferd um eine besonders große Schlammpfütze herumgehen ließ. »Was dann?«
»Dass Moisant nichts unternimmt, bedeutet nicht, dass er nicht länger eine Gefahr darstellt. Möglicherweise lässt er sich einfach nicht in die Karten schauen. Und wenn Sie sich dann in Sicherheit wiegen, schlägt er zu.«
»Was für eine angenehme Vorstellung«, bemerkte sie und verzog das Gesicht. »Ich wünschte, man könnte herausbekommen, was er vorhat.«
»Das versuche ich schon, da können Sie sicher
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