Gefechte der Liebe: Roman (German Edition)
ihm den Rücken zu. Sobald er die Zelle verlassen hatte, war sie aufgesprungen, hatte sich ihr Kleid genommen und es wie einen Schild vor sich gehalten. Wobei er sie so eingeschüchtert hatte, dass sie wohl gar nicht merkte, dass sie ihm einen guten Blick auf ihre wohlgeformten Beine ließ. Er ging sofort von dannen, bevor er in Versuchung geriet, die Zellentür wieder zu öffnen.
Ihre Angst besänftigte Christoph nur ein wenig. Immerhin begriff er, dass ihre Empörung teilweise verantwortlich für seine Wut war. Ihre Situation war zu ernst. Ihr musste klar sein, dass sie aus dieser Sache nicht unbeschadet wieder herauskommen konnte, außer wenn sie wirklich unschuldig war. Wenn man sie so überzeugend angelogen hatte, dass sie wirklich glaubte, was sie sagte, musste er nachsichtiger mit ihr sein. Die Frage war nur, wie er das herausfinden sollte.
Er war auch wütend auf sich selbst, weil sie ihn davon abgelenkt hatte, sie als reine Vorsichtsmaßnahme zu durchsuchen. Männer wurden am Palasttor immer durchsucht, Frauen nicht. Das würde sich ab heute ändern.
Die Lust war etwas Gefährliches. Wenn er ihr nicht schon nachgegeben hätte, wäre sein Verlangen nicht so mächtig wie jetzt. Aber es war kein Wunder, dass er diesen Fehler gemacht hatte, wo sie sich zu ihm herübergebeugt hatte und in so verführerischem Ton um ein privates Rendezvous gebeten hatte.
Letzten Monat erst hatte er mit einer Witwe mittleren Alters zu tun gehabt, die das Anliegen für ihren Besuch bei Hofe ebenfalls geheim halten wollte. Dann hatte sie ihm gestanden, dass ihr Ziel das Bett des Königs war. Sie hatte sich dem Hauptmann sogar angeboten, als Belohnung, wenn er ein Treffen mit Frederick für sie arrangieren würde. Christoph war nicht in Versuchung geraten. Er hatte ihr stattdessen die Tür gewiesen. Sie war nicht die Erste, die mit solchen Absichten aufgetaucht war. In Lubinia war es wohlbekannt, dass Frederick zweimal sein Glück gefunden hatte, jeweils mit den beiden Königinnen, und dass er seit seiner zweiten Ehefrau keine Mätresse mehr gehabt hatte.
Nachdem er diese verrückte Begegnung im letzten Monat noch so frisch in Erinnerung hatte, war es nicht verwunderlich, dass er der Versuchung bei Alana nachgegeben hatte – oder zumindest diese Ausrede benutzte, weil sie jung und schön und so begehrenswert war. Verdammt nochmal, er wollte nur, dass er Recht hatte! Er wollte, dass sie genau das war, was er von ihr gedacht hatte, als er sie in sein Quartier gebracht hatte.
Nachdem er Boris Anweisungen erteilt und sich einen Mantel übergezogen hatte, da es wieder schneite, befragte Christoph den Soldaten, den Alana verdächtigte, ihr Armband gestohlen zu haben. Er musste diese Sache überprüfen, bevor er mit dem König sprach. Fast war er ein wenig enttäuscht, als der Mann alles abstritt. Deshalb musste er einen weiteren Wachmann beauftragen, das Hab und Gut des Soldaten zu durchsuchen. Er ging davon aus, dass das Armband der Beweis war, dass das Mädchen gelogen hatte.
Dann machte er sich schnellen Schrittes auf den Weg zum König, um mit ihm ein paar Worte unter vier Augen zu wechseln. Er hoffte, die königlichen Gemächer noch vor dem Abendessen zu erreichen. Das Mahl wurde nur im Notfall unterbrochen, und das hier war kein Notfall – zumindest noch nicht.
Aber das königliche Paar saß noch mit Gästen im Salon. Sie begrüßten ihn warmherzig, aber Frederick stand nicht sofort auf, um zu erfahren, aus welchem Anlass der Hauptmann ihn aufsuchte. Also grüßte Christoph die beiden Gäste, die ihm bekannt waren.
Er war nicht überrascht, Auberta Bruslan hier zu sehen. Norbert Strulland, der tattrige, schwächliche Diener, der sie begleitete, saß neben ihr auf einem beigefarbenen, mit goldenen Fäden durchwirkten Sofa. Man sah die beiden selten ohne einander. Norbert war genauso weißhaarig wie Auberta und hätte schon vor Monaten in den Ruhestand geschickt werden sollen, aber Auberta war zu gutmütig, um ihn zu entlassen.
Die ehemalige Königin war ein häufiger Gast im Palast, ob bei königlichen Gesellschaften oder bei privaten Abendessen. Sowohl Frederick als auch Nikola schätzten die alte Dame aufrichtig. Sie war gutherzig und hatte einen ausgeprägten Sinn für Humor. Das Regentenpaar versuchte, gute Beziehungen sowohl zu ihr als auch zu anderen Mitgliedern der früheren Königsfamilie aufrechtzuerhalten. Nicht alle Bruslans waren dagegen, dass ein Stindal auf dem Thron saß.
»Christoph, wie geht es deinem
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