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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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erhofft, die Stimmung würde etwas romantischer sein. Stattdessen fühlt es sich so an, als hätte Oliver seit Stunden nichts anderes im Sinn und nur darauf hingearbeitet.
    „Ja, schon, aber wollen wir uns denn vorher nicht noch ein bisschen besser kennenlernen?“
    Oliver lacht und legt seine Hände auf meinen Po.
    „Aber wir sind doch dabei, uns kennenzulernen.“ Er drückt mich gegen die Tür und küsst mich ungeduldig. Mit einem geschickten Griff fischt er die Zimmerschlüssel aus meiner Jacke und schließt auf.
    „Eigentlich geht es mir ein bisschen zu schnell“, versuche ich erneut, meine Bedenken zu verdeutlichen, als wir über die Türschwelle treten. Oliver antwortet nicht mehr, sondern streift mir die Jacke herunter und küsst meinen Hals. Ich schließe die Augen und genieße diese neuen Berührungen. Mit Ullrich war der Sex rein mechanisch geworden, es gab keine Überraschungen mehr und alles war wie einstudiert. Ich gebe zu, dass es auch irgendwie aufregend ist, Hände zu spüren, die meinen Körper auf unvertraute Weise erforschen. Aber ist es nur die Neugierde auf das Unbekannte oder bin ich in Oliver verliebt? Wir ziehen uns gegenseitig die Pullover über den Kopf und für einen Augenblick vergesse ich, darüber nachzudenken, ob dies hier richtig ist. Es ist dunkel im Zimmer, aber der Schein einer Laterne, die vorm Fenster steht, lässt die Konturen seines Oberkörpers deutlich sichtbar werden. Er ist gut gebaut und ich frage mich, wann Oliver sich die Zeit nimmt, seinen Körper so zu trainieren. Ganz offensichtlich ist es hier mit ein paar Sit-ups nicht getan. Um dieses Ergebnis zu erzielen, ist konsequentes Training nötig. Ich wüsste sicher Besseres mit meiner Zeit anzufangen. Oliver nestelt an dem Verschluss meines BHs herum und stellt sich dabei an wie ein unerfahrener Teenager.
    „Wer hat bloß diese Dinger erfunden? Kannst du mir mal verraten, wie das aufgeht?“
    Natürlich könnte ich es ihm verraten, aber das nimmt ja die ganze Romantik. Eigentlich hat sie sich bereits verflüchtigt, denn Oliver wird zunehmend ungehaltener, weil er dem Verschluss gerade den Krieg erklärt hat.
    „Vielleicht sollten wir uns noch ein bisschen Zeit geben, Oliver. Es muss ja auch nicht jetzt passieren.
    „Sagst du das jetzt, weil du findest, dass ich ein alberner Trottel bin oder weil ich dir leidtue?“
    Ich muss lachen, denn mich amüsiert seine Bemerkung und ich nehme an, dass sie ein Scherz war. Doch Oliver zieht sich von mir zurück und begibt sich im Dunkeln auf die Suche nach seinem Pullover.
    „Aber deswegen musst du dich doch nicht sofort wieder anziehen. Komm wieder zu mir, wir könnten noch ein wenig zusammen kuscheln.“
    Doch als hätte er mich nicht gehört, zieht er sich in Windeseile den Pulli wieder über und geht zur Tür.
    „Es freut mich, wenn ich dich gut unterhalten habe. Wenn du wieder einen Clown brauchst, dann such dir bitte jemand anderen.“
    „Aber …“
    Die Tür knallt ins Schloss und ich bleibe allein in meinem dunklen Zimmer zurück.
     
    Die Nacht habe ich nur mäßig gut geschlafen. Immer wieder musste ich an Oliver denken und daran, dass er offensichtlich ziemlich schnell gekränkt ist. Ich finde es schade, dass wir uns missverstanden haben. Aber eigentlich war es doch gar nicht so schlimm. Er hat meinen BH nicht aufbekommen, na und! Ich habe mir erlaubt, mich darüber zu amüsieren, aber begründet das sein eingeschnapptes Verhalten?
     
    Diesmal stehe ich früher auf, als ich eigentlich wollte, denn an Schlafen ist nicht mehr zu denken. Die Grübelmaschine arbeitet pausenlos. Wahrscheinlich bin ich die Erste, die heute beim Frühstück anzutreffen ist. Alle anderen haben mit ihren Teleskopen sicher bis in die frühen Morgenstunden den Himmel durchkämmt und schlafen heute aus, während ich todmüde stundenlang über Olivers seltsamen Abgang nachgedacht habe und jetzt hellwach bin. Somit verlasse ich an diesem Sonntag bereits um acht Uhr mein Zimmer, um mir ein Frühstück zu genehmigen, auf das ich reichlich wenig Appetit verspüre. Als ich auf den Flur hinaustrete, beobachte ich eine Situation, die mir spanisch vorkommt. Eine junge Frau schleicht sich aus einer Tür heraus, die unverkennbar nicht ihre sein kann, sonst würde sie nicht im Negligee herumstromern, sondern in straßentauglicher Bekleidung. Als ich genauer hinsehe, trifft mich der Schlag. Es ist Veronica, die ganz eindeutig nur ein Zimmer verlassen haben kann: Olivers. Fassungslos stehe ich da und

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