Gefürchtet
Britt getötet, PJ.«
Er blinzelte. »Ich weiß.« Seine Stimme kam aus weiter Ferne. »Er hat die Tür zugemacht.«
Der Wind sprühte Wasser über mein Gesicht, während ich mich in Richtung Steg mühte. Dann wurde mir plötz lich klar, was er da gesagt hatte.
»Du hast auf der Party beobachtet, wie Shaun die Schlafzimmertür geschlossen hat?«
»Hätte nie gedacht …« Er rang nach Luft. »Hätte nie gedacht, dass er es wirklich tut.«
Seine Stimme erstarb. Ich packte ihn fester.
»PJ, soll das heißen, du hast zugesehen, wie sich Shaun mit Brittany eingeschlossen hat, um sie umzubringen?«
»Nicht meine Schuld.«
Das Wasser spülte uns nach oben. »Was ist nicht dei ne Schuld?«
»Sin hat gesagt.«
Wir tauchten in das Wellental ein. Mir war plötz lich noch kälter als zuvor.
»Was hat Sin gesagt?«
Er starrte ins Leere, erinnerte sich dann aber. »Shaun übernimmt den Rest.«
»Welchen Rest sollte Shaun übernehmen, PJ?«
Er öffnete den Mund, aber es dauerte eine Weile, bis er sprach. »Ich hab Britt nur auf die Party geholt.«
Wasser schwappte uns ins Gesicht. Er würgte und ging unter. Als er auftauchte, gurgelte er, hustete aber immer noch nicht.
Ich knirschte mit den Zähnen. »Sin hat gesagt, du sollst Britt auf die Party locken, und Shaun übernimmt den Rest?«
Er antwortete nicht. Ich zwickte ihn.
»Du hast gewusst, dass Shaun sie umbringen würde?«, fragte ich.
»Nein, nur Angst einjagen.« Seine Stimme erstarb.
Ich war angewidert und entsetzt, aber daran durfte ich jetzt nicht denken. PJ schien plötzlich furchtbare Schmerzen
zu haben. Sein Kopf flog nach hinten, und sein Kinn rutschte unter meinem Ellbogen weg. Ich griff fester zu, trat mit aller Kraft mit den Füßen und schlang erneut den Arm um ihn. Er atmete kaum. Sein Gesicht war blass, sein Blick in weite Ferne abgedriftet.
»PJ. Du darfst jetzt nicht einschlafen!« Wenn er das Bewusstsein verlor, waren wir erledigt. »Patrick John Blackburn! Wach auf, du Penner!«
Ich biss ihm ins Ohr.
Er riss den Mund auf. »Autsch!«
Ich holte tief Atem und schwamm mit PJ im Arm di rekt in den Wind hinein. Wir hatten den Steg erreicht, wurden aber vom Wasser in schwindelnde Höhen getragen. Während ich noch auf das nächste Wellental wartete, spürte ich, wie wir erneut abgetrieben wurden. Wenn die Welle brach, würde sie uns mitreißen und in Richtung Ufer spülen. Ich drehte mich um - und prallte mit dem Gesicht in einen Pfeiler.
Vor meinen Augen tanzten Sterne, und PJ entglitt meinem Griff. Das Wasser schlug über mir zusammen. Da war sie wieder, die schwarze Schwinge, die unser Leben zu zerstören drohte.
Eine Hand packte mich am T-Shirt und zerrte mich an die Oberfläche.
»Evan!«
Ich hing schlaff im Wasser. Vor mei nen Augen sprühte ein ganzes Feuerwerk, aber die Hand hielt mich fest.
»Bei ne bewegen!«
Ich strampelte gehorsam. Jesse umklammerte mit einem Arm einen Pfeiler, mit dem anderen holte er mich ein wie einen Fisch an der Angel.
»Halt dich fest!«
Ich packte den Pfeiler, versuchte zu sprechen, wollte seinen Namen sagen, aber ich brachte kein Wort heraus.
In meinen Augen brannten Tränen. »PJ.«
»Ich seh ihn.«
Er tauchte in die pechschwarze Brühe unter dem Pier. Eine Welle rauschte an mir vorbei. Die Holzplanken über mir warfen das Echo zurück. Und da war noch ein Geräusch: die Suzuki rollte langsam über unsere Köpfe hinweg. Ich klammerte mich an den Pfeiler. Dreißig Sekunden später kehrte Jesse mit PJ zu rück. Seine Schwimmzüge waren kräftig, aber die Anstrengung forderte ihren Tribut. Sein Gesicht war angespannt. PJ schien nicht ansprechbar zu sein.
»Das Platschen auf dem Wasser, das warst also du«, stellte ich fest.
»Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.«
»Wie hast du uns überhaupt gefunden?«
»Ev, dein Star-Trek-Slip ist noch aus dem Weltall zu erkennen.«
Das Motorrad dröhnte über uns hinweg. Jesse hielt PJs Kopf über Wasser.
»Ich wollte zum Steg schwimmen«, sagte ich.
»Das geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Riechst du es nicht?«
Doch, das tat ich: Öl. Shaun oder Murphy mussten ein Loch in eine Leitung geschossen haben.
»Aber es hat sich nicht entzündet.«
»Noch nicht.« Er schluckte Wasser und spuckte. »Aber wo ein Leck ist, treten Dämpfe aus. Hitze oder ein Funken könnten das Ganze in Brand setzen.«
Wie vom Auspuff eines Motorrads.
»Wir müssen ans Ufer schwimmen.«
Für einen Augenblick überschattete mich wieder die schwarze Schwinge. Gab
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