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Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten

Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten

Titel: Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rigor Mortis
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fehlte ihm an Selbstbewusstsein, gerade wenn es um seine Gefühle ging.
    All das war Stephans Schuld, davon war er selbst mehr als überzeugt.
     Geräusche drangen an Jerads Ohr, was ihn veranlasste, in Position zu gehen. Sanft streifte er den Bogen über die Saiten, sodass die ersten Klänge in den Saal hinaus drangen.
    Stocksteif stand Duncan da, erkannte sofort, wer dort die Geige spielte. Gepresst an der Tür, suchte er nach der Klinke, doch diese ließ sich lediglich runterdrücken. Das Türblatt bewegte sich nicht, blieb fest verschlossen. Keuchend glitt er hinab, schloss die Augen und sog ungewollt die Worte der Geige ein, die in sein Innerstes vordrangen. Zu seinem Schmerz drang nun Jerads dazu, was Duncan schwer nach Luft schnappen ließ. Wie gerne wäre er hingegangen, hätte ihn in den Arm genommen, doch alles in ihm sträubte sich dagegen. Wie sollte Jerad ihm das je verzeihen können? Nein dieser Gedanke war unreal. So blieb Duncan sitzen, versuchte seinen Atem nicht allzu hektisch werden zu lassen.
    Langsam und doch durchdringend schlich sich der Geruch in Jerads Nase. Eine Spur von Tabak, Moschus und mehr als ein Hauch von einem alten Whisky. Ganz zart legte sich ein Lächeln auf seine Lippen, sein Herz pochte einen Takt schneller und der Klang seines Spiels wurde sanfter. Duncan war da! Die Gänsehaut, die Jerads Körper erfasste, zog sich vom Nacken in alle Richtungen. Ein freudiges Kribbeln befiel seinen Magen. Der Drang, die Geige fallenzulassen, wechselte mit diesem, nie wieder aufzuhören.
    Seine Fantasie spielte regelrecht mit ihm. Jerad spürte Hände, die sich auf seine legen und mit ihm zusammen in die Welt der Musik, der Emotionen gleiten. Die weiche Haut an seiner, der Atem der seinen Nacken streift und der Herzschlag, der sich seinem angleicht. Welche berauschende Vorstellung, die sein Spiel intensiver werden ließ. Bis das Zuschlagen einer Tür die Geigenklänge zum Verstummen brachte.
    Wie ein kalter Guss brach es über ihn herein: Duncan würde nicht zu ihm kommen. Kraftlos knickten seine Knie ein. Jerad landete unsanft auf dem Boden, doch was war schon ein körperlicher Schmerz, wenn der seelische umso schlimmer wog.
     
    Duncans Flucht ging an Martin und Stephan vorbei. Alles ignorierend, war sein einziger Gedanke, weg zu müssen. Vor dem Schmerz fliehen, nicht in Jerads Augen zu blicken. Diese wundervollen grünen Augen, mit dem sanften Schleier davor. Wie eine andere Welt, in die nicht jeder eintreten durfte. Ein Schritt war ihm gestattet gewesen und sicherlich noch weitere, doch das hatte sich Duncan selbst verwehrt.
    Plötzlich umfasste eine Hand seine Schulter und riss ihn herum. „Du machst einen Fehler!“ Braune Augen sahen ihm in seine Seele.
    Blondes Haar ließ sich vom Wind zerzausen. Jonathans Blick zeigte Verständnis sowie Mitgefühl. Duncan erinnerte sich nur ungern zurück, als er ihn kennengelernt hatte. Ein Häufchen Elend, abgemagert und voller Schmerz. Auch er hatte sich verkauft, für das Geschäft. „John, ich kann nicht …“
    „Ich weiß, doch sei dir bewusst, dass Jerad auch leidet. Was euch verbindet, ist ungewöhnlich, schön und doch auch schmerzlich. Es kommt nicht oft vor, die Liebe auf den ersten Blick“, lächelte Jonathan milde. Zwischen Martin und ihm war es das sicherlich nicht gewesen, auch wenn die magische Anziehung bestanden hatte. Allerdings war sie eher negativ zu sehen, die Erinnerung ließ ihn den Kopf schütteln.
    Der falsche Moment für solche Gedanken. So sehr Duncan gerne widersprochen hätte, es ging nicht. Sein Innerstes verbat es ihm, ließ stattdessen das Blut wie einen Lavastrom durch die Adern fließen. Zäh, heiß und unnachgiebig brannte es sich seinen Weg. „Deshalb bin ich gegangen, ich möchte nicht, dass er leidet.“
    „Du solltest es ihm erklären, versuche es wenigstens, dann habt ihr auch noch eine Chance. Sei kein Narr!“ Intensiv und eindringlich bohrten sich die erdbraunen Augen in die bernsteinfarbenen.
    Wortlos nickte Duncan, ließ sich an der Schulter zurückführen. Die Gedanken leer gefegt, sah er sich die Schmutzpartikel auf dem Boden an.
    Alle waren in den Saal getreten, das Licht erhellte diesen, doch selbst das nahm Jerad nicht wahr. In sich versunken saß er auf dem Bühnenrand und meinte zu fallen. Das schwarze Loch seines Herzen übernahm die Kontrolle. Gefühle verschwanden, machten Gleichgültigkeit Platz.
    Linda betrachtete ihren Sohn, wie schwer war es ihr gefallen, ihn alleine hineingehen zu

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