Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
ging von dannen.
Handelte es sich hier etwa um den neuen Treffpunkt? Leonard suchte nach einem Hintereingang und fand ihn. Er war nicht verschlossen und führte direkt in ein Hinterzimmer, in dem sich die Schusterwerkstatt befand. Es war noch früh am Morgen und hätte Stunden dauern können, bis der Kontaktmann auftauchte; und im Hinterzimmer gab es kein Versteck für den Fall, dass der Schuster zurückkäme.
Er überlegte, ob er aus dem Soldaten auf altmodische Art und Weise ein Geständnis herauspressen sollte, widerstand aber der Versuchung. Der Soldat hatte für Aldo gearbeitet, und wenn Leonard sich nicht verhört hatte, wusste nicht einmal Aldo, wer sein wirklicher Auftraggeber war. Also ging Kastner davon aus, dass er von ihm wohl keine nützlichen Informationen erhalten würde. Zudem war er eigentlich hinter dem Kapuzenmann her, und alles, was er über diesen wusste, war, dass er eine raue Stimme hatte.
Eine Stunde verging. Der Soldat im vorderen Raum begann zu schnarchen. Leonard blickte hinter der Wand, hinter der er sich versteckte, hervor und sah, dass der Mann in einem gemütlichen Sessel saß. Mit einem Seufzer drückte er sich wieder flach gegen die Wand und wartete weiter.
Nach etwa zwanzig Minuten schwang die Ladentür auf und schloss sich wieder. Er hörte die unverkennbare Stimme, auf die er gehofft hatte. »He, wach auf!«
»Entschuldigung«, murmelte der Soldat. »Ich wusste nicht, wie lange es dauert.«
»Hat Rainier seinen Auftrag ausgeführt?«
»Er hat es versucht, ist aber gescheitert.«
»Gut.«
»Gut?!«, rief der Soldat aus. »Wolltest du, dass er geschnappt wird?«
»Nein, aber es war eine übereilte Entscheidung, die unser Auftraggeber schon wieder bereut hat. Versuch also nicht, das zu erledigen, was Rainier nicht gelungen ist. Sie haben jetzt wahrscheinlich andere Pläne mit ihr. Wurde er denn geschnappt?«
»Ja, und ich gehe nicht wieder in den Palast zurück. Er wird meinen Namen verraten, wenn er es nicht schon getan hat. Aber egal, ob sie mich als Deserteur oder als Spion betrachten – sie werden mich suchen, also verlasse ich das Land.«
Leonard war außer sich. Sie hatten wieder versucht, Alana zu töten, und hatten jetzt andere Pläne mit ihr? Das musste ein Ende haben, es war Zeit, dass er sich auf direktem Weg darum kümmerte!
Er verließ leise den Laden und holte sein Pferd, bereit, der Zielperson zu folgen – diesmal, ohne sie zu verlieren. Wenn er nicht heute noch einen Namen herausfand …
Er hatte einen guten Blick auf den Mann, als dieser aus dem Laden kam und sein Pferd bestieg. Heute trug er keine Kapuze. Leonard erkannte, dass er Mitte zwanzig war, gut aussehend, mit schwarzem Haar und kräftigem Körperbau.
Der Mann ritt in südlicher Richtung auf einer ziemlich befahrenen Straße aus der Stadt hinaus. In dieser Richtung lag ein großes Anwesen der Bruslans, für gewöhnlich die Festung genannt, denn es erinnerte an eine kleine Stadt mit vielen hübschen Häuschen, die von niedrigen Felsmauern umgeben waren. Die Festung verfügte nicht über ein Tor, und da in dieser Gegend viel Geschäftigkeit herrschte, fragte niemand Leonard, was er hier zu suchen hatte.
Die Zielperson verschwand im Haupthaus, aber hier gingen so viele königlich aussehende Menschen ein und aus, dass Leonard nicht sagen konnte, mit wem der Mann sich wohl treffen würde. Er kam jedoch nach kurzer Zeit wieder heraus, begleitet von Karsten Bruslan. Die beiden Männer trennten sich ohne ein Wort wieder. Karsten stieg in eine noble Kutsche, die Zielperson ritt eilig in die Stadt zurück.
Leonard hätte gar nicht gewusst, dass es sich um Karsten Bruslan, den Erben des alten König Ernst, handelte, wenn er nicht gestern auf dem Volksfest seinen Namen gehört und ihn sich daraufhin genauer angesehen hätte. War es Zufall, dass die beiden gleichzeitig die Festung verlassen hatten? Er beschloss, Karsten zu folgen. Der Lieblingsthronfolger der Bruslans hatte vielleicht Antworten auf seine Fragen. Und selbst wenn nicht: Es war Zeit, etwas Bewegung in die Sache zu bringen!
Kapitel 38
S ie waren so lange draußen geblieben, dass die lästige Nachbarin der Beckers inzwischen gegangen war. Zurück im Wohnzimmer wärmte Alana sich vor dem Kaminfeuer auf und sah nicht, wie Christophs Vater hereinkam.
»Kosha wirkt verstört. Ist ein wildes Tier ihnen zu nahe gekommen?«
Christoph lachte und nickte in die Richtung, in der Alana stand. »Wenn du sie als wildes Tier bezeichnen willst?«
»Es
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