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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Freeway noch beschissen. Wir müssen was unternehmen.«
    »Ricky«, sagte ich.
    Er drehte sich um, aber sei ne Aufmerksamkeit galt eindeutig dem Telefonat. In seinen besten Tagen war er gern mit einer Kobra verglichen worden. Jetzt erinnerte er eher an
einen Python, der den Weihnachtsschinken verschluckt hat. Aber sein verwegenes Gesicht war immer noch attraktiv, und seine Augen sprühten - wenn er genügend Bier intus hatte.
    »Nein«, sagte er ins Telefon. »Ruf das Studio an und erklär denen, wir kommen heute Nachmittag. Junge, wir sind Jimsonweed. Frag nicht lange, wir kommen einfach.«
    Ich hielt ihm die Fotokopie vor die Nase. »Ihr habt ein Problem.«
    Jetzt schien ich sein Interesse geweckt zu haben. Er kratzte sich den Bart und beugte sich vor, um den Text genauer zu studieren. Dann runzelte er die Stirn. »Wart mal, Mann.«
    »Ich habe euch nicht bestohlen. Denk nach - wer weiß sonst noch, wo Karen das Datura-Scheckbuch aufbewahrt?«
    Ihre Stimme traf mich wie ein Eispickel in den Rücken. »Was soll das?« Sie kam mit drohend fuchtelndem Finger durch den Gang. »Oh, nein! Du redest mit mir, Evan. Mit mir!«
    Ricky sah von ei ner zu anderen und drückte verzweifelt das Handy ans Ohr.
    Karen hob beruhigend die Hand. »Überlass das mir.«
    Ricky wandte sich wieder seinem Telefonat zu, und sie nahm mich aufs Korn.
    »Wie wär’s, wenn du dich an die Regeln hältst?«
    »Hast du das Datura-Scheckbuch weggeschlossen?«, fragte ich.
    »Ich habe dir gesagt, was du zu tun hast. Komm in die Gänge. Und trau dich bloß nicht, meinen Mann in die Sache reinzuziehen.« Sie kaute auf ihrem Kaugummi herum. »Der hat wichtigere Dinge im Kopf. Sein Album ist fast fertig, und er plant die nächste Tournee. Da kann er kei ne Aufregung gebrauchen.«

    »Wie viele Leute arbeiten für dich? Wer kommt zu euch ins Haus?«
    »Jede Menge Leute. Aber auf den Schecks steht dein Name.«
    »Deswegen ist die Sache auch so absurd und dumm. Wenn ich die Schecks gestohlen hätte, hätte ich mir Barschecks ausgestellt. Nie im Leben hätte ich meinen eigenen Namen eingesetzt.«
    Die mahlenden Kiefer wurden langsamer, und die Rehaugen blinzelten.
    »Bares. Gute Idee. Du bringst mir das Geld in bar.« Sie verschränkte die Arme. »Montag. Beweg dich.«
     
    Draußen vor dem Gebäude war der Wind so heftig, dass es mir die Tränen ins Gesicht trieb. Wie zum Teufel sollte ich beweisen, dass ich nichts mit der Sache zu tun hatte? Als ich um die Ecke zum Parkplatz bog, hörte ich Rap-Musik aus einer Autostereoanlage dröhnen. Der Lärm kam aus einem Geländewagen, einem großen schwarzen BMW X5, der gleich zwei Behindertenparkplätze blockierte. Die getönten Fenster vibrierten bei jedem Impuls. Das Kennzeichen war »JMSNWD« - Jimsonweed.
    Ich kochte vor Wut. Was für eine Frechheit! Und mir erzählte diese Karen was von Regeln. Für wen hielt die sich eigentlich? Ich steuerte schnurstracks auf den BMW zu, um dem Chauffeur oder Leibwächter, der den Wagen dort abgestellt hatte, die Leviten zu lesen. Als ich bis auf drei Meter heran war, kreischte jemand so laut vor Lachen, dass es sogar die Musik übertönte. Vom Rücksitz streckte sich ein Frauenarm mit silbernen Armbändern in die Höhe und schlug mit der Handfläche gegen die Scheibe. Ich verlangsamte mein Tempo.
    Die Hand glitt über das Glas.
    Dann erschien auf dem Rücksitz ein Kopf mit dunkler Mähne. Das nach unten gewandte Gesicht eines Mannes. Die Frau hob ein Bein und stemmte den Fuß gegen die Kopfstütze des Fahrersitzes. Sie trug schwarze Caterpillar-Stiefel, deren silberne Ösen mich höhnisch anfunkelten. Ich blieb stehen.
    Der Mann blickte auf. Eine Sekunde lang rührte er sich nicht, während das vom Fenster reflektierte Licht Streifen auf sein Gesicht malte. Dann zog ihn die Frauenhand wieder nach unten. Bevor er verschwand, grinste er mich an.

4. Kapitel
    Ich kann mich nicht daran erinnern, wie ich mein Auto anließ und den ersten Kilometer durch das Stadtzentrum fuhr. Tatsächlich weiß ich überhaupt nichts mehr, bis Toby Keith sang, dass er es irgendwem zeigen wollte. Als ich dem Bass des Country-Sängers aus Oklahoma lauschte, merkte ich plötzlich, dass ich das Lenkrad mit schweißnassen Händen umklammerte und mir in die Wange biss. Ich raste mit Vollgas an den leeren Gehsteigen der State Street vorbei auf die Berge zu. In den Schau fenstern spiegelte sich der schwarzgraue Himmel, und an den Laternenpfählen flatterten blaue Fahnen.
    Ich sah buchstäblich rot vor

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