Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
Vom Netzwerk:
kennen uns schon sehr lange, aber es ist nichts mehr zwischen uns, das musst du mir glauben.“ Oliver lächelt flüchtig und schließt mich in seine Arme. „Lass uns das schnell wieder vergessen“, bittet er und drückt mich fest. Bei der Kälte kommt mir seine Körperwärme sehr gelegen. Doch bin ich noch nicht sicher, ob die Zeit zum Schmollen angemessen lang genug war. Es soll ja nicht so aussehen, als ließe ich mich im Handumdrehen überzeugen. Ein bisschen Mühe soll es ihn schon kosten. – Also schön, vergessen wir’s!
     
    Nach dem Abendessen stellen wir wieder unsere Teleskope auf, denn die Sicht ist auch heute perfekt. Klare Luft und kein Wölkchen am Nachthimmel. An diesem Abend möchte ich ein paar fotografische Schnappschüsse vom Orionnebel machen, der im April nur noch bis Mitternacht zu sehen ist, daher justiere ich mein Teleskop. Das Ausrichten des Fernrohres klappt reibungslos, sodass ich nach kurzer Zeit fertig bin. Oliver bemüht sich immer noch angestrengt, sein Teleskop penibel genau zu justieren.
    „Kann ich dir vielleicht helfen?“, frage ich ihn schmunzelnd.
    „Wie? Nein, nein, das krieg ich schon hin. Bin gleich soweit“, antwortet er. Dreißig Minuten später ist er fertig und scheint mit seinem Ergebnis alles andere als zufrieden.
     
    Mit wachsender Faszination bin ich mit der fotografischen Verewigung der Himmelsobjekte beschäftigt und vergesse Oliver und alles um mich herum.
    „Hey, was fotografierst du denn da gerade?“
    „Den Orionnebel“, gebe ich knapp zur Antwort und richte meinen Blick weiterhin auf die Stoppuhr, mit der ich die Dauer der Belichtung überprüfe. In der anderen Hand halte ich den Drahtauslöser der Kamera, deren Finger mir allerdings langsam abfrieren. Ich drücke den Knopf bereits seit zwanzig Minuten.  
    „Den Orionnebel? Der ist doch was für blutige Anfänger. Den findet jeder am Himmel. Warum suchst du dir nicht interessantere Objekte?“, erwidert Oliver und sorgt mit seiner Bemerkung für ein Dahinscheiden meiner Entspannung. 
    „Ich finde den Orionnebel sogar sehr interessant und könnte ihn mir ständig ansehen.“
    „Entschuldige, ich wollte dich nicht kränken, aber du solltest dich weiterentwickeln und dir Objekte ansehen, die anspruchsvoller sind.
    „Dann wäre es wohl besser, wenn ich dich auch nicht mehr ansehe!“ Wütend ziehe ich am Drahtauslöser meiner Kamera und verwackle meine zwanzigminütige Aufnahme. Das waren dann wohl zwanzig Minuten für die Tonne.
    „Herrgott, warum seid ihr Frauen nur immer so furchtbar kompliziert?“
    Warum bist du nur so ein Macho? Ich erwidere nichts auf Olivers Bemerkung und bereite die nächste Aufnahme vor. Er läuft ins Haus und kommt mit zwei Bechern heißem Tee zurück.
    „Lass uns nicht streiten. Ich hab’s nicht so gemeint, okay?“ Er reicht mir einen Becher und ich schlucke meinen Ärger hinunter. Also schön, dann will ich mal vergessen, dass du dich hier aufführst wie ein Großmaul. „Frieden?“, fragt er mit unschuldiger Miene.
    „Frieden“, antworte ich und nehme dankbar den Tee entgegen. Meine Finger sind vor Kälte schon ganz steif.
     
    Diesmal beginne ich, noch vor Mitternacht mein Teleskop abzubauen. Mir gehen einfach zu viele Dinge durch den Kopf. Das Beobachten macht mir daher überhaupt keinen Spaß. Veronica schaut ständig zu Oliver und mir herüber und macht mich ganz nervös. Sie ist eifersüchtig auf mich, daran gibt es keinen Zweifel. Das macht mich stutzig. Wenn zwischen Oliver und ihr tatsächlich nichts mehr ist, warum verhält sie sich dann so?
    „Weshalb baust du schon ab?“, fragt Oliver mich enttäuscht.
    „Ich hab keine Lust mehr.“
    „Gut, dann mache ich auch Schluss.“
    „Nein, das brauchst du nicht.“
    Oliver schüttelt mit dem Kopf und stoppt mich bei meiner Arbeit.
    „Dass ihr Frauen immer widersprechen müsst. Wenn ich sage, ich mache auch Schluss, dann habe ich mich entschieden.“
    „Okay, ich hindere dich nicht daran“, erwidere ich befremdet. Sicherlich bilde ich es mir nur ein, aber manchmal verhält er sich nach meinem Geschmack etwas zu aufdringlich.
    Nachdem wir die Teleskope im Haus verstaut haben, bringt mich Oliver zu meinem Zimmer. Vor der Tür legt er seine Arme fest um mich herum und lächelt mich vielsagend an.
    „Ich möchte mit dir schlafen“, flüstert er mir ins Ohr, „du willst es doch auch.“
    Seine forsche Art schreckt mich ab. Möglicherweise hätte ich es sogar gewollt, aber eigentlich hatte ich mir

Weitere Kostenlose Bücher