Gefürchtet

Titel: Gefürchtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne

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Chili-Kochwettbewerbs. Er warb für ei nen Fön mit dem Slogan »Immer gut geblasen«. Er war Ju rymitglied in einer TV Reality Show namens Rock House. Aber sein Leben war die Musik, und die konnte er nicht aufgeben. Deswegen nahm er ein neues Album auf, und deswegen sollte Jimsonweed in wenigen Wochen auf Tournee gehen.
    Ich glaubte nicht daran, dass die Datura-Schecks aus Zufall gerade jetzt gestohlen worden waren. Und mein Bauch sagte mir, dass PJ etwas damit zu tun hatte.
    Der Ozean unter mir war in Aufruhr. Die bleierne Brandung toste auf dem Sand. Keine Menschenseele war in Sicht. Ich stieg die Holztreppe zum Strand hinunter.
    Allein hatte ich keinen Zugriff auf die Transaktionen von Datura. Um meinen Namen reinzuwaschen, musste ich die Polizei einschalten. Und wenn die Ermittlungen zu PJ führten, ließ sich das nicht ändern.
    Ich wanderte am Strand entlang. Der Sand war von Treibholz übersät. Der Seetang türmte sich zu Haufen, von denen grüne Ranken bis ins Wasser reichten. Immer wieder rollten Brecher heran.

    Es war Ebbe, und die Felsen bei Campus Point ragten aus dem Wasser. Ich kletterte vorsichtig über den rut schigen Stein. Im Kanal waren die Ölplattformen zu sehen. Ein Containerschiff fuhr nach Süden. Vor mir erstreckte sich der Strand in einer unregelmäßigen Linie bis nach Isla Vista. Auf der Steilküste über dem Sand erhoben sich die Häuser vom Del Playa Drive. Ich griff nach einem Stück Treibholz und schleuderte es ins Wasser.
    Wem wollte ich eigentlich etwas vormachen? Selbst wenn es den Sturz vom Balkon wirklich gegeben hatte, würde ich die Frau nicht finden. Die Küstenlinie von Santa Barbara County erstreckt sich über fast zweihundert Kilometer und hat neben Sandstränden eine Menge Buchten, Piers, Felsen und Raffinerien zu bieten. Zeit, nach Hause zu fahren und mich der unangenehmen Realität zu stellen. Und zuallererst musste ich mit Jesse reden. Ich kehrte um.
    Am Point kletterten zwei Männer über die Felsen. Als sie mich entdeckten, beschleunigten sie ihr Tempo.
    Ich bin Fremden gegenüber nicht grundsätzlich misstrauisch, aber bei den beiden hatte ich ein ungutes Gefühl. Ich sah mich nach einem anderen Rückweg um. Doch sie steuerten über die Felsen direkt auf mich zu.
    »Warte«, brüllte der eine von ihnen. »Stopp! Ja, du da, Rowan.«

    Es war die Ratte Gopher aus dem Chaco. Sein fettiges Haar war vom Wind zerzaust.
    »Du wolltest gestern wohl deinen Spaß mit mir haben, was?«
    Schwankend arbeitete er sich über die nassen Felsen in meine Richtung vor. Der zweite Mann folgte ihm. Er wirkte
wie eine größere, kahlere, fittere Ausgabe von Gopher. Der Schnurrbart war jedenfalls identisch. Kein Wunder, immerhin hat Pancho Villa in Santa Barbara seinen letz ten Kampf ausgefochten.
    »Du mit deinen Psychospielchen. Du hast wohl was gegen Männer.«
    Ich hatte mein Handy im Auto gelassen. Was für eine Dummheit! Und der Strand war völlig verlassen. Aber am Campus h inter d er Lagune lag das m eereswissenschaftliche Labor, das mit Sicherheit besetzt war.
    Gopher schob sich die Brille auf die Stirn. »Wir haben ein neues Spiel für dich.« Er wandte sich an sei nen Doppelgänger. »Was meinst du, Murphy?«
    Wie weit war es bis zum Labor? Vielleicht vierhundert Meter? Ich rannte los, aber Murphy sprang mir schon nach zwei Schritten in den Weg. Sein rasierter Schädel war so weiß wie ein glasierter Donut. Trotz des Wetters trug er ein ärmelloses T-Shirt. Die Kälte schien ihm nichts auszumachen. Das Nieten-Hundehalsband und die passenden Lederarmbänder konnten ihn ja wohl kaum warm halten.
    »Wir spielen jetzt Wahrheit oder Pflicht.« Er trat auf mich zu. »Ich fange an. Du lügst und betrügst.«
    Ich wich in Richtung Brandung zurück. »Aufhören! Ich kenne Sie überhaupt nicht.«
    Gopher hangelte sich immer noch über die Felsen. »Die soll ihre Pflicht erfüllen, Murphy. Das ist so eine, die Männer zum Frühstück frisst. Mal schauen, wie es ihr gefällt, wenn sie ihre eigene Medizin zu schlucken kriegt.«
    Murphy hob ein etwa ein Meter langes Stück Treibholz auf, zerbrach es über dem Knie und richtete die zerfaserten Enden wie Spieße auf mich.

    »Merlin, du bist dran. Wahrheit oder Pflicht«, sagte er.
    Gopher hatte endlich den letzten Felsen erreicht und rutschte auf den Sand. »Wahrheit.«
    Murphy stach mit den Stöcken nach mir und trieb mich immer weiter in Richtung Wasser. »Du fängst an. Lügt sie oder weiß sie Bescheid?«
    »Sie weiß Bescheid.