Gefluesterte Worte
und Ameisen und ihren Wunderbauten und ihrer politischen Organisation nicht zu reden.Das anerkannt Schöne ist nicht des Erwähnens wert, Pferde, die Katzen, die so verkannt und so edel sind, nicht nur schön; aber sogar das allerhäßlichste Tier, die Kröte, ist mit dem wunderbaren Glockenton begabt, der die Sommernächte durchklingt, wenn die Vögel schweigen.
Alles um uns her ist Entzücken, nur unsere Augen sind manchmal gehalten, und unser Interesse nicht geweckt, oder die Dinge, welche uns störend sind, machen uns unempfänglich für die Schönheit, die sie bergen. Der Mensch hat zu sehr die Einbildung, daß die Natur sein Werkzeug ist, und von ihm mißbraucht werden darf, und nicht genug Andacht vor Gottes Schöpfung, an der er gar keinen Theil bat. Es ist sogar fraglich, ob er sich soviel Herrschaft anmaßen darf, da er nicht imstande ist, ein Gotteskäferchen wiederherzustellen, das er aus Unbedacht zertreten hat, oder alle die prachtvollen Reiher, Ottern und andere herrliche Tiere, die er durch seine Geldgier und Putzsucht beinahe vom Erdboden vertilgt hat. Alle die unschuldigen Geschöpfe, die oft so aufopfernd und gut sind, hat der Mensch umgebracht, durfte er das wohl? Wer gab ihm dazu das Recht?
Wenn die Menschen die Sprache derverstehen könnten, so würden sie nicht mehr imstande sein, ihnen ein Leid anzutun. Sie kämen sich vor, wie Kannibalen. Nur weil sie sie nicht verstehen, sind sie so barbarisch und vertilgen die unschuldigen Geschöpfe.
Nun kommt noch der Gaumen hinzu, dem man alles zuführen will, was ihn reizen kann, anstatt aller Speisen köstlichste: das Brot zu genießen. Das Brot ist schön in jeder seiner Verwandlungen, vom ersten wogenden Feld, das unter dem Schnee hervorprangt, bis zum reifen goldenen Kornfeld, das im Sommerwinde leise wogt, zu den Garben in ihrer Pracht, und in der Mühle als reifes, blütenweißes Mehl, und dann in den glänzenden Leiben Brotes, immer schön und immer köstlich. Wir sprechen vom täglichen Brote viel öfter mit Bitterkeit, weil es ungenügend ist, als mit Dankbarkeit, es überhaupt zu besitzen. Das wunderschöne, duftende, herrliche Brot! Wie gut könnten wir von Brot, Milch und Früchten leben, und brauchten die sogenannten Tafelfreuden gar nicht, die so vielen Wesen das Leben kosten. So viel Wohlgeruch umgibt uns mit seiner zarten Schönheit, daß wir es gar nicht ermessen, nicht die Düfte nennen können, so zahlreichsind sie. Das ist eine subtile Art von Schönheit, die an einen andern unserer Sinne sich wendet. für jeden ist Schönheit erreichbar um uns der. Die Sonne scheint allen, die Mondnacht ist für alle da, und wenn die Menschen sich nicht in Städte zusammenpferchten, so hätten sie viel innigeres Verständnis für die Wunder der Natur, denn sie wären ein Teil derselben geblieben, sie wären viel glücklicher und zufriedener. Sie wären wie der Hirte auf dem Gipfel der Karpathen. dem jemand vom König sprach und der fragte: »Was ist denn das?«
Aber auch da noch, wo die Menschen sich abmühen, in den Eisenhütten und unter der Erde, geht ihnen das Schöne nach: die rauchenden Essen, die ungeheuren Feuer, neben welchen sie ihre Kraft zeigen, indem sie die Massen Feuers und glühenden Eisens bändigen, wie schön ist das! Und in den Krystallen der Salinen, ist das nicht schön? Die geschwärzten Gesichter sind nicht häßlich, sie treten in ihrem Umrisse scharf hervor und verleihen den Ausdruck von Kraft und Wildheit wie einer Urgewalt da, wo sie sonst nicht vielsagend scheinen würden.
Schönes ist überall, wenn Nur Augen da sind, um es zu lehen. Aber die Menschenschließen die Augen und wollen lieber klagen, anstatt des Schönen teilhaftig zu werden. Und meistens sind es ihre eigenen ungezügelten Leidenschaften, die verderben, was ihnen Herrliches geschenkt war. Anstatt dem Vogelgesang zu lauschen, töten sie die Vögel, und setzen sich ins Wirtshaus, um im Wein ihr Elend zu vergessen. Sie wären nicht so elend ohne Wirtshaus, bei den Vögeln, ihrem reizenden Gesang und unbeschreiblich schönem Gefieder.
Das Wort ist wohl nicht das weniger Schöne in der Welt, sondern eine große Macht und Herrlichkeit. Das Wort ist himmelgeboren, und wird schon in der Bibel als Schöpferkraft und ewiges Werden bezeichnet, als der Träger des Gedankens, und als dasjenige, was uns der Gottheit nahe bringt, und uns teilhaftig macht an dem ewigen Leben. Ohne das Wort wüßten wir nicht, daß wir Seelen sind, und daß unser Heim nicht auf der
Weitere Kostenlose Bücher