Geflüster auf Burg Schreckenstein
„Geht es so?“
„Ultra! – Erzähl weiter. Von deinen Qualitäten.“
„Also, ich…, wenn ich zum Beispiel jemand mag – der kann alles von mir haben…“
„Oder die.“
„Für den leg’ ich mich krumm und geh’ durchs Feuer.“
„Für die.“
„Klar. Auch.“
„Das hab’ ich gleich gemerkt. An deiner Seite fühlt man sich irgendwie geborgen. Du bist ein richtiger Freund.“
„Meinst du wirklich?“
„Und Florian ist dein natürlicher Feind.“
„Hm. Darauf bin ich noch gar nicht gekommen. Bei mir dauert’s manchmal.“
„Das ist deine Anständigkeit.“
„Mensch, Bea! So wie mit dir, so hab’ ich noch mit keinem Mädchen geredet. Wirklich nicht. Meist kriegt man doch gleich eine auf den Deckel, wenn man offen ist…“
„Dampfwalze!“ Mit der Hand fuhr ihm Beatrix durchs Haar.
„Ist doch wahr!“ Weil er kein Taschentuch bei sich hatte, schaltete er in der Nase den Rückwärtsgang ein.
In ihrem Schlafsack, der ganz neu roch, drehte sich Beatrix ihm zu. „Ich glaube, wir sind längst Freunde und haben’s nur nicht gemerkt. Aber jetzt – zusammen sind wir stark. Du behältst Florian im Auge, ich passe auf Ingrid auf.“
Dampfwalze drückte ihr die Hand, daß sie hätte aufschreien mögen. „Jetzt kann ich’s dir ja sagen: Ich hab’ dich immer für oberflächlich gehalten. Für eine, die ihren Spaß haben will und die anderen dafür rumschiebt, wie sie sie braucht, eiskalt. Dabei bist du im Grunde ein ganz wertvoller Mensch…“
„Ja, Dampfwalze. Man kann eben in keinen hineinschauen, solang er sich verschließt.“
„Sag nicht Dampfwalze. Ich hab’ drei Vornamen. Der schönste ist Uwe.“
„Lieber nicht. Du bist für alle Dampfwalze. Wie wir zueinander stehen, geht niemand was an. Wenn ich Uwe sage, lachen ja die Hühner! Und das will ich nicht.“
„Du bist schwer in Ordnung.“ Er sah sie an und schaltete die Taschenlampe aus. Im Dunkel hörte er sie lachen.
„Was ist daran komisch?“
„Mit dir auf der Streckbank! Das hätte ich mir auch nicht träumen lassen…“
Schloßgeflüster
Trotz unterschiedlichster Schulsysteme begann der Tag auf Schloß Rosenfels genauso wie auf Burg Schreckenstein, nämlich mit dem Ermunterungsruf: „Aufstehen! Dauerlauf.“ Auch das Wetter war zu beiden Seiten des Kappellsees das gleiche: freundlich und trocken.
Die Mädchen schlüpften aus ihren Betten und in ihre Trainingsanzüge, die spartanischen Ritter nur in die Turnhose. So starteten sie am Durchgang zum Sportplatz.
„Dampfwalze ist nicht da!“ sagte Andi zu Schulkapitän Ottokar. Und wenn er das sagte, stimmte es. Andi und der Muskelprotz bewohnten dasselbe Zimmer.
Stephan, wie meist bei seinem Freund, grinste. „Dann hat er wohl verschlafen. Fragt sich nur, wo.“
Ähnlich ging es an diesem Morgen auf Schloß Rosenfels zu.
„Bea ist noch nicht zurück“, sagte Sophie zu Sonja Waldmann, die den Morgentrab anführte. Nichts auf der Tagesordnung geschah hier ohne die Anwesenheit einer Erziehungsberechtigten, wie FDH zu sagen pflegte.
Sie weiß ja, daß sie zum Unterricht da sein muß“, antwortete die junge Lehrerin.
„Sonst schadet sie nur sich selber“, bemerkte Ingrid. „Sie hat grade so eine Phase…“
Drüben trabte Andi durch den Prinzengarten. Mein Trompetenkoffer! fiel ihm plötzlich ein.
Nach flotten Runden stürmte die Ritterschaft die Freitreppe hinauf. Andi scherte aus. Er stieg hinunter in die Folterkammer, ließ die Eiserne Jungfrau quietschen: Der Trompetenkoffer stand noch da.
„Hab’ ich’s mir doch gedacht!“ sagte eine Stimme hinter ihm. „Hier sieht’s ja aus wie nach dem Scharmützel bei Wampoldsreute.“
Stephan war’s, und erst jetzt sah Andi, was er meinte. Auf der Streckbank lagen zwei verlassene Schlafsäcke, der steinerne Richtertisch war gedeckt: ein elektrischer Kochtopf, zwei Tassen, ein Päckchen Brühwürfel, Streichwurst, Knäckebrot, Tourenbesteck, der Rest einer Tafel Schokolade sowie ein Rucksack.
„Dampfwalzes Nachlaß!“ stellte Andi fest und stopfte alles in den Rucksack. Samt seinem Trompetenkoffer.
Stephan grinste. „Das einzige ungestörte Geflüster…“ Und er räumte die beiden Schlafsäcke weg.
Im Duschraum hatte jeder Ritter im Wandregal ein Fach für seine Waschutensilien. Heute war offenbar nichts mehr an seinem Platz. Alle suchten und schimpften durcheinander.
„Was war denn das für ein Witzbold? – He, die blaue Zahnbürste ist meine! – Die gelbe Seife gib mir! – Was tut denn meine Nagelschere
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