Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
König oft hierher?«
»Er war nicht mehr hier, seit seine erste Frau gestorben ist. Ich habe gehört, dass sie diesen Ort liebte, was verständlich ist, denn der Ausblick von hier oben ist einfach umwerfend – wenn es nicht schneit. Aber er meidet alles, was ihn an sie erinnert. Deshalb hängen auch keine Porträts von Königin Avelina im Palast. Und deshalb weiß ich auch nicht, wie sie ausgesehen hat.«
»Warum lässt der König das Chalet nicht schließen? Wenn er es doch nicht mehr benutzt?«
»Weil es noch immer nützlich ist. Manchmal bietet er es Diplomaten an. Nach ein paar Tagen hier oben kehren sie viel entspannter in die Hauptstadt zurück, und man kann leichter mit ihnen verhandeln.«
Alana lachte. »Sehr geschickt.«
Der Schlitten hielt an. Die Fröhlichkeit fand ein jähes Ende, als Christoph abstieg und seine Arme nach ihr ausstreckte, um ihr vom Schlitten zu helfen. Er trug sie wieder über den Schnee, genau wie das letzte Mal. Diesmal war sie auf seinen Kuss vorbereitet, aber er versuchte es nicht, sondern setzte sie einfach in einem großen Raum ab, der zu groß für ein Foyer oder eine Eingangshalle war, aber anscheinend auch keinem anderen Zweck diente. In der Mitte des mit Marmor gefliesten Raumes stand ein riesiger Brunnen, der gerade kein Wasser enthielt, umgeben von einem halben Dutzend großer Männer- und Frauenstatuen in griechischem Stil. Breite gerahmte Spiegel hingen an den Wänden und ließen den Raum noch größer erscheinen.
»Graf Becker, wie schön, Sie wiederzusehen! Möchten Sie wieder dasselbe Zimmer?«
Alana hatte den Diener nicht bemerkt, bis er das Wort an sie richtete. Sie sah Christoph scharf an. »Du warst schon einmal hier?«
Er zuckte mit den Achseln, zog Mantel und Pelzmütze aus und reichte sie dem Diener. Es war allerdings nicht so warm hier, dass sie dasselbe tun wollte. Sie fragte sich, ob er wohl zugeben würde, dass selbst er ab und an gern allein wäre, um sich von seiner Arbeit zu erholen, die inzwischen äußerst gefährlich geworden war.
Als der Diener den Raum verlassen hatte, um den Mantel aufzuhängen, sagte Christoph: »Ich habe ein paar Mätressen hierhergebracht.« Dann fügte er aufgrund ihres Gesichtsausdrucks hinzu: »Was? Warum so überrascht? Du warst die Jungfrau, als wir uns kennengelernt haben, nicht ich.«
Sie errötete. »Du bist nicht verheiratet – warum solltest du deine Frauen hierherbringen? Oder warst du damals verheiratet?«
Er lachte in sich hinein. »Hörst du, wie entrüstet du klingst? Geht es dir ums Prinzip? Oder bist du eifersüchtig?«
»Nichts dergleichen«, antwortete sie schnippisch. »Vergiss, dass ich gefragt habe! Was du machst, ist deine Sache.«
»Willst du es denn zu deiner Sache machen?«
»Nein!«
»Du protestierst mir zu viel!« Er lachte. »Aber ich werde deine Frage beantworten: Wenn eine Beziehung auseinandergeht, gibt es häufig Streit. Das passiert meistens dann, wenn eine Geliebte etwas Festeres will, obwohl das nie Teil der Abmachung war. Wenn ich noch nicht ganz mit einer Frau fertig war, brachte ich sie hierher. Es liegt wahrscheinlich an der Einsamkeit hier oben. Wenn sie wissen, dass sie hier ganz allein mit mir sind und erst wieder wegkönnen, wenn ich bereit bin, sie wieder in die Stadt zurückzubringen, werden sie auf einmal wieder freundlich. Aber das schiebt das Unvermeidliche letztlich doch nur auf, also habe ich damit aufgehört. Es ist die Mühe nicht wert.«
»Wenn all deine Beziehungen so unerfreulich enden, solltest du es vielleicht mal mit einer richtigen versuchen.«
»Du meinst mit einer Ehefrau?« Christoph schüttelte den Kopf. »Eine Ehefrau würde viel zu viel von meiner Zeit beanspruchen, die ich im Moment noch nicht zu opfern bereit bin.« Dann grinste er. »Aber ich werde mir Zeit für eine neue Mätresse nehmen – wenn du diejenige bist.«
Alana hatte nicht vor, dies mit einer Antwort zu würdigen. Stattdessen erkundigte sie sich argwöhnisch: »Meine Mutter ist doch hier, oder?«
Er lachte erneut. »Du und ich, wir streiten nicht, meine liebe Alana! Nein, ich habe dich nicht hierhergebracht, um dich gefügig zu machen. Du machst zwar eine Menge Theater, aber ich weiß ja, wie ich dich zum Schnurren bringen kann.«
Sie errötete auf der Stelle. Egal, wie oft er schon solch unangemessene Bemerkungen gemacht hatte – sie konnte nicht einfach so darüber hinweggehen. Obwohl sie wusste, dass sie inzwischen gegen seine Anspielungen hätte immun sein sollen.
»Herr
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