Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
sind?«, fragte sie und blickte nervös zwischen den beiden Besuchern hin und her.
Christoph lockerte seine Haltung und lächelte sogar. Alana fragte sich, ob ihre Moralpredigt zumindest für den Moment etwas bewirkt hatte.
»Ich muss mich entschuldigen, Helga«, sagte er. »Die Überraschung, die ich Ihnen bringe, ist Ihre Tochter. Wie Sie sehen, ist sie quicklebendig.«
Helgas Blick streifte Alana für den Bruchteil einer Sekunde. Dann rollten ihre Augäpfel nach hinten und sie fiel in Ohnmacht. Alana lief ihr entgegen, aber sie konnte ihre Mutter nicht rechtzeitig auffangen, und sie fiel auf den Boden.
Alana sah Christoph vorwurfsvoll an. »Herr im Himmel, du bist wirklich ein Elefant im Porzellanladen! Hättest du ihr das nicht etwas schonender beibringen können?«
Er hob Helga vom Boden auf und legte sie auf das Sofa in der westlichen Ecke des großen Raumes. Alana folgte ihm und entdeckte einige Hinweise auf die künstlerischen Talente ihrer Mutter. Vor einem Sessel standen Körbe mit Garn und ein großer Rahmen mit einem halbfertigen Wandteppich.
»Was hättest du denn gesagt, um es ihr leichter zu machen?«, gab er zurück. »Es ist so oder so ein Schock für sie, egal, wie man es verpackt.«
Alana seufzte und beugte sich über Helga. Sie tätschelte ihr sanft die Wangen, damit sie wieder zu sich kam. Sie bemerkte nicht, was Christoph vorhatte, bis er plötzlich mit einem Glas Wasser neben ihr stand.
Sie schnappte nach Luft und hielt schützend ihre Hände vor das Gesicht ihrer Mutter. »Wag es bloß nicht!«
Er hob eine Augenbraue. »Warum nicht? Es geht jedenfalls schnell.«
»Das ist brutal. Lass es mich zuerst anders versuchen!«
»Du beschwerst dich heute die ganze Zeit. Warum? Bist du noch nervös?«
»Das war ich nicht – zumindest nicht, bis du angefangen hast, meine Mutter zu verhören. Du bist heute nicht im Dienst.«
»Ich bin immer im Dienst.«
» Du hast mir gesagt, dass Helga Engel meine Mutter ist«, erinnerte Alana ihn vorwurfsvoll. »Wenn du dir nicht absolut sicher bist, hättest du das nicht tun sollen.«
»Ich bin mir sicher.«
»Dann verlange ich jetzt eine Erklärung!«
»Ihre Bemerkung hat mich unvorbereitet getroffen. Wir hatten vorher über Mätressen gesprochen. Frederick war seinen beiden Ehefrauen immer treu. Aber es gab eine Zeit zwischen den Ehen, in der er eine ganze Reihe von Mätressen hatte. Eine hat versucht, ihn zu töten. Es ist meine Pflicht, über sie alle Bescheid zu wissen, auch wenn es vor meiner Zeit im Palast war. Ich dachte, ich wüsste Bescheid. Aber ihre Bemerkung klang so, als seien sie und Frederick …«
»Das konnte ich dieser Bemerkung absolut nicht entnehmen«, fiel Alana ihm ins Wort. »Sie freut sich, dass er nicht vergessen hat, was sie für ihn getan hat, und sagt dennoch, dass seine kleinen Geschenke nicht nötig sind. Das, Christoph, ist das natürliche Verhalten einer Frau. Kennst du dich damit wirklich so wenig aus?«
Er gab auf. »Weck sie, damit sie dich in ihre mütterlichen Arme schließen kann! Dann bist du hoffentlich glücklich und hörst endlich auf, mit mir zu schimpfen.«
Alana kniete sich neben das Sofa und tätschelte weiter die Wangen ihrer Mutter. Ohne jeglichen Erfolg. Sie fing schon an, zu glauben, dass Helga sich bei ihrem Sturz verletzt hatte. Doch dann hörte sie ein leises Stöhnen, auf das ein tiefes Luftholen folgte. Helga öffnete die Augen, orientierungslos, aber ruhig, als wäre sie aus einem Mittagsschlaf erwacht – bis sie Alana erblickte. Sie wich auf dem Sofa zurück in dem Versuch, den Abstand zu ihr zu vergrößern, die Augen angstvoll geweitet.
»Geh weg von mir!«, kreischte sie.
Doch sie war so aufgelöst, dass Alana gar keine Chance hatte, sich zu entfernen. Sie sprang vom Sofa und rannte Alana beinahe um. Dann versteckte sie sich hinter dem Sofa.
»Sie lügen!«, schrie sie und zeigte anklagend mit dem Finger auf Christoph.
Dieser runzelte nur die Stirn. »Wenn Sie uns nicht glauben, warum benehmen Sie sich dann so, als hätten Sie ein Gespenst gesehen? Ich versichere Ihnen, ihre Haut ist sehr warm.«
Alana hatte keine Gelegenheit, Christoph für seine unangebrachte Bemerkung zu tadeln, weil Helga mit schriller Stimme rief: »Ich weiß nicht, wer oder was sie ist, aber sie ist nicht meine Tochter! Meine Tochter ist tot!«
»Ja, wir wissen, dass Sie das denken – das dachten wir alle«, sagte Christoph sanft. »Aber vor Ihnen steht der lebendige Beweis dafür, dass dem nicht so
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