Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
verwiesen. Eine weitere hatte ein geldgieriger Lubinier auf den König angesetzt. Auch seine Lügen wurden aufgedeckt, der Mann wurde ins Gefängnis geworfen und das Mädchen in eine Klosterschule geschickt. Das dritte Paar war am überzeugendsten gewesen, aber als die Befragungen härter wurden, waren sie geflohen. Die Wachen des Königs hatten nie herausgefunden, wer hinter diesem Versuch steckte, wobei die Bruslans unter Verdacht standen.
Mit der vierten hatte Christoph vor ein, zwei Jahren zu tun gehabt. Es war geradezu komisch gewesen. Sie hatte behauptet, sechzehn zu sein, so alt, wie die Prinzessin sein musste, sah aber aus wie zwanzig. Sobald er mit der Befragung begonnen hatte, war sie in Tränen ausgebrochen. Weil sie so verzweifelt wirkte, ließ er sie allein und gab ihr die Gelegenheit, mitsamt ihrer irrwitzigen Geschichte die Flucht zu ergreifen. Allerdings hatte er Männer mit ihrer diskreten Verfolgung beauftragt. Sie schluckte den Köder sofort.
Ihre Verbindungsperson war eine der Kinderfrauen, die vor all den Jahren die Stelle im Palast nicht bekommen hatte. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters hatte sie damals behauptet, ihr eigenes Kind noch zu stillen. Ein paar Fragen hatten jedoch ergeben, dass das Kind schon lange tot war – was ihr wohl auch den Verstand geraubt hatte. Nachdem bekannt wurde, dass die Königstochter entführt worden war, hatte sie damit geprahlt, dass sie die Entführung hätte verhindern können und dass nur sie dafür hätte sorgen können, dass sie gut aufwuchs. Um das zu beweisen, stahl sie ein kleines Mädchen aus der Stadt und zog sie in dem Bewusstsein auf, die Prinzessin zu sein.
Doch das arme Mädchen hatte eine schwere Kindheit, und die alte Frau schlug sie jedes Mal, wenn sie fragte, warum eine Prinzessin unter so erbärmlichen Umständen aufwachsen musste. Das Mädchen verließ schließlich der Mut, weiter auf ihrer Geschichte zu beharren. Und zumindest war sie nicht Teil eines Komplotts gegen die Stindals.
Aber dieses Mädchen, das da nun aufgetaucht war, war etwas völlig anderes. Bei den anderen handelte es sich entweder um Kinder oder um Dummköpfe. Diese hier war keines von beiden. Christoph hatte versucht, sie einzuschüchtern, aber kein Geständnis aus ihr herausbekommen. Also Verführungskunst? Obwohl er mit seinen Frauen immer absolut aufrichtig war? Allerdings war er mehr als bereit, sie ins Bett zu bekommen, und dann auch noch mit der Erlaubnis des Königs! Es wäre sicher interessant, zu sehen, wie sie auf eine Änderung seiner Taktik reagieren würde …
Kapitel 17
W enn hier lang vermisste Töchter so behandelt werden, wollte Alana gar nicht wissen, wie man dann erst mit Feinden umging. Sie nahm sich vor, so lange Prinzessin zu bleiben, bis sie Christoph Becker ausreichend hatte büßen lassen.
Sie hatte Lubinia schon vorher verachtet, aber jetzt begann sie, das Land regelrecht zu hassen. Wenn nicht so viele Menschenleben auf dem Spiel stünden, würde sie ihre Ansprüche schneller zurückziehen, als der Hauptmann und seine Palastwachen schauen konnten. Dieser engstirnige, primitive Flegel – wie konnte er es wagen, sie so zu behandeln, obwohl sie niemandem etwas getan hatte?! Gut, sie hätte ihre Waffen vielleicht freiwillig etwas früher abgeben sollen, bevor er sie selbst entdeckte. Das war ungünstig gewesen. Aber er hatte sie so durcheindergebracht, dass sie gar nicht darüber nachdenken konnte!
Sie war aufgewachsen, ohne das Gefühl von Angst zu kennen. Poppie hatte ihr beigebracht, wie man mit gefährlichen Situationen umging, aber nicht, wie man mit diesem Gefühl umging. Zusammen mit der tief empfundenen Empörung über die Behandlung, die man ihr hier angedeihen ließ, verursachte es eine schreckliche Beklemmung, ein schmerzhaftes Gefühl der Enge in ihrer Brust.
Sie befürchtete, dass der Hauptmann diese Angst mit Absicht geschürt hatte, damit sie ihm statt der Wahrheit nur endlich sagte, was er hören wollte. Oh Gott, das durfte nicht passieren! Von ihrer Entschlossenheit hingen schließlich Menschenleben ab. Sie musste nur ihr Selbstvertrauen wiederfinden. Dazu brauchte sie ein Gefühl, das stärker war als die Angst. Empörung war nicht stark genug. Sie brauchte ihre Wut wieder zurück, das wurde ihr klar, als sie auf die vergitterte Zellentür starrte. Ihr fiel auf, dass die Gitterstäbe nicht allzu eng standen. Ein Mann hätte sich nicht durchwinden können, aber sie könnte es vielleicht schaffen.
Doch der Diener Boris
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