Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
Großvater Hendrik?«, fragte Auberta ihn freundlich. »Ich habe meinen alten Freund seit dem Schlittenrennen nicht mehr gesehen – das muss etwa zehn Jahre her sein!«
»Er kommt nicht mehr so oft in die Stadt wie früher«, erwiderte Christoph.
»Ein Jammer! Ich vermisse seinen Humor. Er hat mich immer zum Lachen gebracht. Und wie geht es deiner reizenden Nachbarin Nadia Braune? Hast du ihr Herz schon erobert? Werden wir vielleicht bald die Hochzeitsglocken läuten hören?«
Christoph hätte am liebsten eine Grimasse gezogen, verbarg jedoch seine Gefühle. Auberta wollte gewiss nur ein bisschen Klatsch und Tratsch hören, aber Nadias unerfreulicher Besuch heute lag noch nicht lange genug zurück.
»Nadia und ich waren nur als Kinder befreundet, mehr nicht.«
Auberta schien überrascht, aber ihr Begleiter runzelte die Stirn. Norbert war allerdings schon so alt, dass seine Gedanken oft abschweiften, womöglich war er dem Gespräch gar nicht gefolgt. Die alte Dame wechselte schnell das Thema und wandte sich wieder an Frederick.
»Mein Enkel Karsten hat mich wieder einmal sehr stolz gemacht«, sagte sie. »Er kümmert sich um eines der Familienunternehmen und schafft Arbeit für das Volk. Er ist absolut loyal und seiner Heimat stark verbunden, nicht wie seine verlotterten Eltern, die quer durch Europa reisen und ein sorgloses Leben genießen. Aber zumindest haben sie Karsten in meiner Obhut gelassen.«
Sie verlor selten ein gutes Wort über ihre Tochter, Karstens Mutter, die gegen Aubertas Willen einen Franzosen geheiratet hatte. Aber sie wurde niemals müde, über ihren geliebten Enkel zu sprechen. Es war ziemlich offensichtlich, dass sie hoffte, Frederick, der immer noch keinen Thronfolger hatte, würde Karsten zu seinem Nachfolger ernennen.
»Was führt Sie hierher, Christoph?«, fragte Königin Nikola leicht nervös. Christoph wusste, dass sie wegen der Rebellen in größter Sorge war, also beruhigte er sie: »Kein Grund zur Aufregung! Aber ich müsste Seine Hoheit in einer privaten Angelegenheit sprechen, die leider keinen Aufschub duldet.«
Frederick ließ ihn nicht länger warten. Er entschuldigte sich und ging mit Christoph in sein privates Arbeitszimmer, wo sie unter vier Augen sprechen konnten. Der König ging auf die fünfzig zu, war aber noch in bester körperlicher Verfassung. Er war blond und blauäugig, genau wie seine erste Gemahlin – man sollte doch meinen, dass die Verschwörer zumindest eine angebliche Prinzessin hätten aussuchen müssen, die ihren Eltern ähnlich sah! Bei den anderen jungen Damen war dies jedenfalls so gewesen. Wobei dies auf halb Lubinia zutraf.
Sobald sich die Tür hinter ihnen schloss, kam Christoph sofort auf den Punkt. »Es gibt wieder eine neue Hochstaplerin, Eure Hoheit. Möchten Sie sie sehen?«
Ohne zu überlegen, antwortete Frederick: »Wozu? Um ihre Frechheit zu bestaunen? Ich habe Sie beauftragt, sich um diese Angelegenheiten zu kümmern. Finden Sie heraus, wer sie dazu angestiftet hat, und schicken Sie sie fort!«
»Sie sagte, sie könnte Ihnen nützlich sein, um den Krieg abzuwenden. Das deutet darauf hin, dass sie zum Bruslan-Lager gehört. Wahrscheinlich hat man sie geschickt, um Eure Hoheit zu einem fatalen Fehler zu bewegen. Das würde allerdings heißen, dass sie inzwischen ziemlich clevere Berater haben.«
»Möglicherweise, aber vergessen Sie nicht, Christoph, wie riesig diese Familie ist! Manche sind entfernte Blutsverwandte. Viele sind gute und korrekte Leute, sogar Freunde, wie Auberta. Aber ich weiß, dass es unter den jungen Männern einige gibt, die meinen, dass der Thron den Bruslans zusteht. Sie können es nicht verwinden, dass Ernsts direkter männlicher Erbe Karsten nicht für seine Nachfolge ausgewählt wurde.«
»Karsten war noch ein Kind, als sein Großvater gestorben ist«, sagte Christoph. »Das Volk hat sich nicht gegen König Ernst erhoben, damit gleich der nächste Bruslan an seine Stelle tritt.«
»Aber seit dem Bürgerkrieg ist so viel Zeit vergangen, dass die jüngere Generation der Bruslans das vergessen hat. Ohne Zweifel unterstützen einige von ihnen die Rebellen. Behalten Sie ganz besonders Karsten im Auge! Ich weiß, Auberta hält viel von ihm, aber er ist ein listiger Geselle. Ich befürchte fast, dass seine plötzliche Verantwortlichkeit nur dazu dient, seiner Großmutter etwas vorzuspielen.«
Christoph nickte. »Es müsste in der Tat eine ziemlich große Veränderung in ihm vorgegangen sein, nachdem er sich bisher
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