Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
haben, denn es gibt dort einiges, worauf man stolz sein kann.«
»Vielleicht habe ich etwas überreagiert«, lenkte Alana kleinlaut ein.
Poppie lächelte sie leicht vorwurfsvoll an. »Ja, und das in einer Angelegenheit, von der im Moment noch gar nicht die Rede ist. Du musst jetzt nicht über eine Hochzeit nachdenken, die nicht im Entferntesten ansteht. Ich habe die Sache nur erwähnt, um diese Diskussion schneller zu beenden. Doch vor kurzem ist noch etwas anderes passiert, was die Debatte ebenfalls beschleunigen wird.«
Sie wollte es nicht hören, denn sie wusste instinktiv, was ihn so zur Eile antrieb: Er hatte erfahren, dass er sterben musste. Er zog sich nie warm genug an, wenn er hinausging, und er ging so oft hinaus, ins Waisenhaus, zum Weingeschäft, das ihm gehörte, und mindestens einmal die Woche, ob bei warmem oder kaltem Wetter, unternahm er mit einem der Waisenkinder einen Ausflug. Oh Gott, was hatte er, das ihn umbringen würde? Er sah gar nicht krank aus …
»Ich liebe dich, Prinzessin. Zweifle nie daran! Aber du und ich, wir sind keine Familie. Wir sind überhaupt nicht miteinander verwandt.«
Ihre Panik kehrte sofort zurück. Diese Neuigkeiten waren – erschütternd, schockierend. Aber immerhin nicht so schlimm wie das, was sie gerade gemutmaßt hatte. War sie vielleicht das erste Waisenkind, dem er geholfen hatte? Er hatte so vielen geholfen, es war eigentlich keine Überraschung, dass er damit begonnen hatte, indem er eines bei sich aufnahm.
»Musste ich das wirklich erfahren?«, fragte sie.
»Das ist der kleinste Teil von dem, was ich dir zu sagen habe.«
Oh Gott, da kam noch mehr? »Wollen wir nicht zuerst zu Abend essen?«, schlug Alana schnell vor.
Er schenkte ihr einen wissenden Blick. »Beruhige dich, und ziehe bitte keine voreiligen Schlüsse mehr! Ich habe dir etwas anderes beigebracht.«
Sie errötete. Das hatte er in der Tat. Zuerst die Fakten. Intuition nur als letzten Ausweg. Und er war dabei, ihr die Fakten zu nennen. Sie wollte sie nur nicht hören!
Offensichtlich vermutete er das auch, denn er bemerkte: »Bevor wir hierhergezogen sind, wollte ich eigentlich Farmer werden.«
Das war so aus dem Zusammenhang gerissen, dass sie blinzeln musste. Versuchte er, sie abzulenken, um sie zu beruhigen? Es funktionierte – ein bisschen. Aber dann begriff sie. »Farmer ist nicht dein richtiger Name, stimmt’s?«
»Nein. Aber als wir in dieser geschäftigen Stadt ankamen, wurde mir klar, dass wir uns mitten in der Innenstadt am besten verstecken könnten. Deshalb gab ich den Gedanken an eine Farm auf. Aber der Name war gut, sehr solide, und er klang nicht ausländisch. Er passte hierher, so wie wir hierherpassten.« Er lächelte und fügte hinzu: »Ich versuchte mich allerdings an Gartenarbeit. Ein paar Monate lang fand ich es sogar sehr entspannend, aber dann habe ich damit aufgehört.«
»Zu langweilig im Vergleich zu dem, was du früher gemacht hast?«
Sie dachte an die Kriege, in denen er auf dem Kontinent gekämpft hatte. Sie hatte von so vielen Kriegen gehört, als sie die Geschichte Europas durchnahm.
»Sehr scharfsinnig! Gut.« Er schwieg einen Moment lang und blickte wieder auf den Boden. »Ich habe dir einmal gesagt, dass ich Menschen getötet habe. Du warst noch sehr klein. Vielleicht erinnerst du dich nicht mehr daran, und ich wollte es auch nur ungern noch einmal wiederholen.«
»Ich erinnere mich. Warum hast du mir das überhaupt erzählt?«
»Du warst ein entzückendes Kind, schön, wissbegierig, und ich hatte dich viel zu sehr ins Herz geschlossen. Ich habe es dir gesagt, um dich abzuschrecken, damit du darüber nachdenkst und vielleicht Angst vor mir bekommst. Aber es hat nicht funktioniert. Es ist keine Schranke zwischen uns entstanden. Du hattest zu viel Vertrauen zu mir, und ich hatte dich bereits zu sehr liebgewonnen. Ich liebe dich wie meine eigene Tochter, die ich niemals hatte.«
»Mir geht es genauso, Poppie. Das weißt du.«
»Ja, aber das wird sich heute ändern.«
Die Furcht überrollte sie, noch hundertmal schlimmer als zuvor. Guter Gott, wie konnte er behaupten, dass sie ihn nicht mehr lieben würde? Sie brachte die Frage nicht heraus, ihre Gedanken rasten in ihrem Kopf, aber ihr fiel einfach keine mögliche Erklärung für das ein, was er gerade gesagt hatte.
Und er erklärte ebenfalls nichts. Stattdessen wurde er nachdenklich. »Ich hatte nicht vor, dich so aufzuziehen. Ich wollte, dass du isoliert aufwächst, zu deinem eigenen Schutz,
Weitere Kostenlose Bücher