Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefrorene Seelen

Gefrorene Seelen

Titel: Gefrorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
Vom Netzwerk:
dass er damit nicht auf den Gefangenen einschlagen konnte, ohne gleichzeitig Edie zu treffen. »Ich leg mich ja schon hin, Keith. Aber tu ihr nicht weh, ja? Ich geh runter.« Langsam ließ er sich auf die Knie sinken.
    Was dann geschah, dauerte nur einen Augenblick. Eric langte hinter sich, um das Brecheisen zu ergreifen. Keith schrie irgendetwas aus voller Kehle und zog Edie nach hinten, um sie als Schild zu benutzen. Doch Eric zielte nicht auf den Gefangenen, er zielte auf Edie.
    Die Eisenstange traf sie mit voller Wucht seitlich am Kopf. Ihre Knie wurden weich, und sie sackte zu Boden. Der Gefangene taumelte ebenfalls und verlor den Halt. Er stürmte zur Tür, doch unterdessen hatte Eric das Brecheisen umgedreht, so dass er es nunam geraden Ende hielt. Der Gefangene war noch nicht halb draußen, da traf ihn das Eisen mit furchtbarer Gewalt im Nacken unter dem Schädel. Wie ein vom Beil getroffenes Schlachttier brach er zusammen.

51
    N ach Troys Unterlagen lautete die Adresse Pratt Street East 675. Dorthin fuhren sie jetzt ohne Blaulicht. Im Rundfunk hatte man Schnee angekündigt, aber das warme Wetter hatte sich gehalten, und nun hämmerte der Regen auf das Wagendach. Die Scheibenwischer quietschten auf der Windschutzscheibe. Cardinal hatte Verstärkung angefordert, Beamte in Zivil, aber als sie in die Pratt Street einbogen, waren noch keine anderen Fahrzeuge in Sicht.
    »Ich wusste gar nicht, dass nach dem Häuserblock mit den Fünfhunderternummern überhaupt noch etwas kommt«, sagte Delorme. Hinter dem Fünfhunderterblock kreuzten die Schienen der Eisenbahnlinie die Pratt Street; danach war die Straße nicht einmal geteert, und die kleinen heruntergekommenen Häuser am Ende der Straße blieben hinter einer Felsböschung verborgen.
    Das Funkgerät knackte, dann füllte Mary Flowers Stimme das Wageninnere. »Die Verstärkung kommt wahrscheinlich mit Verspätung. Wegen eines querstehenden Sattelschleppers auf der Überführung staut sich der Verkehr auf zwei Kilometer Länge.«
    »Verstanden«, bestätigte Cardinal. »Was sagt der Computer zu Eric Fraser?«
    »Nichts. In den hiesigen Akten ist Eric Fraser nicht bekannt.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte Cardinal. »Troy sagte, er kann nicht älter als siebenundzwanzig, achtundzwanzig sein.«
    »Auch landesweit ist nichts in den Akten«, fuhr Flower fort. »Ein unbeschriebenes Blatt.«
    »Wie sieht es bei den Jugendgerichten aus? Wenn er überhaupt aktenkundig geworden ist, dann finden wir ihn da.«
    »Augenblick. Der Auszug aus dem Jugendstrafregister kommt gleich.« Sie hörten, wie Flower jemanden anschrie, ihr den Computerausdruck noch vor Weihnachten zu bringen. »Treffer bei den Jugendstrafen«, meldete sie. »Hören Sie?«
    »Tierquälerei«, sagte Cardinal zu Delorme. »Ich wette, es hatetwas mit Tierquälerei zu tun.« Und wieder ins Mikrophon: »Schießen Sie los, Mary.«
    »Mit dreizehn, Einbruch; mit vierzehn, wieder Einbruch; mit fünfzehn, ein Fall von Tierquälerei.
    »Das ist unser Mann«, sagte Delorme.
    Cardinal spürte ein leises Zucken in den Fingerspitzen. Wenn er den Dienst quittieren müsste, wäre das die beste Art: einen Serienmörder zu schnappen, bevor er über sein nächstes Opfer herfällt. Einen besseren Abgang konnte man sich gar nicht wünschen.
    McLeods Wagen fuhr an der Ecke MacPherson Street und Pratt Street vor. Cardinal hatte allen eingeschärft, sich von dem Haus fernzuhalten, bis er selbst dort eintraf. Als McLeod Cardinals Fahrzeug erkannte, stieg er aus und sprintete, mit einer Hand die schützende Kapuze haltend, über die Kreuzung zu ihnen herüber. Er stieg zu Collingwood in den Fond und fluchte über den Regen. »So ein Scheißwetter. Wer hat schon mal von Monsun im Februar gehört? Die Luftverschmutzung, die von Sudbury zu uns rüberkommt, ist schuld. Die ganze Stadt ist wie weggeschmolzen.«
    Flower meldete sich nochmals: »Fraser war auch einige Zeit in der St. Bartholomew’s Training School. Knapp zwei Jahre.«
    »Ich wette, wegen Körperverletzung«, sagte Cardinal ins Mikrophon.
    Aus dem Funkgerät: »Schwere Körperverletzung. Er hatte eine Auseinandersetzung mit seinem Werkstattlehrer wegen des Verbleibs bestimmter Geräte.«
    »Und er hat ihn mit dem Messer übel zugerichtet, vermute ich.«
    »Nein. Gleich in der Werkstatt ist er mit der Lötlampe auf ihn losgegangen.«

52
    K eith London träumte, er schwimme in einem grün schillernden Urwaldteich, wo auf einem tief hängenden Ast Affen in einer Reihe

Weitere Kostenlose Bücher