Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
politische Gründe, Rache, um geschäftliche Konkurrenten oder Feinde auszuschalten. Und ich war gewiss nicht der Einzige in diesem Gewerbe, ganz und gar nicht. Wenn ich einen Auftrag nicht angenommen hätte, hätte ein anderer es getan.«
»Das ist keine Entschuldigung. Das Schicksal hätte auch anders entscheiden können.«
»Das ist wahr«, räumte Poppie ein. »Aber diese Rechtfertigung hatte ich immer noch irgendwo im Hinterkopf. Ich war gut, und zumindest konnte ich auf humane Weise töten. Besser ich als ein Schlächter, dem seine Arbeit zu viel Spaß machte. Ich war nur unter dem Namen Rastibon bekannt, und mein Ruhm verbreitete sich schnell.«
»Noch ein falscher Name?«
»Ja, ein Name, der in keiner Weise mit meiner wahren Identität in Verbindung stand. Jedenfalls war mein guter Ruf durchaus berechtigt, ich habe niemals einen Auftrag nicht ausgeführt. Ich weiß nicht einmal, warum. Vielleicht aus Stolz auf mein Talent, auch wenn es sich um ein äußerst zweifelhaftes Talent handelte. Nach sieben Jahren dachte ich daran, Rastibon zurückzuziehen und mich mit dieser makellosen Karriere zur Ruhe zu setzen, bevor sie vielleicht doch noch durch ein Versagen getrübt würde.«
»War das der einzige Grund, warum du darüber nachgedacht hast, aufzuhören?«, wollte Alana wissen.
»Nein, die Wut war verflogen, sie beherrschte mich nicht mehr. Der Wunsch, erwischt zu werden, damit jemand anders mein Leben beendet, existierte ebenfalls nicht mehr.«
»Hättest du das nicht selbst tun können?«
Er antwortete mit einem gequälten Lächeln: »Ich erinnere mich, es in meinen schlimmsten Zeiten versucht zu haben. Doch jedes Mal musste ich feststellen, dass mein Selbsterhaltungstrieb nicht zusammen mit meinen Moralvorstellungen verschwunden war. Aber diese Moralvorstellungen kamen wieder zum Vorschein, und ich musste mich fragen, was ich da tat. Wenn ein Auftrag vollkommen ungerecht war, widerte er mich an. Das war die richtige Zeit, um aufzuhören.«
Sie musste es fragen: »Du hast mich ausgebildet, damit ich auch zur Mörderin werde, so wie du, nicht wahr? Warum sonst hättest du mir den Umgang mit so vielen verschiedenen Waffen beibringen sollen?«
»Sei nicht albern! Ich habe dich trainiert, damit du dich selbst schützen und deinen Körper zu deiner Verteidigung einsetzen kannst.«
»Warum sollte das je nötig sein?«
»Weil du bist, wer du bist, Alana.«
»Und wer bin ich?«
»Eine Stindal.«
Der Name kam ihr bekannt vor, aber sie konnte ihn nicht einordnen, ihr Geist war vor lauter Entsetzen völlig vernebelt. Sollte das heißen, dass ihre Familie noch am Leben war, oder …?
»Wie bist du an mich geraten? Und bitte, Poppie, bitte erzähl mir nicht, du hättest meine Eltern getötet! Ich glaube nicht, dass ich das …«
»Nein, Prinzessin«, unterbrach er sie eilig. »Damit wurde ich nicht beauftragt. Ich musste auch nie eine Frau töten, auch wenn ich dachte, ich könnte es. Ich dachte sogar, ich könnte ein Kind töten.«
Inzwischen überraschte Alana gar nichts mehr. »Du hattest den Auftrag, mich zu töten, habe ich Recht?«
»Ja.«
»Und warum bin ich dann nicht tot?«
»Weil du mich angelächelt hast. Ich hatte das Messer schon an deine Kehle gesetzt, aber du hast gelächelt, und ich konnte es nicht tun. Ich beschloss, meine ansonsten lupenreine Karriere mit einem Makel zu beschließen, wobei bis heute nur eine einzige Person weiß, dass ich dich nicht getötet habe.«
»Was meinst du damit?«
»Ich wurde dafür bezahlt, dich beiseitezuschaffen, die Hälfte des Goldes bekam ich im Voraus. Dich ›beiseitezuschaffen‹ konnte nur eins bedeuten. Ich hatte keine Zweifel, worin der Auftrag bestand. Und dennoch ließ er einigen Spielraum für Interpretationen. Ich bin niemals zurückgekommen, um die restliche Summe einzufordern, sie sollten annehmen, ich wäre umgekommen, als ich die Tat ausführen wollte. Und dein Verschwinden sprach für sich. Der Auftrag wurde buchstäblich ausgeführt – ich hatte dich beiseitegeschafft. Dass meine Auftraggeber dachten, du wärst tot, hatte für mich keinerlei Konsequenzen und war gut für dich. Es bedeutete, dass sie niemand anders mehr schicken würden, um dich zu töten.«
»Hast du meine Eltern auch in dem Glauben gelassen, ich wäre tot?«
»Nein, eigentlich nicht. Du hast mich bald wieder Mitgefühl gelehrt, und meine väterlichen Gefühle kehrten zurück. Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas jemals wieder empfinden würde. Deine Mutter
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